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german.china.org.cn | 02. 04. 2013

Freiheit, Gerechtigkeit und Anerkennung: Axel Honneth in Beijing Exklusiv

Schlagwörter: Freiheit Gerechtigkeit Anerkennung Axel Honneth Goethe-Institut Gerechtigkeitstheorie

von Wang Ran, Beijing

Aus Anlass des Besuchs von Axel Honneth in Beijing veranstaltet das Goethe-Institut China Vorträge und Diskussionen mit dem deutschen Sozialphilosophen. Dabei wird Honneth die für ihn zentralen Forschungsbegriffe Gerechtigkeit, Anerkennung und Freiheit zur Diskussion stellen. Im Zentrum wird insbesondere die Frage nach den Möglichkeiten zu Freiheit und sozialer Gerechtigkeit unter den Bedingungen des modernen Kapitalismus stehen.

Xie Dikun, Leiter des Instituts für Philosophie der Chinese Academy of Social Science (CASS), verleiht die Ehrenprofessorwürde an Axel Honneth.

An die Verleihung der Ehrenprofessorwürde des Instituts für Philosophie der Chinese Academy of Social Science (CASS) an Axel Honneth am Montag schloss sich ein Gastvortrag zum Thema "Das Gewebe der Gerechtigkeit – Über die Grenzen des zeitgenössischen Prozeduralismus" an, in dem Honneth seine Positionen zu Konzepten der Gerechtigkeit im Hinblick auf gegenwärtige, auch für China relevante Diskurse und Verhältnisse ausführte.

Honneth geht von einem Phänomen der heutigen Gesellschaft aus, nämlich der Vergrößerung der Kluft zwischen philosophischer Gerechtigkeitstheorie und politischer Praxis, und konstruiert auf der Basis einer Außenperspektive eine neue Gerechtigkeitstheorie. Die skizzierte Gerechtigkeitstheorie verleiht durch die Vorstellung über das Gewebe oder den Stoff sozialer Gerechtigkeit die Hoffnung, die Kluft zur politischen Praxis verringern zu können. Ihre Aufgabe wäre es "uns all die institutionellen, materiellen und rechtlichen Bedingungen vor Augen zu führen, die gegenwärtig erfüllt sein müssen, damit die verschiedenen Sozialsphären den ihnen zugrundliegenden Anerkennungsnormen tatsächlich Rechnung tragen können; mit dem Ziel der Beförderung individueller Autonomie müsste sie nicht nur in demokratischen Rechtsverhältnissen das Prinzip der deliberativen Gleichheit, in den Familienbeziehungen das Prinzip der Bedürfnisgerechtigkeit und in den gesellschaftlichen Arbeitsverhältnissen das Prinzip der Leistungsgerechtigkeit verteidigen, sondern auch die Einbeziehung aller Subjekte in diese Anerkennungsbeziehungen einklagen."

"Das Thema der sozialen Gerechtigkeit ist derzeit besonders sinnvoll für China, weil Probleme wie die Schere zwischen Arm und Reich hier sehr ernst geworden sind", meinte Xie Dikun, Leiter der philosphischen Fakultät der CASS. "Da die deutsche Philosophie weltweit führend ist, haben wir vor, mit einigen deutschen Universitäten gemeinsam eine internationale Zeitschrift über Philosophie ins Leben zu rufen. Dies wird zum akademischen Austausch zwischen China und Deutschland beitragen", sagte Xie gegenüber China.org.cn.

Peter Anders, Direktor des Goethe-Instituts China, bezeichnete den Besuch des bedeutenden Vertreters der Frankfurter Schule als "einen wichtigen Moment" auch für sein Institut: "Wie gerade schon von Professor Honneth im Vortrag gefordert, sollten wir als nichtstaatliche Organisation bei der Förderung der sozialen Gerechtigkeit mitwirken. 'Sich ein Bewusstsein der Zeit' im Bild des Anderen zu machen scheint mir doch eine vordringliche Aufgabe des Kulturaustausches zu sein. Deswegen veranstalten wir diese Dialoge, die die Welt erklären können. Neben der theoretischen Form haben wir auch eine andere Darstellungsform, wie zum Beispiel das Theater."

Das Goethe-Institut feiert in diesem Jahr sein 25. Jubiläum in China. Dabei werden zahlreiche Kulturprogramme zum kulturellen Austausch zwischen China und Deutschland angeboten.

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