Home Aktuelles
Multimedia
Service
Themenarchiv
Community
Home>Kultur Schriftgröße: klein mittel groß
28. 04. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Handwerker baut aus Freude traditionelle Windräder

Schlagwörter: Spielsachen, Luxus

Wenn Sie mit Chinesen über Windräder plaudern, werden Sie wahrscheinlich nicht als erstes von den riesigen Windkraftwerken hören, sondern von einem einfachen bunten Gegenstand aus einer Zeit, als Spielsachen noch Luxus waren.

Als China Daily das Studio von Wang Guohua besuchte, war der 63-Jährige gerade damit beschäftigt, die Bestandteile für die Windräder zu formen. "Bitte entschuldigen Sie die Unordnung. Unser Haus dient auch als Lager für die unterschiedlichen Bauteile der Windräder", sagt Niu Junhua, die Ehefrau und Assistentin von Wang.

Die kleinen, bunten Windräder tauchten bereits auf Gemälden aus der Song-Dynastie (960-1279) auf. Ursprünglich waren sie vor allem am zweiten Tag des chinesischen neuen Jahr benutzt worden, um den Gott des Reichtums willkommen zu heißen. "Etwas später begannen die Leute, die Windräder in der Nähe ihrer Haustür zu platzieren und zu warteten, bis sie kaputt gingen. Die Legende will nämlich, dass der Gott der Armut sich vor nichts so sehr fürchtet wie vor beschädigten Gegenständen", erklärt Wang.

Die Windräder werden aus einem Getreidestängel, gummiertem Lehm und Papier hergestellt, sagt Wang. Ein gutes Windrad sollte eine angemessene Struktur aufweisen, bunt bemalt sein und einen hellen Klang von sich geben, wenn es sich im Wind dreht. Die Konstruktion umfasst im Wesentlichen vier Schritte: Zunächst müssen die Stängel zurechtgeschnitten und verwoben werden, um die Grundstruktur zu bilden. Danach gilt es, das Papier einzufärben und ihm die Form eines Rads zu geben. In einem dritten Schritt wird der Lehm mit Baumwolle vermengt, um eine Drehtrommel zu formen. Schließlich werden die Teile zusammengesetzt.

"Unser größtes Problem besteht heute darin, die Rohmaterialien zu bekommen", sagt Wang. Die Stängel der Sorghum-Hirse sollten lange und dick sein. Doch diese Sorghum-Art hat keinen so hohen Ertrag, weswegen sie von immer weniger Menschen angepflanzt wird. Der verwendete Lehr muss eine so hohe Viskosität aufweisen, wie sie normalerweise nur in einer Tiefe von fünf bis zehn Meter unter dem Boden gefunden werden kann. Die Färbemittel müssen von Pflanzen stammen und können nicht in Beijing gefunden werden. "Meine Frau hat noch immer ein kleines Grundstück in ihrer Heimat in der Provinz Hebei, wo wir die passende Getreideart selber anpflanzen", erläutert Wang. "Den Ton holen wir von Baustellen, wenn irgendwo ein Fundament gelegt wird. Und die Färbemittel gibt es glücklicherweise in der Provinz Hebei noch zu kaufen."

In Wangs Familie weiß jeder, wie man Windräder macht: Seine Mutter, die vor drei Jahren im Alter von 92 Jahren gestorben ist, wie auch seine 15-jährige Enkelin. Wang und Niu fanden zueinander, weil sich beide für Volksspielzeug interessierten. Sie haben nicht nur Windräder gebaut, sondern auch Drachen. Darüber hinaus sammelten sie Handwerksprodukte wie Scherenschnitte sowie Teig- und Tonfiguren. "Obwohl das inzwischen alles für uns ein Hobby ist, war das früher doch in erster Linie ein Handwerk, das wir ausübten, um zu überleben", erinnert sich Wang.

In den 1970er-Jahren musste Wang seine fünfköpfige Familie mit einem Monatsgehalt von 36 Yuan ernähren. Um über die Runden zu kommen, versuchte das Paar alle Arten von Gelegenheitsjobs: Die Verarbeitung von Kleidung und das Zusammensetzen von Streichholzschachtel. Für letzteres konnte er 7 Jiao für 1200 Schachteln verdienen. Es brauchte vier Menschen, welche die ganze Nacht arbeiteten, um 900 Schachteln zusammenzusetzen. Nachdem er seinen Lehrmeister Cao Changshan getroffen hatte, dessen Familie bereits seit vier Generationen Windräder herstellt, versuchte er, mit der gleichen Kunst seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

"Es war keine gute Arbeit", erinnert sich Wang. "Die meisten Hersteller von Windrädern waren damals Bauern. Wenn es auf dem Hof wenig Arbeit gab, stellten sie Hunderte Windräder her und verkauften sie später auf den Tempelmessen während des Frühlingsfests, um ein zusätzliches Einkommen zu erwerben."

1   2   vorwärts  


Quelle: China Daily

Druckversion | Artikel versenden | Kommentar | Leserbrief | zu Favoriten hinzufügen | Korrektur

Kommentar schreiben
Kommentar
Ihr Name
Kommentare
Keine Kommentare.
mehr