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03. 03. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Inflation? Kein Ende in Sicht!

Schlagwörter: China, Inflation, Verbraucherpreisindex, CPI
von Hu Yue
In China grassiert die Angst vor Inflation. Die Politik bemüht sich um Lösungsansätze, aber die fortlaufende Teuerung ist schwer in den Griff zu bekommen.

Während die chinesische Wirtschaft langsam wieder Tritt fasst, wächst die Furcht vor einer weiteren Beschleunigung der Inflation. Wie schon vor drei Jahren befinden sich die Preise für alles, was sich im Warenkorb der chinesischen Konsumenten findet, in steilem Aufwärtstrend: von Knoblauch, Teigwaren, Reis, Fleisch bis hin zu Windeln und langlebigeren Gütern.

Der Verbraucherpreisindex (CPI oder VPI) ist der tauglichste Barometer zur Ermittlung der Inflationsrate. Im Januar 2011 kostete der Inhalt des Warenkorbes, der die Berechnungsgrundlage des CPI liefert, 4,9 Prozent mehr als im Januar 2010. Am stärksten sind die Preise für Lebensmittel gestiegen, die nun im Schnitt 10,3 Prozent teurer sind als im Januar des Vorjahres.

"Alles ist teurer geworden", klagt Yu Xiaoshan, eine 46-jährige Hausfrau, die durch die Regalreihen im Jingkelong Supermarkt in Beijing streift. "Gar nicht zu reden von Kleidung und Schuhen. Alles steigt, nur mein Gehalt nicht!"

In den Zeitungen kann man lesen, dass Touristen vom chinesischen Festland in Hongkong die Lebensmittelläden leer kaufen, weil dort die Grundnahrungsmittel, Milchpulver insbesondere, viel billiger sind.

Letztes Jahr hat in China die Inflation noch kaum jemandem Kopfzerbrechen bereitet. Die meisten Volkswirte waren noch Ende 2010 davon ausgegangen, dass der Gipfelpunkt längst überschritten sei und sich die Preise wieder stabilisieren würden. Aber stattdessen gab es ein 18-Monats-Preishoch von 5,1 Prozent im November und 4,6 Prozent im Dezember.

Steigende Preise

Gao Shanwen, Chefvolkswirt der Essence Securities Co. Ltd., stellt fest, dass die Inflation längst nicht mehr nur auf Lebensmittel beschränkt ist, da es einen allgemeinen Anstieg der Fertigungskosten gibt, sind immer mehr Produktgruppen betroffen.

Der Produzentenpreisindex (PPI), ein nützlicher Indikator für inflationäre Tendenzen bei den Entstehungskosten und im Großhandel, lag im Januar um 6,6 Prozent über dem Zahlenwert des Vorjahrmonats, im Dezember waren es nur 5,9 Prozent gewesen. Der Preis für Rohöl ist um 5,4 Prozent gestiegen, der für Kohle um 1,4 Prozent.

"Die Produktionskosten sind dieses Jahr bereits um 10 bis 15 Prozent raufgegangen. Das frisst unsere Gewinnmargen auf", sagt Liu Liang, Vorstand der Donlim Kitchen Group Co. Ltd., einem Haushaltsgerätehersteller aus Zhongshan in der Provinz Guangdong. "Wir versuchen, unsere Produktionsabläufe zu rationalisieren und den Kundenkreis zu erweitern."

"Angesichts der gegenwärtig weltweit überschwappenden Liquidität treiben steigende Rohstoffpreise die Entstehungskosten weiter nach oben", sagt Tan Yaling, Direktor des China Forex Investment Forschungsinstituts.

China hat 68,97 Millionen Tonnen Eisenerz zu einem Durchschnittspreis von 151,4 US-Dollar pro Tonne importiert, wobei dieser Preis innerhalb eines Jahres um 66,1 Prozent gestiegen ist. Es wurden 5,14 Millionen Tonnen Sojabohnen für durchschnittlich 558,1 US-Dollar gekauft. Hier ging der Preis um 20,4 Prozent rauf.

Die Akademie für Sozialwissenschaften geht in einer kürzlich veröffentlichten Analyse davon aus, dass die internationalen Rohstoffpreise aufgrund hoher Nachfrage in den Schwellenländern und einer lockeren Geldpolitik in den Industriestaaten auch 2011 noch steigen werden.

Wang Tao, Chefökonom für die Region China beim Investmentbanker UBS, glaubt, dass der Produzentenpreisindex sich auch in den Verbraucherpreisen spiegeln und damit zur Inflation beitragen wird.

Chen Xingdong, Volkswirt der BNP Paribas Securities (Asia) Ltd. geht von einem ganzjährig hohen PPI aus. Aber wenn es nicht zu einer Überhitzung der Wirtschaft komme, sei es wenig wahrscheinlich, dass er die Marke von acht Prozent überschreiten wird.

Die Ursache

Die übermäßige Liquidität in den letzten beiden Jahren hat den Sturz der Wirtschaft abgefedert, aber zugleich die Inflation angeheizt.

Im Jahr 2010 wurden neue Kredite im Umfang von 7,95 Billionen Yuan (877 Milliarden EUR) ausgegeben, deutlich über der von der Regierung gesetzten Grenze von 7,5 Billionen (827 Milliarden EUR). Im Januar 2011 wurden noch einmal 1,04 Billionen Yuan (115 Milliarden EUR) draufgesattelt.

Yu Song, Analyst bei Goldman Sachs, stellt fest, dass die Inflation immer weitere Bereiche erfasst hat und mittlerweile von den Grunddaten der Wirtschaft befeuert wird, vor allem durch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und nicht mehr nur durch Randereignisse wie schlechtes Wetter, was die Lebensmittelpreise hoch getrieben hat.

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Quelle: Beijing Rundschau

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