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17. 10. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Blinde deutsche Lehrerin hilft sehbehinderten tibetischen Kindern

Schlagwörter: Sehbehinderung Tibet  blind

Mit einer Behinderung leben zu lernen ist nicht leicht, besonders, wenn es sich um eine Sehbehinderung handelt. Doch für Sabriye Tenberken aus Deutschland ist die Blindheit noch lange kein Grund, nicht auch ein erfolgreiches, glückliches und für andere Menschen inspirierendes Leben leben zu können.

Seit mehreren Jahren schon unterrichtet Tenberken blinde Kinder in Tibet. Selbst seit dem Alter von etwa 13 Jahren auf Grund einer angeborenen und fortschreitenden Netzhautdegeneration vollständig erblindet, bringt sie den Kindern bei, wie sie für sich selbst sorgen können. Die Gründerin des Projekts "Braille without Borders" – Blindenschrift ohne Grenzen – ist dabei eine ständige Quelle der Inspiration für die Kinder.

Das Ziel des Projektes ist es, 100 blinde tibetische Kinder vollständig in die tibetische Gesellschaft zu integrieren. Das ist keine leichte Aufgabe, denn einerseits ist Tibet einer der abgelegensten Orte der Welt. Andererseits gab es in Tibet bis vor einigen Jahren praktisch keine Schulen für blinde Kinder.

Als Sabriye Tenberken 1997 alleine nach Tibet reiste, war sie zunächst erschüttert über die Zustände vor Ort: "Die meisten der blinden Kinder kamen aus ländlichen Gebieten, wo sie das Haus ihrer Eltern meist nicht verlassen durften, da die Blindheit in Tibet als Strafe für Verfehlungen in einem früheren Leben gilt", sagt Tenberken. "Ich war schockiert über die Zustände vor Ort. Diese Kinder waren doch überhaupt nicht anders als all die anderen tibetischen Kinder, denn meiner Erfahrung nach kann ein blinder Mensch mit dem entsprechenden Training jede Herausforderung meistern."

Schon kurz nachdem sie 1970 in Köln auf die Welt kam wussten die Eltern von Sabriye Tenberken, dass ihre Tochter bald erblinden würde. Und so reisten sie viel mit ihrer Tochter umher, damit diese vor ihrer Erblindung noch so viele Farben, Bilder und visuelle Eindrücke wie möglich in sich aufsaugen konnte.

Später besuchte Tenberken eine deutsche Blindenschule, wo sie neben Reiten, Ski fahren und Wildwasser-Rafting auch lernte, ein völlig eigenständiges und unabhängiges Leben zu führen. "Die Techniken und Unterrichtsmethoden an dieser Schule öffneten mir die Tür in eine neue Welt. Ich fühlte mich gar nicht sehbehindert."

An der Universität von Bonn schrieb sie sich für das Fach zentralasiatische Studien ein. In dem Studiengang gab es auch einen Kurs für Tibetisch, und hier wurde Tenberkens Interesse an Tibet geweckt. Da sie die erste blinde Studentin war, die an der Uni Bonn Tibetisch studierte, kam ihr die wichtige Aufgabe zu, eine Blindenschrift für das Tibetische zu entwicklen, denn diese gab es damals noch gar nicht.

Ihre erste Reise nach Tibet musste Tenberken 1994 wegen Höhenkrankheit abbrechen. Unbeeindruckt versuchte sie es drei Jahre später noch einmal. "Mir ging es bei dieser Reise nicht nur darum, mich über die Lebensumstände blinder Kinder in Tibet zu informieren, sondern auch darum, herauszufinden, ob sich für die von mir entwickelte Blindenschrift eine Verwendung finden ließe."

Auf dieser zweiten Tibetreise traf Tenberken auch ihren späteren Lebensgefährten, den niederländischen Ingenieur Paul Kronenberg. Dieser kündigte kurze Zeit spärer seine gut bezahlte Arbeitsstelle und schloss sich Tenberken an. Gemeinsam iniziierten sie ihr Schulprogramm auf dem "Dach der Welt".

"Als wir in Tibet ankamen, gab es keine Blindenschulen. Wir entschieden uns 1998, eine Grundschule für blinde Kinder in Lhasa zu eröffnen", sagt Tenberken. Vieles von dem, was hier unterichtet wird, hat Tenberken selbst während ihrer Schulzeit in Deutschland so gelernt. Neben den obligatorischen Unterrichtsinhalten lernen die Kinder auch, besser miteinander zu kommunizieren und sich gegenseitig ihre Erfolgserlebnisse mitzuteilen. Die Ausbildung dauert zwei Jahre. In dieser Zeit lernen die Kinder, dass sie sich auch ohne ihr Augelicht orientieren und im Alltag zurechtfinden können. Außerdem gibt es tibetischen, chinesischen und englischen Sprachunterricht sowie Mathematik, die sie über die Blindenschrift lernen können.

"Es gibt auch eine Druckerpresse für Blindenschrift, ein Programm zur Integration blinder jugendlicher in normale Schulen und Arbeitssituationen sowie ein Berufsbildungszentrum auf einem Bauernhof in Shigatse, in dem die blinden Jugendlichen die Gärtnerei, die Tierhaltung und Tierzucht, die Produktion von Milch und Käse, das Backen sowie Handarbeiten wie zum Beispiel das Stricken oder das Knüpfen von Teppichen erlernen können. Derzeit haben wir ungefähr 50 Jugendliche, die hier verschiedene Berufe erlernen. Auf dem Bauernhof unterrichten insgesamt 19 Lehrer und Trainer. Sechs von ihnen sind selbst blind oder sehbehindert", führt Tenberken aus.

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Quelle: german.china.org.cn

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