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10. 04. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Jackie Chan gibt sich ein neues Gesicht

Nachdem der wohl berühmteste asiatische Schauspieler immer mehr oder weniger gleiche Filme gedreht hat, will er sich nun von einer ganz neue Seite zeigen. Er möchte nicht immer nur der charmante, nette Junge sein, sondern auch mal eine andere Figur spielen.

1 Nachdem der wohl berühmteste asiatische Schauspieler Jackie Chan immer mehr oder weniger gleiche Filme gedreht hat, will er sich nun von einer ganz neuen Seite zeigen. 1

Action ist weiterhin ein wichtiger Bestandteil von Jackie Chans Filmen. Bekannt dafür sind (von links nach rechts): "Sie nannten ihn Knochenbrecher", "Rush Hour", "The Forbidden Kingdom" und auch der neue "Der Shinjuku-Zwischenfall" [Archivfotos]

Am Tag nach der Eröffnung des Hongkonger Filmfestivals, scheint einer der berühmtesten Söhne der Stadt, Jackie Chan, ein weiteres Mal der Mann der Stunde zu sein. Der inzwischen 55 Jahre alte Schauspieler betritt das noble, westlich eingerichtete W Hotel. Er trägt einen traditionellen chinesischen Tangzhuang, passt aber trotzdem gut in die Szene. Obwohl ihm noch ein langer Tag bevorsteht, ist der Star gesprächig.

Er erzählte, die Premiere von Derek Yees "Der Shinjuku-Zwischenfall" sei unterhaltsam gewesen, er habe sich jedoch gewundert, ob das Publikum den von ihm gespielten Charakter akzeptieren würde oder nicht. "Die Figur war eine völlig neue Herausforderung für mich. Sie ist zu finster." Im Film spielt Chan "Stahlkopf", ein Chinese, der illegal in Japan lebt und arbeitet, während er nach seiner verschwundenen Freundin sucht. Stahlkopf trifft auf die Yakuza, die japanische Mafia, und wird Anführer der Gang im Tokioer Shinjuku-Distrikt. Dabei verhält er sich nicht immer redlich, entspricht also nicht den Charakteren, die Chan sonst gespielt hat. Er ist zwar nicht gerade ein Antiheld, aber viel fehlt nicht.

"Ich wusste, ich wollte einmal etwas anderes machen", erzählte der Schauspieler. Vielleicht bezieht er sich damit auf sein Alter und die veränderten Ansprüche des Publikums. "Ich kann doch nicht weiter hin "Rush Hour" Teil eins, zwei und drei, "Sie nannten ihn Knochenbrecher" Teil eins und zwei, "Police Story" Teil eins bis sechs und so weiter drehen. Ich wollte etwas Neues während der letzten Paar Jahre, die ich noch als Schauspieler arbeite, machen; nicht nur gute, sondern auch böse Jungs spielen. Mein Traum ist es, in ein paar Jahren ein asiatisches Pendant zu Robert De Niro zu sein."

Ein besserer Vergleich für Chans Karriere als De Niro könnte aber auch Dwayne Johnson sein, der ehemalige Westler, der auch als "The Rock" bekannt ist. Der konnte sich nämlich zu einem hervorragenden Allrounder entwickeln, der sowohl im Actiongenre (mit "Doom"), wie auch in Komödien ("Get Smart") und Familienfilmen ("Die Jagd zum magischen Berg") gern gesehen wird. Chan befindet sich auf einem ähnlichen Weg: seine Filme "Babyplan", "Rush Hour 3" und "The Forbidden Kingdom" waren bereits im Westen große Erfolge. Dies Bedeutet aber nicht, dass Chan leichtes Spiel hat: Die Rolle in "Der Shinjuku-Zwischenfall" erhielt er vor allem daher, da er in selber produziert hatte.

Chan hat jedoch auch sonst im Großen und Ganzen ähnliche Pläne wie "The Rock". In den nächsten paar Jahren möchte er Figuren aller möglichen Gattungen spielen. Und seine Rolle in "Der Shinjuku-Zwischenfall" kann als erster Schritt auf dem Weg dazu verstanden werden. Als nächstes kommt "Der Spion von Nebenan", ein amerikanischer Film von Brian Levant über einen Babysitter, dessen Auftrag und einen versehentlich herunter geladenen Geheimcode. Zudem auch "Big Solider", eine schwarze Komödie aus China, "Kung-Fu Kid", ein Remake des Klassikers "Karate Kid" von 1984 und danach "Tierkreiszeichen", ein weiterer Actionfilm, bei welchem möglicherweise Zhang Yimou Regie führen wird.

Bald keine Hongkonger Filme mehr? Chan ist seit den frühen Siebzigern ein wichtiger Kopf der Hongkonger Filmindustrie, sei es als Schauspieler, als Stunt-Choreograf, als Regisseur oder jüngst auch als Produzent (er leitet JCE Entertainment). Fragt man ihn, ob die Hongkonger Filmindustrie in schlechter Verfassung sei, antwortet Chan gerade heraus: "Ja, ich glaube, in ein paar Jahren wird es keine Hongkongfilme mehr geben. Dafür gibt es immer mehr chinesische Filme." Doch dies sei nicht unbedingt schlecht, so Chan. Er ist der Auffassung, dass die sich ändernden Geschmäcker und Prioritäten des Publikums zu natürlichen Veränderungen der Produktionsstandorte führten.

Jetzt, da die Panik vor China, welche sich 1997 vor der Übergabe in Hongkong breit machte, vorüber ist, kehren "Die Kinder der Stadt zurück. Waren sie damals 10 Jahre alt, so sind sie heute über 20." Die Filminvestitionen in Hongkong sind genau wegen dieser Rückkehrer mit ihren westlichen Geschmäckern so stark zurückgegangen. Daher ist sich Chan sicher: "Chinesischen Filmen gehört in Asien die Zukunft. Wie könnte es auch anders sein? Hier in Hongkong gibt es noch 47 Kinos, früher waren es hunderte. Hongkong ist so klein und die Immobilienhaie sollten darum mehr Wolkenkratzer bauen. Es gibt nicht genug Kinos, und das Hongkonger Publikum orientiert sich vor allem nach Westen. In China hingegen gibt es jeden Tag ein neues Kino. Nächstes Jahr werden es dort über 6000 sein!". An alle Fans des traditionellen Jackie Chans rät der Pragmatiker, sich auf das chinesische Festland zu verlassen.

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Quelle: China Daily

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