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20. 10. 2010 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Auch Deutschland beteiligte sich am Wiederaufbau. Wichtigstes Einzelprojekt dabei: die Initiative „Acht Schulen für Sichuan“ des damaligen Außenministers Frank-Walter Steinmeier, an der sich neben dem Auswärtigen Amt auch einige Wirtschaftsunternehmen beteiligten. Als erste der „acht Schulen“ wurde das Hauptgebäude der Nanying-Schule, das für Hu Qiao und ihre Mitschüler zur Gefahr geworden war, abgerissen und erdbebensicher von Grund auf neu errichtet. Im September 2009 konnten die Schüler, nach Monaten in Zelten und Behelfsbaracken, in ihre Klassenzimmer zurückkehren.
Frisch fertiggestellter Energiespar-Neubau der Grundschule in Mianyang, mit Sportanlagen im Vordergrund. (Foto von Sichuan Changhong Group)
Am Dienstag wurde nun der letzte Schulneubau offiziell übergeben: Das neue Gebäude der Experimental Primary School in Mianyang beschließt nicht nur die "Acht Schulen"-Initiative, sondern weist zugleich den Weg in eine klimafreundliche Zukunft Chinas. Mit seiner effizient gedämmten Außenhülle, einer solarthermischen Warmwasseranlage und – in China noch immer eine Besonderheit – isolierenden Doppelglasfenstern verbraucht das Schulgebäude rund 40 Prozent weniger Energie. Die chinesische Regierung habe die Schule deshalb zum nationalen Leuchtturmprojekt erhoben, erklärt Stephan Kohler, Geschäftsführer der federführenden Deutschen Energie-Agentur (dena). Das chinesische Bauministerium werde die hier gewonnenen Erkenntnisse an die anderen Provinzen, Regionen und Städte weitergeben, so Kohler: "Das Gebäude ist kein High-Tech-Tempel. Und zeigt gerade darum, welcher Effizienzstandard heute unter den chinesischen wirtschaftlichen Bedingungen realisierbar ist."
Die Schule in Mianyang ist die erste Stein gewordene Manifestation einer weitreichenden Kooperation des chinesischen Bauministeriums mit der dena, die vor fünf Jahren begonnen hat. Ein zweites Projekt wird schon Anfang 2011 folgen: ein energieeffizienter Wohn- und Bürohauskomplex in Tianjin, 250.000 Quadratmeter verteilt auf 33 Stockwerke. Derzeit erarbeitet die dena zudem im Auftrag von Peking ein Regelwerk für den chinesischen Neubau-Markt, das sich eng an den deutschen Energiespar-Standards orientiert. Bislang verbrauchen chinesische Wohnhäuser pro Quadratmeter noch rund viermal so viel Energie für Heizung und Kühlung wie deutsche. Die Kooperation ist damit eine der ökologisch wichtigsten Maßnahmen weltweit: Der Gebäudesektor verschlingt rund 40 Prozent aller Energie, sein Anteil am Gesamtverbrauch ist doppelt so groß wie Auto-, Flug-, Bahn- und Schiffverkehr zusammen. "Der Gebäudebereich ist für den Klimaschutz der dominierende Sektor", erklärt Kohler.
Grundsteinlegung für den Energiespar-Neubau der Grundschule in Mianyang am 18.09.2009. (Foto von Sichuan Changhong Group)
China spielt hierbei global eine Schlüsselrolle. Nach dena-Angaben ist das im wirtschaftlichen Daueraufstieg befindliche Reich der Mitte für 40 Prozent der weltweiten Bauleistung verantwortlich. Pro Jahr kommen zwei Milliarden Quadratmeter neue Gebäudefläche hinzu – damit entsteht in China alle 18 Monate so viel neue Gebäudefläche wie es in Deutschland insgesamt gibt. Dena-Geschäftsführer Kohler gibt sich überzeugt, dass China beim Neubau des Landes künftig seinen Energie-Heißhunger zügeln wird: "Energieeffizienz ist in der Prioritätensetzug inzwischen ganz weit nach oben gerückt." In der chinesischen Politik finde ein Umdenken statt. So habe China beispielsweise 2009 bereits mehr in den Bau regenerativer Stromerzeugungsanlagen investiert als die USA.
Die nun eingeweihte Energiespar-Schule in Mianyang passt insofern gut ins Bild eines Landes, das sich auf der Überholspur in die Zukunft wähnt. Vielleicht wird China in einigen Jahren, wenn es einmal Zeit für einen Blick zurück findet, wieder auf Sichuan sehen. Als den Ort, wo ein ökologischer Umbruch des Landes seinen Ausgang nahm.
Quelle: german.china.org.cn
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