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16. 10. 2015 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Überall sprießen die Sprossen

Schlagwörter: Überall sprießen Sprossen

Hochmodisches Blätterwerk

Der Sojasprossenhaarclip ist nur das jüngste Objekt der Kuriosität in der westlichen Welt – meist vorrangig amerikanische Clickbait-Medien – leiten sich von ostasiatischer Mode, die lange Zeit von japanischen – und seit kurzem von südkoreanischen Trends – dominiert wurden. Die Ozeane können die Menschen aus der ganzen Welt nicht davon abhalten, bei ihren Modesubkulturen einander nachzueifern.

Die chinesische Mode an sich ist sehr stark vom Ausland inspiriert, nicht nur im Internet oder bei den jungen Festivalbesuchern, auch auf elitäreren Bühnen. Bei dem prestigeträchtigen und weltberühmten Modeevent Met Gala war dieses Jahr das Thema „China: Through the Looking Class". Die Veranstaltung findet im New York Metropolitan Museum of Art und ist bekannt dafür, die Grenzen der Modewelt neu auszuloten und Designer zu ihren extravagantesten Kreationen herauszufordern. Unter den vorhergegangenen Themen waren „From Queen to Empress: Victorian Dress 1837-77" und "Jacqueline Kennedy: the White House Years".

2015 bereiteten Designer weltweit ihre Kreationen mit einer „East meets West"- Mentaliät vor. Doch – wenig überraschend – das Kleid der Nacht kam von der Beijinger Designerin Guo Pei, die ein Kleid für die Sängerin Rihanna gemacht hatte, das zu einem der meist diskutiertesten und kritisiertesten Kleider wurde – das gelingt nur wahrer Couture!

Es war in diesem Jahr nicht das erste Mal, dass die Met Gala China als Modeinspiration gewählt hatte. Die Gala 1980-81 hatte das Thema „The Manchu Dragon: Costumes of China, the Chi'ng Dynasty" und 1994-95 war „Orientalism: Visions of the East in Western Dress" das Thema. Was 2015 so bemerkenswert macht, ist, dass die anderen Themen sich auf eine bestimmte Ära konzentriert hatten oder Ostasien in westlichen Stil packten, war dieser Event ein wenig ehrlicher: China im Blick westlicher Augen.

Die Veranstaltung hat jedenfalls Eleganz in Spiel gebracht – laut The Guardian bekam es mehr Aufmerksamkeit als jede andere Ausstellung in der Geschichte des Museums – und Modeseiten wie Glamour und Vogue kämpften um ein Wort mit Designern wie Guo Pei. Julia Brucculieri bei der Huffpost Style es in der Woche der Looking Glass-Eröffnung ausdrückte: „Ihr Name ist Guo Pei und sie ist wohl eine der talentiertesten Designerinnen, von der die meisten von uns (bis zu dieser Woche) jemals gehört hatten. Allerdings, die Tatsache, die ein wenig zu gut verkleidet hinter dem Glanz und der Pracht des Events liegt, ist was die eigentliche laute und deutliche Aussage ist: Die Ideen des Westens von chinesischer Mode werden von veralteten Vorstellungen definiert.

Diese Beobachtung nimmt weder etwas von der wunderschönen Ausstellung weg, noch ist sie auch nur im Entferntesten weltbewegend. China ist so schnell gewachsen, dass der Westen nicht mithalten kann. Aber in einer Zeit, wo die Globalisierung und das „Mit der Zeit mithalten" wichtiger als je zuvor geworden sind, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, woher das alles kommt und wohin man geht.

Ein keimender Trend

Obwohl Chinas Faszination mit dem grünen Gewächs kitschig oder unbedeutend sein mag, sollte man sehen, wie es sowohl in die niedlichen und sorglosen Facetten mehrerer ostasiatischer Modesubkulturen passt und gleichzeitig eine eigene Identität behält.

Thomas Lin aus dem Süden der USA ist ein begeisterter Anhänger der japanischen Lolita-Modesubkultur. Geografie und kulturelle Differenzen können ihn und seine Lolita-Community nicht davon abhalten, die Modesubkultur mit „Teeparties" und Thementreffen zu feiern. Durch sein Interesse an ostasiatischer Mode hat Lin Interesse an mehreren Stilen, unter anderem, aber nicht ausschließlich an „Mori Kei" (Waldstil), „Shironuri" (weiß bemalt) und dem „Mahout Kei" (magischer Stil).

„Ich glaube die größte Herausforderung [für chinesische Mode mehr internationale Aufmerksamkeit zu bekommen] ist es herauszufinden, was genau denn nun chinesische Mode/ Subkultur ist, abgesehen vom offensichtlichen traditionellen Orient- Look", sagt Lin.

Wie auch immer, Lin findet, dass Individualität kein Problem für chinesische Fashionistas ist, die alle ihren eigenen Stil haben. Es braucht nur ein wenig, bis die Welt das bemerkt – doch so wie es aussieht, bei der Sprossenmode hat sie es bereits.

„Chinesische Mode ähnelt der koreanischen Street-Fashion, die elegant und mit sauberen Schnitten ist. Japanische Street-Fashion, als das was man als „normalere" Street-Fashion sehen kann, ist ähnlich, hat aber auch ein wenig einen merkwürdigen Touch. Ich würde es großartig finden wenn ich in meiner täglichen Kleidung etwas vom chinesischen Straßenflair hätte."

Obwohl Lin Amerikaner ist, lässt seine Liebe zur Mode ihn Kulturen auf der anderen Seite des Pazifiks sehen. Seine Leidenschaft begann, als er als junger Teenager den Anime „Rozen Maiden", bei dem alle Charaktere Puppen sind, sah und sie ging weiter, als er die „Mecha Con", eine Anime-Convention in New Orleans besuchte, und er behielt diese Faszination bis zum Erwachsenenleben bei.

„Eine der wichtigsten Folgen ist aber, dass ich so viele gute Freunde darüber gefunden habe. Ehrlich, ich liebe die loyale Gemeinschaft hier und ich habe viele Freunde aus der ganzen Welt gefunden, die sich auch für diese Mode interessieren, " sagt Lin.

Befragt zum Sprossentrend in China im speziellen, sagte Lin, dass er tatsächlich schon davon gehört habe und es „süß" und „ein wenig seltsam" fände, aber nicht in erster Linie. Gefragt, ob er die Dinger tragen würde, leuchtete sein Gesicht. „Ich liebe sie absolut!", ruft er mit einem plötzlich sehr aufgeregten Ton in der Stimme. „Die sind so süß, ich brauche ungefähr zwölf davon hier auf meinem Kopf, jetzt sofort!"

Lin glaubt, dass sich Globalisierung auf Mode genauso auswirkt, wie auf Wirtschaft und Wissenschaft – die Internationalisierung schwächt die lokalen Trends nicht, sondern im Gegenteil authentische Teile lokaler Kultur und traditionelle Einflüsse eher unterstützt.

„Street Fashion ist heute bereits eine ziemlich gute Mischung von Einflüssen der ganzen Welt. Ich denke, dass vieles in der westlichen Street-Fashion populär ist, ganz einfach mit ähnlichen Trends und Looks, die in China beliebt sind, verbunden werden kann", meint Lin.

In diesem Sinne scheint Chinas winziger Sprossenfaden Teil einer großen Bohnenstange zu sein. China macht bei seinen wissenschaftlichen und finanziellen Unternehmungen große Fortschritte und der Sinn für Stil mag nur eine weitere Lage im individuellen Chinabild sein. Wie die Internetcommunity im letzten Monat bewiesen hat, ist es ein Land, das die Welt kennenlernen will, nicht nur als Geschäftsstelle oder Technologiewarenhouse, sondern als definierte Persönlichkeit, beeinflusst von seiner reichen Geschichte. Aber eben auch modernisiert, mit seinen eigenen Macken und Spleens. Wie passend und poetisch, dass das Tor zu dieser Entdeckung ein winziges, zu wachsen bestimmtes Sprösschen ist.

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Quelle: Beijing Rundschau

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