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03. 05. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Das Kino sucht neue Helden

Schlagwörter: Schauspieler, Führer, Verantwortung

Dazu kommt, dass man mit der Darstellung von politischen Führern auch eine Verantwortung übernimmt – etwas, was Liu nie vergessen darf. "Ich begegne manchmal auf der Straße Rentnern, die mit Tränen in den Augen meine Hand halten und sagen, dass sie zu dem ehemaligen Premier Zhou Enlai wie zu einem Vater empor gesehen hätten. Ich begegnete aber auch Jugendlichen, die mir erzählten, dass ihr Verständnis unserer Führer von meiner Darbietung stammt. Manche verbinden ihre Gefühle für unsere Führer mit mir, was einerseits eine Ehre, aber auch eine Belastung ist."

Die Bezahlung bei patriotischen Filmen oder TV-Shows ist niedriger als im Markt üblich. Dies nicht ohne Grund. "Es wäre seltsam, wenn ich bei einem roten Film um eine höhere Gage feilschen würde", sagt Liu, denn ein Auftritt in einem solchen Film gilt auch als ehrenvoll. Er wolle ja auch nicht unpatriotisch wirken.

Diese Spezialschauspieler hatten ihre beste Zeit in den 1980er-Jahren, als die kulturellen Produkte limitierter waren und die Menschen noch eine frische Erinnerung an die Revolutionsführer hatten, von denen die meisten in den 1970er-Jahren starben. Damals konnte Schauspieler wie Gu Yue oft spontanen Applaus ernten, wenn sie in der Öffentlichkeit auftraten. Doch seit den 1990er-Jahren hatten die Menschen in der Folge der Reform- und Öffnungspolitik mehr kulturelle Angebote, darunter auch Blockbuster aus den USA, die seit 1994 in den chinesischen Kinos gezeigt werden konnten. Patriotische Filme und Fernsehdramas hatten gleichzeitig wenig Neues zu bieten hinsichtlich ihrer Geschichten und den dargestellten Charakteren. Sie verloren daher zunehmend an Popularität.

Eine weiterentwickelte Makeup-Technik ermöglicht es nun auch jüngeren, gut aussehenden Schauspielern, solche Rolle zu übernehmen. Ein Beispiel für diesen neuen Typ ist Tang Guoqiang, der zuvor Beamte, Soldaten und Kaiser gespielt hatte, als er 1996 die Rolle von Mao übernahm. Er versuchte nicht einmal, dessen speziellen Hunan-Dialekt nachzuahmen und wurde dafür gelobt. "Dem heutigen Publikum reichen die stereotypischen Versionen der Führer nicht mehr", sagt der Kritiker Tan Fei. "Die Leute wollen die Persönlichkeit sehen. Wie jemand aussah und was er in der Geschichte leistete, ist ihnen nicht mehr so wichtig. Das haben sie bereits in vielen anderen Werken gesehen." Die Regisseurin Chen Li stimmt dem zu: "Ging es in der Vergangenheit darum, das Bild eines Führers in einem historischen Umfeld zu malen, so ist der Fokus nun eher der, sein Innenleben aufzuzeigen", sagt sie.

Der Film "Die Gründung einer Republik" im Jahre 2009 war daher ein Meilenstein. Mit ihm wurde das 60. Jubiläum der Volksrepublik China gefeiert. Mehr als 100 Stars traten in dem Streifen auf. Unter ihnen auch Jackie Chan und Zhang Ziyi. Der Film spielte rund 400 Millionen Yuan (58 Millionen US-Dollar) ein, was für dieses Genre ein Rekordergebnis ist. In ihm spielte Tang Mao und Liu Jin stellt Zhou Enlai dar. Ihre lebhafte Interpretation der Geschichte, in der Zhou leidenschaftlich tanzt und Mao nach den Sieg in einer Schlacht wie ein Kind lacht, wurde dafür gelobt, dass sie mit Stereotypen brachen.

Zahlreiche Nebenrollen wurden an Stars vergeben, welche noch nie zuvor Politiker gespielt haben. Unter ihnen waren etwa Regisseur Chen Kaige, der als General Feng Yuxiang auftrat, und Chen Kun, welcher Chiang Ching-kuo spielte. Obwohl die beiden den Originalfiguren in keiner Weise ähnelten, wurden ihre Auftritte gelobt. "Dies zeigt, dass rote Filme noch immer ein Publikum finden, wenn die Geschichten gut erzählt werden und die Figuren als reale, multidimensionale Menschen dargestellt werden", sagt der Schauspieler Liu Jin. Kritiker Tan Fei sieht die offenere Haltung der Behörden als einen ermutigenden Trend: "Es ist ein großer Fortschritt, vielfältigere und überzeugendere Interpretationen der Führer zuzulassen", sagt er. "Die Kunst gewinnt die Menschen, indem sie ihnen die Menschlichkeit zeigt, nicht aber durch die Schaffung eines großen Totems."

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Quelle: China Daily

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