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20. 10. 2010 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
von Markus Wanzeck
Als im Mai 2008 das schwere Sichuan-Erdbeben China erschütterte, versprach Außenminister Frank-Walter Steinmeier den Wiederaufbau von "Acht Schulen für Sichuan". Am Dienstag wurde die letzte der acht Schulen offiziell übergeben. Sie soll Modell stehen für eine Klimaschutzwende im chinesischen Neubaumarkt – der alle eineinhalb Jahre so viel Gebäudefläche ausspuckt, wie es in Deutschland insgesamt gibt.
Die kleine Hu Qiao und ihre Klassenkameraden hatten gerade "Sicherheitsunterricht" bei Frau Fan, als ihnen um 14.28 Uhr alle Sicherheit unter den Füßen wegbrach. Der Boden bebte. Knirschen. Krachen. Plötzlich Staub in der Luft. Frau Fan schrie: "Bewegt euch, raus!" – und riss die Zweitklässler damit aus einer Schockstarre. Augenblicke später standen sie drei Stockwerke tiefer, im Innenhof der Nanying-Grundschule. In Sicherheit. Und doch auch nicht.
Schülerin HU Qiao (10 Jahre) von der Nanying-Schule in Guangyuan mit ihrem Plüschhund. Das Sichuan-Erdbeben 2008 überlebte sie unverletzt – ihre Schule wurde beschädigt, blieb aber stehen. (Foto von Markus Wanzeck)
Denn das Erdbeben hatten die Schulgebäude zwar stehend überstanden. Doch nun saßen Qiao und viele hundert ihrer Mitschüler im Innenhof fest, umringt von einer brüchigen Bedrohung. Der einzige Weg nach draußen führte unter dem fragilen, auf nur mehr wackligen Säulen stehenden Hauptgebäude hindurch. Wie eine gigantische Guillotine ragte es vor ihnen auf. Einzeln, Schüler für Schüler, mussten sie in den folgenden Stunden darunter hindurchhuschen. Immer in der pochenden Hoffnung, dass nicht gerade jetzt, in diesen Sekunden, ein Nachbeben einsetzen möge.
"Ich habe viel geweint an diesem Nachmittag", erzählt Qiao mit schüchternem Lächeln, der Pferdeschwanz über die linke Schulter baumelnd. Die Zehnjährige drückt einen großen Plüschhund an sich. Es dauerte bis in den Abend, erzählt sie, ehe sich alle hinaus auf die Straße gerettet hatten. Die folgenden, von zahllosen Nachbeben erschütterten Tage und Nächte verbrachten Qiao und ihre Familie im Freien. Wie alle in Guangyuan, einer Stadt 300 Kilometer nordöstlich des Epizentrums.
Neues Hauptgebäude der Nanying-Grundschule in Guangyuan, im Rahmen der Initiative "Acht Schulen für Sichuan" wieder aufgebaut (finanziert vom Dt. Auswärtigen Amt, die GTZ koordinierte den Bau). (Foto von Li Fangfang)
Der 12. Mai 2008, der Tag des Sichuan-Bebens, wurde im chinesischen Bewusstsein zu einem traumatischen Datum. Den Schock versuchte man in Ziffern zu bannen: 5.12. Wie 9/11. Die hohe Opferzahl, die Tag für Tag stieg bis auf vermutlich fast 90.000, und die vielen Einzelschicksale, über die chinesischen Medien ungewohnt frei berichten konnten, ließen die ganze Nation bestürzt auf den Südwesten Chinas blicken.
Besonders die Schulgebäude rückten ins Blickfeld. Viele von ihnen waren in sich zusammen gefallen, während umliegende Gebäude dem Erdbeben standhielten. Allein in Guangyuan wurden rund 60 Schulen zerstört. Die Regierung hielt die Zahl der Opfer dieser minderwertigen, wackligen "Tofu-Schulen" ein Jahr lang unter Verschluss. Im Mai 2009 wurde sie offiziell auf 5335 beziffert. Unabhängige Zählungen, etwa des bekannten Künstlers Ai Weiwei, wurden unterbunden. Unterdessen machte das Land sich an den Wiederaufbau. In gewohnt zupackendem Tempo: Ende September 2010 verkündete Liu Qibao, der Parteisekretär der Provinz Sichuan, 85 Prozent der Wiederaufbau-Projekte seien abgeschlossen.
Quelle: german.china.org.cn
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