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german.china.org.cn | 08. 05. 2015 |
von Ren Bin, Nanjing
"Sollen Dialekte in der Schule unterrichtet werden?" Über dieses Thema debattierten vier Schüler im Finale von "Jugend debattiert in China” 2015, das am vergangenen Sonntag an der Fremdsprachenschule Nanjing stattfand.
Der Gewinner Huang Tianyi (1. v. l.) kommt im Finale zu Wort.
Die Finalisten wurden durch zwei Qualifikationsrunden im Vorfeld aus dem Kreis der 12 Gewinner der Gewinner der Regionalfinale aus den Bereichen Beijing, Shanghai und Chengdu ermittelt. Huang Tianyi, der Kandidat aus der Fremdsprachenschule Shanghai, erreichte den ersten Platz. Der zweite Platz ging an Li Zhenghao aus der Fremdsprachenschule Pudong.
Der Gewinner kann im Juni 2015 dem Bundesfinale von “Jugend debattiert” in Berlin beiwohnen und hat dabei auch die Gelegenheit, den deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck persönlich zu treffen.
Der Gewinner kann im Juni 2015 dem Bundesfinale von “Jugend debattiert” in Berlin beiwohnen und hat dabei auch die Gelegenheit, den deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck persönlich zu treffen.
Tim Wagner, einer der Initiatoren von "Jugend debattiert" und zugleich Research Fellow an der Humboldt-Universität zu Berlin, ist zum chinesischen Landesfinale extra nach Nanjing gekommen, um die Kandidaten zu betreuen. Nach dem Finale sagte er gegenüber China.org.cn, dass er selber vom hohen Niveau der jungen Debattanten beeindruckt worden sei. "In vielen Bereichen sind sie sogar manchen Muttersprachlern überlegen. Sie können zum Beispiel ihre Reden ordentlich strukturieren, besitzen umfangreiche Sachkenntnis und sind unter anderem in der Lage, die Fragestellung mit der Situation in ihren Schulen, in den Familien und auch in diesem Land zu verbinden", so Wagner.
Zum Ergebnis sagte der Philosophie- und Rhetorikforscher, dass der diesjährige Sieger nicht nur hervorragende Sprachkompetenz demonstriert, sondern im Wettbewerb auch viele interessante Gesichtspunkte herausgearbeitet habe. "In der Debatte hat Huang beispielsweise die Schwierigkeiten der Kommunikation zwischen unterschiedlichen Generationen, das Problem im Gebiet mit Migranten und auch die Gefährdung der Traditionen durch den Verlust der Dialekte angesprochen. Obwohl er selbst noch jung ist, hat er wirklich schon ein tiefes Verständnis dieses Problems unter Beweis gestellt", so Wagner weiter.
Huang selbst bezeichnet es jedoch als das größte Ergebnis dieses Wettbewerbs, "so viele deutschlernende Freunde kennengelernt zu haben". Durch "Jugend debattiert" habe er zudem den Sinn einer Debatte noch besser erkannt. Nach seinem ursprünglichen Verständnis sollten die zwei Seiten einer Debatte aggressiv aufeinander losgehen. Jedoch gilt bei "Jugend debattiert" eine ganz andere Art und Weise. "Die vier Debattanten arbeiten eher wie Partner zusammen als als Feinde. Trotz unterschiedlicher Positionen können wir uns bei manchen Punkten einigen. Selbstverständlich müssen wir auf die Probleme der Gegenseite hinweisen, aber gleichzeitig können wir die gegnerische Position oder Aspekte davon auch anerkennen. Wir streben quasi nach einer gemeinsamen Lösung für die praktischen Probleme", sagte der Schüler der 11. Klasse der Fremdsprachenschule Shanghai.
Der Wettbewerb wird von der Stiftung Mercator finanziell unterstützt und von der Fachberatung Shanghai der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) durchgeführt. Laut Gundula Meyer-Oehring, Fachberaterin der ZfA in Shanghai und Projektleiterin von “Jugend debattiert in China”, wurde der Wettbewerb bereits zum vierten Mal erfolgreich auf nationaler Ebene in China veranstaltet. Die Finalisten 2015 zeigten, so die Projektleiterin, nicht nur ein sehr hohes sprachliches Niveau, sondern sie haben auch besonders gut entwickelte Fähigkeiten im Debattieren. "Während der Debatten haben sie nicht einfach behauptet, ‘das ist meine Position’, sondern einander zugehört, auf einander reagiert und Bezug genommen. Das finde ich sehr wichtig. Ich bin froh, dass wir heute eine echte Vorzeigedebatte erleben durften", führte Meyer-Oehring aus.
Der Fachberaterin zufolge kommen alle Teilnehmenden des Wettbewerbs aus den von der ZfA betreuten DSD-Schulen und ihre sprachlichen Leistungen bewegen sich mindestens auf einem Niveau B2. "D.h., sie sind in der Lage, sich auf fast muttersprachlichem Niveau mit einem Thema auseinanderzusetzen und es zu diskutieren. Für chinesische Schüler, die eine Fremdsprache so weit entfernt von ihrer Muttersprache erlernen, ist dies eine besonders beeindruckende Leistung", erklärte Meyer-Oehring. Mit der Zunahme der Anzahl der DSD-Schulen in China sei auch die Anzahl der teilnehmenden Schulen beachtlich gestiegen. 2012 meldeten sich 14 Schulen für den Wettbewerb an. In diesem Jahr haben bereits 21 Schulen nach ihren schulinternen Ausscheiden jeweils zwei Kandidaten zu den regionalen Vorrunden geschickt.
Mit einer Reihe von Wettbewerben wie "Jugend debattiert" wolle die ZfA einerseits die Motivation der Schüler für das Erlernen der deutschen Sprache fördern und andererseits den Schülern dabei helfen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Dazu gehört z.B. die Fähigkeit zum Präsentieren der eigenen Meinung, welche wiederum für ihr Studium im Ausland sowie für die spätere berufliche Entwicklung von Bedeutung ist, so Meyer-Oehring China.org.cn.