Überreste des Koguryo-Königreichs erhalten besseren Schutz
Ji'an, Kreisstadt in der nordostchinesischen Provinz Jilin, hat ihren Entwicklungsplan für die Stadt zugunsten des Schutzes der Überreste des antiken Koguryo-Königreichs in der Stadt neu überdacht.

Laut dem Bürgermeister Ji'ans, Xu Caishan, wird das derzeitige Stadtzentrum, in dem sich früher die Stadt Guonei des Koguryo-Königreichs befand, ostwärts verlagert. Daneben werden moderne Gebäude an einen neuen Standort umziehen müssen und in 50 Jahren vollkommen aus dem heutigen Innenstadtbereich verschwunden sein.

Im Rahmen der 28. Konferenz des UNESCO-Welterbekomitees in Suzhou (Provinz Jiangsu, Ostchina) waren die Hauptstädte und Gräber des antiken Koguryo-Königreichs in China in die Welterbeliste aufgenommen worden.

Bei den Ruinen, die sich über das gesamte Stadtgebiet Ji'ans in der nordostchinesischen Provinz Jilin und den autonomen Mandschu-Kreis Huanren der benachbarten Provinz Liaoning verteilen, handelt es sich um drei Städte und 40 Gräber, die Bergfestung Wunu, die Stadt Guonei, die Bergfestung Wandu sowie 14 Gräber von Kaiserfamilien und 26 Gräber von Adeligen. Die gesamte Ruinenanlage entstammt der Koguryo-Kultur, benannt nach der Dynastie, die in Teilen des heutigen Nordchinas und von 277 v.Chr. bis 668 n.Chr. in der nördlichen Hälfte der koreanischen Halbinsel regierte. Wie Bürgermeister Xu erklärt, wird auch der Plan für den Bau eines Industrieparks in der Nähe des Taiwang-Mausoleums aus der Zeit des Koguryo-Königreichs fallengelassen und der Park an einem neuen Standort gebaut, weit vom Mausoleum entfernt.

Das Gebiet der Koguryo-Ruinen ist gleichzeitig für ein Drittel der Bevölkerung von Ji'an Land die Lebensgrundlage. Da sich das Bewusstsein der lokalen Bevölkerung gegenüber dem Schutz von Kulturgütern gesteigert hat, hat sie zugestimmt sich umsiedeln zu lassen.

Im März 2003 zogen die Mitarbeiter der 43 Abteilungen der Stadtregierung von Ji'an aus dem Gebäude der Stadtregierung aus, das auf den Ruinen der Stadt Guonei erbaut worden war. Sie siedelten in 20 einzelne Gebäude um. Der ursprüngliche Standort des Gebäudes der Stadtregierung wurde in einen Ruinenpark des Koguryo-Königreichs umgewandelt, in dem Archäologen eine große Anzahl von Palastruinen entdeckten.

Inzwischen mussten auch 1.150 Familien und 51 Regierungsbehörden, Fabriken, Schulen und Geschäfte mit insgesamt 4.145 Menschen die 108.900 Quadratmeter große sogenannte erste Zone verlassen, welche für die Rekonstruktion der Umgebung bestimmt ist. Durch die Umsiedlung droht der alten Stadtmauer der Stadt Guonei nicht länger Gefahr durch zunehmende menschliche Einflüsse.

Der 53-jährige Bauer Jiang Yuhua aus der Gemeinde Maxian der Stadt Ji'an erklärte, dass er niemals damit gerechnet hätte, dass der Steinhaufen rund 100 Meter von seinem Wohnhaus entfernt das Qianqiu-Grab, eines der Gräber der Adeligen des Koguryo-Königreichs, sein könnte und damit von großer Bedeutung sei. Erst Anfang 2003 suchten ihn lokale Kulturbeamte auf und erklärten ihn, dass der besagte Steinhaufen über 1.000 Jahre alt ist. Zum Schutz des Grabes müsse er umziehen.

Angesichts der Tatsache, dass der "Steinhaufen" für die menschliche Geschichte außerordentlich wichtig ist, stimmte er einer Umsiedlung zu, erzählt Jiang. Schließlich sei es notwendig, für nachfolgende Generationen Opfer zu bringen.

Die lokale Regierung subventionierte die Umsiedlung der lokalen Bevölkerung mit einem Standardsatz von 960 Yuan (ca. 116 USD) pro Quadratmeter. Außerdem unterstützte sie den Bau zweier neuer Dörfer für umgesiedelte Einwohner.

Zum Schutz der Hauptstädte und Gräber des antiken Koguryo-Königreichs in Ji'an verabschiedete die Stadtregierung ein neues Gesetz und ernannte neben dem bisher dreiköpfigen Sicherheitsteam zusätzlich neun weitere Personen für die Sicherheit der Anlagen. Außerdem wurden die Sicherheitsleute autorisiert weiterer 69 Wachen für die Bewachung der 700.000 Quadratmeter großen Schutzzone anzuwerben.

Der autonome Mandschu-Kreis Huanren in der Provinz Liaoning, in dem sich die Bergfestung Wunu, die ehemalige Hauptstadt des antiken Koguryo-Königreichs befindet, hat bisher zwar noch keine neuen Gesetze für die Stätte erlassen, jedoch das Areal der Schutzzone von 2,15 Quadratkilometer auf 34 Quadratkilometer vergrößert. Auch wurden einige detaillierte Gesetze über kulturelle Sehenswürdigkeiten, die natürliche Landschaft und biologische Umwelt in dem Gebiet erlassen.

Laut Sun Xudong, Vorsteher der Kreisregierung von Huanren, wurden eine 75 Meter hohe Fernsehrelaisstation, eine 200 Meter lange Seilbahn und zwei Fabriken innerhalb der Schutzzone abgerissen, um rund 66 Hektar Ackerland wieder in Grünfläche zu verwandeln. Auch 500 moderne Gräber wurden zu diesem Zweck verlagert.

Die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Regierung des Kreises Huanren finanziert die Zusammenstellung von Materialien über die Koguryo-Ruinen für Grundschul- und Mittelschullehrbücher. Der lokale TV-Sender des Kreises Huanren organisierte im gesamten Kreis einen Wissenswettbewerb über Koguryo mit dem Hintergrund, mehr Leute für die Sache des Schutzes von kulturellen Überresten zu gewinnen.

Als Einwohner der Stadt Ji'an ist der 69 Jahre alte Sun Baocheng über die Aufnahme der Koguryo-Ruinen in die Welterbeliste hocherfreut. Der alte

Mann, der in seiner Kindheit oft in der Nähe des Taiwang-Mausoleums spielte, bedauert sein damals ahnungsloses Handeln.

Als er noch ein Kind war, habe er mit den anderen Kindern im Klettern auf die Spitze des Mausoleums gewetteifert. Dabei seien sie sich nicht darüber klar gewesen, dass sie das kostbare Kulturgut beschädigten, so der alte Mann, der noch hinzufügt, dass es sein großer Wunsch sei, für den Denkmalschutz aktiv zu werden.

(Xinhuanet/Übersetzt von China.org.cn, 14. Juli 2004)