In der letzten Zeit kursieren Gerüchte, nach denen die Schauspielerin Tang Wei von dem chinesischen Amt für Rundfunk, Film und Fernsehen gebannt wurde. Ein hoher Beamter hat dieses Gerücht nun am Rande einer Sitzung der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes indirekt bestätigt.
Nach einem Bericht der Webseite der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua, habe Zhang Haitao, der stellvertretende Direktor des Amtes für Rundfunk, Film und Fernsehen, auf die Frage eines taiwanesischen Journalisten geantwortet, "diese politische Maßnahme ist nicht gegen ein spezifisches Individuum gerichtet" und damit das Gerücht indirekt bestätigt. Zhang weigerte sich, genauere Angaben über die Gründe von Tang Weis Bann zu machen.
Tang Wei ist eine Schauspielerin im Aufwind, die über Nacht durch Ang Lees Agententhriller Gefahr und Begierde international bekannt wurde. Lees Film war im vergangenen Jahr in die Kinos gekommen. Nach einigen Berichten ist Tang bereits seit dem 5. März gebannt, als die Leiter verschiedener chinesischer Fernsehstationen die Anweisung erhalten hätten, nicht mehr über die Schauspielerin zu berichten und sämtliche Werbespots mit ihr aus dem Programm zu nehmen. Sowohl Zhang als auch die Sprecher Tangs weigerten sich, weitere Kommentare zu der Angelegenheit zu machen.
In der chinesischen Internetgemeinschaft wird spekuliert, dass Tangs Bann möglicherweise mit dem Film Gefahr und Begierde in Verbindung steht, einem in China zum Teil als "unpatriotisch" und "erotisch" gebrandmarktem Film des Regisseurs Ang Lee, ergaben Nachforschungen von China.org.cn.
In dem Film spielt Tang eine Studentin, die ihre Schönheit dazu nutzt, einen Chinesen zu verführen, der während des 2. Weltkrieges mit den Japanern kollaboriert und in Shanghai in einer Einheit des Nachrichtendienstes arbeitet. Sie versucht eine Gelegenheit zu finden, um ihn umzubringen, aber gibt im letzten Moment ihren Plan auf, da sie sich in ihren Feind verliebt hat. Diese Entscheidung zahlen sie und ihre Verbündeten mit dem Leben.
Der kontroverse Film gewann bei den 64. Filmfestspielen in Venedig den Goldenen Löwen und bei der Verleihung der Golden Horse Awards in Taiwan sieben Auszeichnungen.
Die zensiere Version des Films, bei der alle expliziteren Sexszenen von Ang Lee persönlich nahezu vollständig herausgeschnitten wurden, kam im vergangenen November in die Kinos auf dem chinesischen Festland und spielte über 120 Millionen Yuan (11 Millionen Euro) ein. Damit war Gefahr und Begierde im letzten Jahr auf dem chinesischen Festland einer der drei erfolgreichsten chinesischen Filme.
Am vergangenen Freitag wiederholten die chinesischen Behörden ihre Kriterien für die Zensur eines Films. Demnach müssen Filme mit expliziten Sexszenen und Angst hervorrufenden Elementen vor ihrer Veröffentlichung geschnitten oder abgeändert werden.
Diese Bestimmung solle die Film- und Fernsehunterhaltung "reinigen" und für die Öffentlichkeit eine "harmonischere" und "gesündere" Film- und Fernsehumgebung schaffen, erklärte das Amt in einer Bekanntmachung auf seiner Webseite.
Aus Gerüchten geht hervor, dass Tang Wei und Gefahr und Begierde das erste Ziel der Bestimmung seien könnten.
"Ich bin sehr enttäuscht, dass Tang Wei von dieser Entscheidung geschädigt wird“, erklärte Regisseur Ang Lee. Außerdem drückte Lee seine Unterstützung für Tang aus und erklärte zu dem vermuteten Bann: "Sie hat eine herausragende Leistung in einem Film vollbracht, der korrekt produziert und vertrieben wurde. Wir werden alles tun, um sie in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen." |