Der Aufstieg der Yu Nan

Kaum betrat sie bei den 57. Filmfestspielen in Berlin den roten Teppich, da ging auch schon das Blitzlichtgewitter los. Yu Nan antwortete mit einem zuversichtlichen Lächeln. Ihre vollen Lippen und ihre tief liegenden Augen seien in der Wirklichkeit noch bestechender als auf der Leinwand, sagen Journalisten.

Yu hatte mit ihrem Film Tuyas Ehe, in dem sie eine mongolische Viehhirtin spielt, an dem Festival teilgenommen. Diese Rolle bringt es mit sich, dass man Yus Gesicht über längere Strecken des Films nur teilweise sehen kann. Aber selbst ihr den ganzen Körper bedeckendes Kostüm kann ihre Schönheit nicht verbergen. Der Hollywood Filmkritiker Kirk Honeycutt schrieb: "Yu Nans Schönheit strahlt in jeder Szene, obwohl sie in dicke Kleidung gehüllt und ihr Gesicht halb von einem roten Schal bedeckt ist. Sie hat eines dieser fantastischen aussagekräftigen Gesichter."

Dieses Gesicht strahlte noch mehr, als sie bei dem Filmfest in Berlin mit Regisseur Wang Quan'an auf die Bühne trat, um den Goldenen Bären anzunehmen. Yu ist schon seit acht Jahren die Hauptdarstellerin in Wangs Filmen.

In Tuyas Ehe spielt sie Tuya, eine zurückhaltende aber entschlossene Frau die in dem chinesischen autonomen Gebiet Innere Mongolei lebt. Sie ist mit einem seit einem Unfall körperbehinderten Mann verheiratet. Ihr Mann beschließt, dass sie sich scheiden lassen soll, damit seine noch junge und schöne Frau einen anderen Mann heiraten kann, der in der Lage ist, sich um sie und ihre Kinder zu kümmern. Tuya ist einverstanden, stellt aber eine Bedingung an den neuen Gatten: Er soll sich auch ihres ersten Mannes annehmen.

Yu sagt, dies sei ihre bisher schwierigste Rolle gewesen. Die Drehbedingungen seien hart gewesen, mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und einer trockenen, staubigen Umgebung. Auch habe sie lernen müssen, ein Pferd und ein Kamel zu reiten und Schafe zu hüten. "Bei den Dreharbeiten hatte ich das Gefühl wirklich Tuya zu werden", meint Yu Nan.


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