Der Grundtenor des Premierenpublikums war überwiegend positiv, und auch der künstlerische Berater Giuseppe Cuccia zeigt sich zufrieden: "Bei den Wagner Opern erreichen wir eine Auslastung zwischen 70 und 90 Prozent. Ich finde, das ist ziemlich gut – in Europa verkaufen wir schließlich auch nicht mehr. Die Schwierigkeiten, die Leute ins Theater zu bringen, sind doch überall dieselben." Dabei ist das Opernhaus in Beijing, das im Jahr 2007 eröffnet wurde noch jung, und darin liegt auch die Herausforderung, den Chinesen deutsche Opernkunst näher zu bringen. Neben einer guten Sängerriege soll dies vor allem mit einer werkgetreuen Inszenierung gelingen: "Das ist doch ganz logisch – die Chinesen haben diese Opern noch nie gesehen. Warum sollen wir also einen Lohengrin zeigen, den man nicht verstehen kann? In Europa, besonders in Deutschland, Österreich und England werden die Opern leider nicht für das Publikum gemacht, sondern für die Kritiker und die verrückten Regisseure. Das Publikum will das nicht! Gerade hier in China sind wir jetzt am Anfang. Das ist wie mit jungen Leuten oder Kindern, denen muss man die Geschichte ganz klar erklären." Um auch die chinesischen Sänger an die internationale Klasse heranzuführen, gibt es vom Haus eine besondere Auflage: "Wir müssen jede Oper sowohl international als auch chinesisch besetzen, und natürlich ist das für die Chinesen ganz schwer. Sie verstehen die Sprache und die Geschichte nicht, dadurch kommen das Spiel und die Interpretation nicht immer genau", erklärt Giuseppe Cuccia. Dennoch zeigt sich der Italiener in Hinblick auf die Zukunft zuversichtlich, denn schließlich sei es eine große Herausforderung, gegen Häuser wie die Wiener Staatsoper mit einer 150-jährigen Geschichte anzutreten. Im nächsten Jahr wird zumindest eine Wagner-Oper wiederholt werden, und dann stehen auch vier Verdi-Projekte auf dem Programm.