Die Kernfrage der Ermittlung dreht sich allerdings immer noch um die Inhalte der Ruihai-Lagerhalle: warum konnten dort toxische Chemikalien, wie Natriumcyanid, Ammoniumnitrat und Kaliumnitrat lagern, obwohl sich die Anlage in weniger als der erforderlichen 1000 Meter Entfernung zu Wohnanlagen und dem öffentlichen Straßennetz befand? Offenbar eine klare Verletzung staatlicher Sicherheitsvorschriften.

Die Besitzer, Sinochem-Manager Yu Xuewei und Dong Shexuan, der Sohn des Hafenpolizeichefs, sagen selbst, dass sie so lange gesucht haben, bis sie eine lizensierte Firma für Sicherheitsinspektionen gefunden hatten, die ihre Anfrage erfüllen würde. Die beiden und mindestens noch acht weitere Topbeamte der Lagerverwaltungsfirma befinden sich derzeit in Untersuchungshaft.

Der Staatsrat versicherte, mit den Ermittlungen die Ursache für die Explosion zu finden, Verantwortungen zuzuweisen und angemessene Strafen zu verhängen. Die Stadtregierung von Tianjin sagte am Mittwoch, dass sie Untersuchungen durch eine Drittpartei veranlassen wird, um zu erörtern, ob einige der geschätzten 17.000 Wohnungen, die durch die Explosion beschädigt oder unbewohnbar wurden, zurück gekauft werden. Hunderte Anwohner hatten eine Entschädigung oder den Verkauf ihrer beschädigten oder zerstörten Wohnungen gefordert. „Wohnungen, die abgerissen werden müssen, reißen wir ab. Wohnungen, die gebaut werden müssen, bauen wir. Müssen Wohnungen zurück gekauft werden, werden sie gekauft“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Tianjins Zong Guoying. Die Lokalregierung sagte zudem, dass sie die Chemieanlagen aus dem Gebiet abziehen will.

Am vergangenen Mittwoch ist auch der amtierende Bürgermeister Huang Xingguo vor die Presse getreten und verkündete, die volle Verantwortung für das Unglück zu übernehmen.

Gegen den Leiter der Behörde für Arbeitssicherheit der Zentralregierung Yang Dongliang wurde wegen des Verdachts auf Korruption ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Er hatte in Tianjin 18 Jahre für den staatlichen Industriesektor und die Lokalregierung gearbeitet und war auf dem besten Weg stellvertretender Bürgermeister zu werden. Berichten zufolge, musste sich aus sein Sohn einer behördlichen Befragung unterziehen.