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26. 05. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Finanzkrise

Kommentar: Der Westen spielt mit China

Der Westen, allen voran die USA, lebt über seinen Verhältnissen; arme Länder wie China müssen seinen Lebensstil finanzieren. Dies sollte sich nach Meinung des Autors ändern, um eine weitere Krise zu verhindern.

Zuerst war da die G7, eine Gruppe von Industrienationen. Dann kam die G8. Jetzt gibt es Stimmen, die eine G2 heraufbeschwören und damit anerkennen, dass China eine neue "Supermacht" ist. Doch China ist für einen solchen Status noch nicht bereit. Was passierte mit dem ganzen Gerede um die G7 (oder G8)? Die G7 haben für viele Jahren königlich gelebt und sich, von ihrer Macht geblendet, arrogant verhalten. Die USA haben sich damit selbst Steine in den Weg gelegt, sodass viele im Westen jetzt nach einem Land suchen, das diese wieder wegräumt, da die USA dies nicht mehr selber schaffen. Die meisten G20-Staaten sind aber derzeit wegen der Finanzkrise mit sich selbst beschäftigt. Die EU wäre der ideale Partner für die USA für eine G2 gewesen, doch ihr geht es selber nicht viel besser als Amerika. Dasselbe gilt für Japan.

So schaut die Welt nun auf China, das etwa 2 Billionen US-Dollar Währungsreserven bunkert und trotz Weltwirtschaftskrise weiterhin mit 8 Prozent wächst. Viele denken nun, die Volksrepublik könnte die Billionenlöcher, welche vom Westen geschaffen wurden, stopfen. Man darf jedoch nicht vergessen, dass China als ein Entwicklungsland selber Opfer der westlichen Misswirtschaft geworden ist und versucht, seinen eigenen Problemen Herr zu werden.

Arme geben Reichen. Doch warum erwarten die reichen Länder, dass die Entwicklungsländer die Weltwirtschaftskrise bewältigen? Immer wenn Entwicklungsländer Hilfe brauchten, um aus einer Krise zu kommen (welche meist auch durch die reichen Länder geschaffen wurde), verschrieben die G7 und die Bretton Woods Länder bittere Pillen. Während der Asienkrise beispielsweise offerierte der internationale Währungsfond (IMF) den südostasiatischen Volkswirtschaften das "Washington Consensus". Südostasien war aber Opfer westlicher Investmentbanker und Hedge-Fonds. Diese Finanzakteure sind auch Urheber der derzeitigen Krise, daher sollten die Entwicklungsländer dem Westen dieselbe Medizin verschreiben: schnallt die Gürtel enger und verbessert eure Geldpolitik. Lasst eure Wirtschaft gesundschrumpfen und bald ist alles wieder in Ordnung.

Dies sind aber nicht die Zeiten für Experimente, wie dem Westen bittere Pillen zu verschreiben, wie er es den armen Ländern getan hat. Doch eines ist sicher: wenn der Westen seinen extravaganten und verschwenderischen Lebensstil nicht ändert, wird er nicht ohne Weiteres wieder aus der Krise herauskommen. Eine Krise dieser Ausmaße kann nur überwunden werden, wenn jeder seine Hausaufgaben macht. US-Präsident Barack Obama wurde gewählt, weil er Wandel versprochen hat. Doch sehen wir einen Wandel? Der Westen ist drauf und dran, seinen lässigen Lebensstil beizubehalten und den Rest der Welt zum Bezahlen der Rechnungen aufzufordern.

Amerikanische Kinder lernen bereits in der Schule das Prinzip "keine Besteuerung ohne Vertretung". Das ist ein wichtiger Teil der "Freiheit und Demokratie", die uns der Westen aufzwingen will. Es ist höchste Zeit, den Westen aufzufordern, zu seinen eigenen Worten zu stehen und Verantwortung mit Recht einhergehen zu lassen.

Wenn der Westen will, dass China seinen Mist wegräumt, soll er das Land auch mehr Mitspracherecht in internationalen Fragen zugestehen. Doch trotz aller schönen Worte um eine G2 ist China noch nicht einmal ein Juniorpartner des Westens und wird in vielen Fragen diskriminiert. Auch wenn das Land seine Geldschleusen öffnen und kranke Unternehmen und Minen kaufen will, kann es dies nicht tun, da es der Westen nicht erlaubt.

China zahlt für USA. Was der Westen von China verlangt, ist: zahle wie befohlen ohne das du weißt wofür und warum. Warum? Die Antwort ist einfach: Wenn der Westen hustet, geht es China schlecht. China sollte die Rolle eines verantwortungsbewussten Interessenten der USA und der G7 spielen, doch eine echte G2 würde bedeuten, dass es einen gleichgestellten Partner sein würde.

Doch macht es keinen Sinn zu leugnen, dass China große Probleme haben wird, falls es der Weltwirtschaft weiterhin schlecht geht. Doch man muss auch sehen, dass das Land stärker als Andere aus der Krise hervorgehen würde.

Natürlich ist es aber nicht in Chinas Interesse, dass sich die Situation verschlimmert. Daher will die Volksrepublik ja auch helfen. Als echten Interessent in der Weltwirtschaft wird es versuchen, den Schaden des reichen Westens einzudämmen und sich und seine Nachbarn zu schützen, die zusammen immerhin 60 Prozent der Weltbevölkerung stellen. China tut dies aber nicht um dem Westen zu gefallen oder den Westen von den Geistern, die er rief, zu befreien. Auch nicht, um eine "Supermacht" zu werden, und das ist genau der Grund warum China als gleichberechtigten Partner des Rests der Welt zu behandeln ist.

Das Land spielte bereits zuvor eine wichtige Rolle in vielen internationalen Fragen und es wird für eine Welt plädieren, wo es keine Unterdrückung gibt. Eine Welt, in welcher jedes Land, ob groß oder klein, ob arm oder reich, eine echte Chance erhalten wird, zu Wohlstand zu gelangen.

Vor nicht allzu langer Zeit war China noch schwach und arm und die Chinesen haben nicht vergessen, was für eine Schande, Herablassung und Beleidigung dies bedeutete. Es wird sich nicht so wie die USA oder die G7 verhalten und nicht zu einem Tyrann auf der Weltbühne werden. Es wird sich integer verhalten, Frieden fördern und Entwicklung in die dunkelsten Ecken der Welt tragen.

Der Autor ist ein Hong Konger Mitglied des Verfassungsgesetzkomitees des Ständigen Komitees des Nationalen Volkskongresses.

Quelle: China Daily

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