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25. 08. 2015 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Auflösungen gibt es so viele wie Leser

Schlagwörter: Yu Hua Mosebach Tragikkomödie

Unter Leitung des Moderators, Huang Liaoyu, Leiter des Fachbereiches Germanistik an der Peking-Universität und Übersetzer der Werke Martin Walsers, entspann sich auf der Lesebühne zunächst ein etwas einseitiger Dialog, den Mosebach mit dem Vergleich kommentierte, sich zu fühlen wie ein Patient, an dessen Krankenbett sich zwei ausgezeichnete Ärzte darüber unterhalten, um was für einen Fall es sich hier denn handele.

So attestierte ihm Yu Hua unter anderem recht salopp, dass er seine Heimatstadt Frankfurt wesentlich schöner geschildert habe als sie in Wirklichkeit sei oder dass sein Werk einen wundervollen „Stil der Gelassenheit“ an den Tag lege, der ihn an Thomas Mann erinnere. Anders als Thomas Mann hingegen, der in seinen Erzählungen ein klares Ziel vor Augen hat, scheine Mosebach mit seinen Geschichten eher „ein Leben zu erzählen“.

Gesamtheitlich gesehen nahm die Diskussion um die in der westlichen Literaturkritik immer wieder gezogene Parallele zu Thomas Mann im gesamten Gespräch viel Raum ein. Sichtlich dankbar endlich und gerade bei diesem Thema zu Worte zu kommen, schmetterte Mosebach den seit dem Jahr 1983 ewiglich redundanten Mann-Vergleich als „Krankheit der deutschen Literaturkritik, die beständig voneinander abschreibt“, ab und bezeichnete ihn als schlichtweg falsch.

Schöner und wesentlich ungefährlicher erschien hingegen Huangs Vergleich Mosebachs mit dem griechischen König Midas: „Was auch immer Mosebachs Zeigefinger in seinen Werken berührt, erstarrt zu Stein und wird mit Gold überzogen.“

Denn wie ein kostbar statuenhaft erstarrtes Bild mutete auch die von Mosebach gelesene Stillleben-Szene aus dem vierten Kapitel seines Buches an, bei der der Protagonist in aller Ausführlichkeit den im Käfig thronenden, prachtvollen Kakadu der großbürgerlichen Familie Hopsten schildert. Tiere nehmen im Werk des Autors eine wichtige Funktion ein, indem sie mal als engelhaftes, mal als dämonenhaftes Gegenüber des Menschen fungieren, mit dessen Hilfe er der Gesellschaft den Spiegel vorhält. „Tiere sind für mich die unbewusste Gegenwelt, sind das Gegenüber der Menschen in einer reineren Form (…). Spiegelungen. Auch Lebewesen wie der Mensch aber eben in dieser, ich möchte beinahe sagen, göttlichen Unbewusstheit.“

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Quelle: people.cn

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