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25. 12. 2008 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Finanzkrise

Die Krise fördert Nachdenken über neue Wirtschaftsmodelle Exklusiv

Von John Sexton

 

Die Stadt Shanghai 

 


China feierte letzte Woche 30 Jahre anhaltendes Wirtschaftswachstum und sozialen Fortschritt, was durch die außergewöhnlichen Beijinger Olympischen Spiele und den Start der Shenzhou VII Weltraummission symbolisiert wurde. In der Zwischenzeit taumeln die fortgeschrittenen Ökonomien von einem Rettungsplan zum nächsten, während sie versuchen, in einer Welt wieder Fuß zu fassen, die von der Finanzkrise aus der Bahn geworfen wurde.

Die Blase aller Spekulationsblasen hat die westlichen Regierungen gezwungen, ihre Wirtschaft an den Tropf zu hängen. BBC-Korrespondent Robert Peston berechnete, dass sich die gesamte staatliche Unterstützung an Banken derzeit auf gigantische 13,5 Billionen Dollar beläuft, nahezu ein Viertel des weltweiten BIP. Ohne diese Unterstützung wären wir gerade mit einer Wiederholung der Weltwirtschaftskrise der 1930er konfrontiert.

Es ist geradezu eine Ironie, dass westliche Wirtschaftswissenschaftler einst China ständig über uneinbringbare Kredite an staatliche Unternehmen belehrten. Heute sind Chinas Banken die stabilsten der Welt und viele Staatsunternehmen sind zu internationalen Konzernen geworden. Zhou Xiaochuan von der Zentralbank verspürte sicher eine gewisse Befriedigung, als er US-Finanzminister Henry Paulson erklärte, dass "Überkonsum und die große Abhängigkeit von Krediten die Ursache der Finanzkrise in den USA ist" und, dass "die USA als größte und wichtigste Ökonomie der Welt Schritte setzen müsse, um seine Politik anzupassen".

Der große Zusammenbruch von 2008 war mit Sicherheit nicht vorgesehen. Wirtschaftswissenschaftler sind übereinstimmend der Meinung, dass wir in einer Zeit "großer Zurückhaltung" leben, in der die historische Unbeständigkeit der Märkte in die Schranken gewiesen wurde. Die endlos wiederholten Worte des britischen Premierministers Gordon Brown klingen noch in den Ohren, wonach wir "Boom und Pleite" hinter uns haben. Wir könnten allerdings Zeugen von mehr als nur einer großen Zurückhaltung werden.

Die letzten 30 Jahren wurden von dem wirtschaftspolitischen Konzept, das als Washington Consensus bekannt wurde, bestimmt, und die westlichen Regierungen, der IWF und die Weltbank verschrieben freie Märkte und Privatisierung als Allheilmittel für sämtliche wirtschaftlichen Probleme. 2008 erlebte die Welt allerdings eine unglaubliche Vorführung von Versagen des Marktes. Alan Greenspan gestand seine Überraschung ein. Angestellte von Weltbank und IWF sprachen zynisch von der "pro-zyklischen Natur" der Märkte – anders ausgedrückt ihrer Neigung zu boomen und zu patzen. Die meisten Wirtschaftswissenschaftler sind so verwirrt, dass sie nicht sagen können, ob wir vor einer Phase der Deflation oder ansteigender Inflation stehen. Das Einschreiten der Regierungen, um der Krise entgegenzuwirken, hat abgesehen von einem Hang zu den aus der Mode gekommenen Theorien Keynes keine theoretische Grundlage.

Was bedeutet das alles für China, wo laut in- und ausländischer Experten genau die Magie des Marktes hundert Millionen von Armut befreit hat?

Nun ja, erstens wird Chinas Stimme in den Weltwirtschaftsforen mehr Gewicht haben. Ratschläge werden nicht mehr einseitig ausgeteilt werden. China – und Indien – werden mit Sicherheit an den Ehrentisch gebeten. Der IWF spricht bereits über ein neues System globaler Wirtschaftssteuerung, das auf den G20 basiert.

Zweitens wird China nicht ungeschoren aus der Krise hervorgehen. Private Exporteure aus dem Süden sind bereits schwer getroffen. Die Staatliche Entwicklungs- und Reformkommission schätzt, dass 20 Millionen Arbeiter in kleinen und mittelgroßen Unternehmen im ersten Halbjahr 2008, also noch vor dem Höhepunkt der Finanzkrise, ihren Job verloren haben. Außerdem hat China jetzt seine eigenen selbst gemachten Blasen. Die aufstrebende Mittelschicht hat am Immobilen- und Aktienmarkt nicht intelligenter investiert als ihr westliches Gegenstück. Ihre Verluste werden die Inlandsnachfrage gewiss dämpfen.

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Quelle: german.china.org.cn

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