Besuch des deutschen Künstlerpaars Meining in Beijing |
Die Theatergruppe norton.commander.productions ist eine der innovativsten Gruppen der freien deutschsprachigen Theaterszene. Sie wurde im Jahre 1995 vom deutschen Künstlerpaar Harriet-Maria und Peter Meining gegründet. Im Dezember 2004 weilte die Theatergruppe zu einem Besuch in der chinesischen Hauptstadt Beijing. Das Goetheinstitut Beijing hatte die Theatergruppe eingeladen, um einen Workshop mit dem Titel "Multimedia in der Bühnenkunst" durchzuführen. Dabei ging es um computergestützte Ton- und Bildtechniken sowie um den Einsatz multimedialer Techniken im Theater. An dem Workshop beteiligten sich chinesische Regisseure, Schauspieler und andere professionelle Künstler. Es war der erste China-Besuch des jungen deutschen Künstlerpaars. Wie Peter Meining erzählte, wusste er nicht sehr viel über Theater in China, bevor er das Land besuchte: "Wir sind da sehr unbeleckt gewesen, wie man so schön sagt. Wir wussten nicht soviel vorher, außer natürlich dass wir schon einmal eine Peking-Oper gesehen haben, vor mehreren Jahren bei 'Theater der Welt'. Und auch in dem Zusammenhang, das war 1996, eine spannende Aufführungsgruppe aus Peking, die glaube ich, die Doktoranten oder so ähnlich hieß, die eingeladen war in Deutschland. Und ansonsten gab es bislang keine Berührungspunkte mit chinesischem Theater." So war dieser Besuch in Beijing eine gute Gelegenheit, das Theater in China kennen zu lernen. Auch die Zusammenarbeit mit Künstlern während des Workshops war für das deutsche Künstlerpaar sicherlich ein Erlebnis. Dazu meint Peter Meining: "Ja, das ist sicher spannend, weil es in der Gruppe ganz viele verschiedene Interessen und Richtungen gibt. Da sind nicht nur Theaterleute, es sind auch Filmstudenten dabei, es sind Bühnenbildstudenten dabei, aber eben Schauspieler und Regisseure, auch bildende Künstler. Und somit ist das Spektrum der Leute sehr weit gefächert und auch für uns sehr spannend, wie die einzelnen Menschen, die einzelnen Richtungen mit der Art von Theater, die wir machen, umgehen." Was während der einen Woche des Workshops geschah, darüber wusste Peter Meining vieles zu erzählen: "Also wir haben am ersten Tag über den Einsatz von Medien und Theater einen Vortrag gehalten, haben Beispiele gezeigt, aus unserer eigenen Arbeit. Und über den Zusammenhang von Video und Theater, dem Wechsel von Film und Theater erzählt und dann haben wir einen Märchenstoff genommen, eine ganz einfache Geschichte von einem Fischer und seiner Frau und haben dann im Laufe der Woche überlegt, wie man diesen Stoff mit Hilfe von Video und von Filmaufnahmen aktuell, so zu sagen, inszenieren könnte. Dann haben wir Fragen entwickelt mit den Teilnehmern, was in diesem Stoff heute in dieser speziellen Situation auch in Peking interessant sein könnte. Also die Frage, was wünsche ich mir für mein weiteres Leben? Was bedeutet Reichtum für mich? Was bedeutet Macht für mich? Oder wie sieht die Zukunft aus? Und da sind mit diesen Fragen, die die Teilnehmer entwickelt haben, sind sie in die Stadt gegangen, haben Interviews geführt, haben Gebäude aufgenommen, haben Filmeaufnahmen gemacht. Dann sind sie wieder hierher gekommen, haben die Materialien gestellt. Wir haben eine Auswahl getroffen, wir haben die Szenen geschnitten und komprimiert und schließlich an diesem letzten Tag versuchten wir, einzelne Szenen mit den aufgenommenen Video Einspielungen zu komprimieren und somit also Medien und Theater zu verbinden." Zur Frage ob das Paar mit dem Ergebnis des Workshops und mit den chinesischen Darstellern zufrieden war sagte Peter Meining: "Ja, sicher. Das waren nicht alles Schauspielstudenten. Da waren natürlich qualitativ große Unterschiede. Aber sie haben sich alle super geschlagen. Man hat gemerkt, dass es Ihnen viel Spaß gemacht hat. Man hätte jetzt einfach noch zwei Wochen mehr Zeit gebraucht oder drei und dann wäre etwas vollständiges entstanden. Aber so mit den Einsätzen sind wir zufrieden." Das spannendste bei diesem Workshop war laut Peter Meining die fremde Kultur und "die Auseinandersetzung mit einer ganz anderen Welt, die einzelnen Personen, die dahinter stehen, die mit ihren Biographien etwas ganz anders vermitteln, was man eben nicht kennt, und aus ganz anderen Hintergründen kommen als man selber, das ist das Spannendste." Ferner vertrat Peter Meining die Ansicht, dass ein derartiger Austausch von Künstlern Chinas und Deutschlands für beide Länder sinnvoll und nutzbringend sei: "Also China spielt ja nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit von Interesse, besonders die Prozesse, die hier stattfinden. Es ist nicht nur kulturell, sondern eben auch politisch sehr hoch. Es kommen viele Menschen hierher, das heißt, es gibt eine große Aufmerksamkeit. Und wiederum mit der Öffnung Chinas zur Welt hin gibt es natürlich auch viele Einflüsse und viele Denkansätze, die wiederum für China und für Künstler hier interessant sein könnten." Das Künstlerpaar hat sich natürlich nicht die Gelegenheit entgegen lassen, in Beijing auch eine Aufführung der Peking-Oper zu besuchen. Für Peter Meining war das ein durchaus beeindruckendes Erlebnis: "Wir haben einen Ausflug gemacht am Abend vor drei Tagen, wo wir eine Peking Oper oder Ausschnitte aus einer Peking Oper gesehen haben. Es war sehr interessant, auf jeden Fall. Obwohl es natürlich sehr ungewohnt ist für uns sehr europäisch geprägte Theaterleute, mit diesem Formalismus. Also das ist eine ganz andere Art von Theater, so wie wir sie kennen, die sehr geprägt ist von der Tradition, die ganz andere Gewichtungen hat als im europäischen Theater." (CRI/China.org.cn, 10. Januar 2005) |