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11. 05. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Joseph Needham: Ein Forscher, der China und eine Chinesin liebte

Simon Winchester, ein britischer Schriftsteller will mit seinem Buch "The man who loved China" an Joseph Needham erinnern und zugleich darauf hinweisen, dass China nicht am Rande, sondern im Zentrum der menschlichen Zivilisation steht.

Simon Winchester, ein britischer Schriftsteller will mit seinem Buch 'The man who loved China' an Joseph Needham erinnern und zugleich darauf hinweisen, dass China nicht am Rande, sondern im Zentrum der menschlichen Zivilisation steht.

Vor 1996 hatte der britische Schriftsteller, der mit dem Schreiben als Journalist begann, keine Ahnung von seinem Landsmann Joseph Needham (1900-1995), dem in China recht bekannten Biochemiker von der Universität Cambridge.

1996 begann Winchester in Shanghai mit den Arbeiten für sein Buch über den Jangtse. Ein Freund empfahl ihm zwei Bücher für seine Beschreibung des Drei-Schluchten-Gebiets, eins davon war die von Needham herausgegebene Schrift Science and Civilization in China, Vol. IV, Part 3: Civil Engineering and Nautics.

"Das Buch beinhaltet einfach alles, was es zu wissen gibt über die Beziehung zwischen China und dem Wasser, einschließlich der Verwendung des Kompasses, der Kenntnis von Schiffsrouten, der Aufriss-Pläne der Schiffe der Ming- und Qing-Dynastie (1368-1912). Nach der Lektüre des 984-Seiten-Buchs war ich geplättet", erklärt Winchester der Beijing Rundschau. "Mein Freund sagt mir, ‚Wissenschaft und Zivilisation in China’ (Science and Civilization in China) ist das umfangreichste Buch über China in englischer Sprache. Das Werk hat die Auffassung des Abendlandes über China grundlegend verändert."

Ende der 30er Jahre kam Needham in Cambridge in Kontakt mit Biochemikern aus China, was sein Interesse an chinesischer Sprache und Kultur erweckte. Als Leiter einer britischen Forschergruppe reiste er 1943 zum ersten Mal nach China. Auf ausgedehnten Reise durch das ganze Land sammelte er alte Bücher und seltene Manuskripte. Dabei entdeckte er in Yunnan zufällig, dass die Okuliertechnik bei Obstbäumen in China schon 600 Jahre früher als in Griechenland eingeführt worden war. Aber der westlichen Welt war dies vollkommen unbekannt geblieben. Fortan widmete er sich der Verbreitung der naturwissenschaftlichen und technischen Kenntnisse und Fertigkeiten des alten China. Im Jahre 1954 erschien der erste Band seiner monumentalen "Wissenschaft und Zivilisation in China". Bis zu seinem Tod im Jahr 1995 sind insgesamt 17 Bände erschienen.

Needham hat einmal gesagt, wenn man im Westen die Arbeit der chinesischen Regierung tatsächlich würdigen will, muss man einige Charakterzüge der traditionellen chinesischen Kultur zur Kenntnis nehmen. Gerade in diesem Bereich aber ist das Wissen über China ausgesprochen mangelhaft. Tatsächlich haben viele chinesische Gelehrte durch das Herabwürdigen der Leistungen der alten chinesischen Kultur die großartigen Veränderungen nach der Gründung der Volksrepublik hervorzukehren versucht. So wurden die großen Leistungen der chinesischen Philosophie und Kunst, vor allem aber von Wissenschaft und Technik unterschätzt. Dies glich einer Art "kultureller Selbstaufgabe". Needham schlug hingegen vor, dass andere Länder von China lernen sollten: weniger vom gegenwärtigen China als vom China der Vergangenheit. Denn durch Kenntnis der Weisheiten und Erfahrungen der Chinesen kann man zur Lösung vieler aktueller Weltprobleme gelangen.

Simon Winchester glaubt, dass viele Leser wissen wollen, "warum Needham, der Mann aus dem Westen, China so sehr in sein Herz geschlossen hat. Seine Liebe zu China ist meiner Meinung nach seiner Liebe zu Lu Gwei-Djen und deren chinesischer Muttersprache geschuldet."

Lu Gwei-Djen war die Geliebte von Needham, und als er 85 Jahre war, wurde sie seine zweite Ehefrau. In seinem Tagebuch schrieb Needham, dass er Lu im Jahr 1937 kennen gelernt hatte, Die beiden begannen im Februar 1938 eine Affäre. Das erste in seinem Tagebuch auftauchende Schriftzeichen war das Wort "Zigarette". Winchester meint, dass damit die "Tür zu einer völlig fremden Welt geöffnet worden ist. So lernte Needham Chinesisch und wurde der größte China-Experte seiner Zeit. Alles stammt aus einer Liebesaffäre. Ich denke, das ist ein sehr schöner Anfang".

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Quelle: Beijing Rundschau

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