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18. 11. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Aufklärung im Dialog: Braucht China eine "Anti-Aufklärung"? Exklusiv

Schlagwörter: Aufklärung, Anti-Aufklärung China Dialog Philosophie
"Aber wenn du einem solchen 'Aberglauben' anhängst, dann bist du auch nicht mehr in der Lage, 'dich deines eigenen Verstandes zu bedienen'", erklärte der Professor. Um die gegenwärtigen Probleme, die nach der Aufklärung auftauchten, zu überwinden, habe man sich aus dem "Aberglauben der Aufklärung" zu befreien und nach neuen Leitgedanken zu suchen, meinte Gan. In der Zeit des antiken Griechenlands und der Bewegung der Anti-Aufklärung in den 60er bis 80er Jahren sowie den Gedanken der Philosophen in Altchina, wie Laotse und Konfuzius, finde man eventuell die richtige Lösung, so der Professor in seiner Rede.

Wolf Lepenies, ein deutscher Soziologe, hält im Video eine Rede.

Wolf Lepenies, ein deutscher Soziologe, hat wegen seiner Abwesenheit während des Dialogs die Videoaufnahme seiner Rede zu diesem Thema veröffentlich lassen. "Nicht die Ähnlichkeiten ähneln sich, sondern die Unterschiede", zitierte der Professor das Motto des bekannten französischen Anthropologen Claude Levi-Strauss. Dabei betonte er, man solle anstatt von "Aufklärung" lieber von "Aufklärungen" sprechen. Aufklärung sei, so der deutsche Soziologe, kein Produkt von Frankreich, sondern jedes Land habe eine Aufklärung mit eigenen Besonderheiten erfahren. Die westlichen Länder sollten die Unterschiede bei der Entwicklung respektieren und ihre eigenen Werte den anderen Ländern nicht aufdrängen. Doch die universellen Werte, die aus der Aufklärungszeit hervorgegangen sind, wie die Demokratie, müssen überall Anerkennung finden, so der Professor.

Zhao Tingyang, Forscher am Institut für Philosophie der chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, äußerte jedoch im Dialog seine Skepsis gegenüber den Argumenten von Professoren Lepenies. "Um zu beurteilen, ob dieser Wert universell ist, gibt es zwei Kriterien: zum einen sollen alle Menschen diesen Wert anerkennen, zum anderen soll er allen Menschen zugute kommen. Aber die Demokratie entspricht keiner dieser beiden Kriterien. Sie bedeutet im engeren Sinne: die Minderheit hat sich der Mehrheit unterzuordnen", erklärte der Philosoph. Zhao meinte unter anderem, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen könne zum Streben des Individuums nach Gewinnmaximierung führen, und daraus können sich Konflikte und Ungleichgewichte in der Gesellschaft ergeben. Daraufhin stellte der Forscher das Konzept der "relationale Rationalität" vor, welches eine Minimierung der gegenseitigen Verletzungen voraussetzt. "Das ist auch nicht ideal, aber es kann vielleicht viele Probleme, die der Verstand uns eingebrockt hat, überwinden", argumentierte Zhao.

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Quelle: german.china.org.cn

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