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27. 01. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

"Energie, Umwelt, Klima: China muss alles in seiner Macht stehende tun" Exklusiv

Schlagwörter: China Schaefer

Das Herstellen von Baustoffen und das Bauen selbst verursachen ja auch viele Emissionen. Nun will China ja nicht nur seinen Energiemix langsam anpassen, sondern hat neben vielen Herausforderungen auch das erklärte Ziel, Westchina zu entwickeln. Die ost- und südchinesischen Metropolen haben sich in den letzten 20 bis 30 Jahren rapide entwickelt, was auch mit einer Migrationsentwicklung verbunden war und ist. Nun hat man erkannt, dass man auch die westlichen Regionen Chinas aufbauen und fördern muss. Solch eine Entwicklung wird über kurz oder lang auch wiederum zu mehr Bautätigkeit und Stromverbrauch führen. Wie kann China diesen Widerspruch zwischen Entwicklung und Umweltschutz angehen?

Dieser Prozess, den Sie beschreiben, wird so eintreten. Meines Erachtens über Zentralchina nach Westchina. Und dort wird es dann Schwerpunkte geben, wie es bereits heute Zentren gibt in Chongqing und Chengdu, oder Nanning im Südwesten. Das sind Prozesse, die bereits im Gange sind.

Ich glaube, das zeigt deutlich, dass es nach Auffassung der Zentralregierung und auch der Provinzregierungen notwendig sein wird zu verhindern, dass es noch größere Konglomerate als bisher in den östlichen und nordöstlichen Metropolen gibt. Es kann nicht sein, dass wir irgendwann Städte mit 50 oder 60 Millionen Einwohnern haben. Chongqing ist ein Beispiel mit bereits zwischen 33 und 39 Millionen Menschen.

Es müssen Konglomerate gebaut werden, die in ihrer Enstehung bereits die Balance zwischen dem Bedarf an Arbeitsplätzen in Industrie und Dienstleistungen und gleichzeitig dem Bedürfnis des Menschen nach leicht erreichbaren Naherholungsgebieten anbieten.

Das geht natürlich leichter, wenn man in den Regionen, die sich entwickeln wollen und sollen, von vorneherein ein städteplanerisches Konzept anlegt, das dieses Gleichgewicht in den Mittelpunkt stellt. Ich bin ziemlich beeindruckt, immer wieder festzustellen, dass gerade auch in den neuen Metropolen in der Inneren Mongolei, Qinghai oder in Gansu bereits ein hohes Maß an Naherholung in die urbanen Zentren nicht nur hineingedacht, sondern bereits auch umgesetzt wird. Das zeigt, dass man bereits gedanklich verstanden hat, dass ein Gleichgewicht zwischen Ökonomie und Ökologie notwendig ist.

In der Theorie ist das leicht gesagt, aber in der Praxis gibt es immer wieder die Versuchung, durch das Vernachlässigen von Umweltstandards Geld zu sparen und in den Aufbau von Wirtschaftsunternehmen oder auch -zonen zu stecken, die dann später in erheblichem Maße zur Umweltverschmutzung oder -gefährdung beitragen.

Hier ist die Politik gefragt. Dies ist eine Aufgabe sowohl der Zentralregierung, aber auch vor allem der Provinz- und Kommunalregierungen. Diese müssen die Umweltgesetze Chinas, die guten, internationalen Maßstäben schon entsprechen, auch herunter dividieren auf die Basis. Es ist notwendig, dass aufgestellte Standards auch tatsächlich in die Planung einfließen und kontrolliert werden in ihrer Umsetzung.

Das Problem Korruption, dass in China derzeit sehr aktiv diskutiert wird, das auch Gegenstand eines Weißbuches gewesen ist, ist eines, das gerade an dieser Schnittstelle von erheblicher Bedeutung ist. Deshalb verstehe ich auch, dass die politisch Verantwortlichen sagen "Hier muss mit allen rechtlichen Mitteln gegen Korruption vorgegangen werden." Denn die Schäden einer Vernachlässigung dieser balancierten Politik und des Beachtens von Standards, die notwendig sind, um dieses Gleichgewicht [zwischen Ökonomie und Ökologie] herzustellen, würden zu verheerenden Auswirkungen führen in Chinas künftigen Wachstumsregionen.

Das ist also eine Chance für China, weil man lernen kann aus den Fehlern, die man an der Ostküste oder in Guangdong gemacht hat bei der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung. Das sind übrigens auch Fehler, die wir in Europa und Deutschland im Zuge der Industrialisierung gemacht haben.

Deshalb ist es auch immer ein Interesse unserer chinesischen Partner, zu schauen, wie das Ruhrgebiet aussah in den 1950er bis 1970er Jahren, und was sich daraus bis heute entwickelt hat. Das ist eine ganz spannende Diskussion, die wir in Liaoning in Gesprächen mit der Regierung in Shenyang eingebracht haben, weil man dort auch einen industriellen Strukturwandel vor sich hat und lernen will, wie andere mit diesen Problemen umgegangen sind.

Ich glaube also, es ist eine Riesenchance, nämlich das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines ausgeglichenen Entwicklungskonzeptes, das sowohl die wirtschaftliche, als auch eine nachhaltige, sprich umweltbewusste Entwicklung miteinander vereinbart. Das kann zu vorbildlichen Prozessen bei der Entwicklung neuer urbaner Zentren führen. Aber da steht China noch vor gewaltigen Herausforderungen.

Wie sehen Sie denn die Verantwortung Chinas im Bereich Umweltschutz? China muss viele Herausforderungen gleichzeitig meistern. Viele Länder wollen in China weiterhin produzieren. Wird China – global betrachtet – eine zu große Verantwortung zugewiesen in Sachen Umweltverschmutzung?

Also zunächst mal glaube ich, dass niemand China global eine zu große Verantwortung zuweist. Ich glaube, dass China große Verantwortung hat. Und ich glaube, dass China als ein neuer großer Spieler in der internationalen Staatengemeinschaft sich graduell diesen Verpflichtungen stellt.

Das ist ein Prozess, in den man hineinwachsen muss. China hat in nur 20 Jahren einen Sprung in der wirtschaftlichen Entwicklung, für den andere Länder 100 Jahre gebraucht haben. Das dadurch auch die negative Seite industrieller Entwicklung wie zum Beispiel die Luftverschmutzung ein großes Problem geworden ist, hat man hier auch erkannt.

Ich denke, man stellt sich dieser Verantwortung. Die Maßnahmen, die die chinesische Regierung beschlossen hat, die auch Teil des Zwölften Fünfjahresplans werden sollen, wie wir mit Interesse gehört haben, zeigen deutlich, dass man national die Weichen gestellt hat, um diesen Verpflichtungen, die auch international formuliert werden, gerecht zu werden.

Nun besteht die internationale Gemeinschaft aus vielen Spielern. China zählt wie die USA oder Europa zu den großen Spielern. China ist heute der größte Luftverschmutzer, gefolgt von den USA. Durch diese faktische Verantwortung, die man durch die industrielle Entwicklung hat, ist es im besonderen Maße gefordert, international und konstruktiv mit den anderen Partnern nach Lösungen zu suchen. Gerade [die Klimakonferenz in] Cancun vor einigen Wochen hat gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

China hat gemeinsam mit anderen Schwellenländern deutlich gemacht, dass man auf der Basis des Prinzips "Gemeinsame, aber differenzierte Verantwortung" durchaus bereit ist, seinen Teil zu tragen. Wichtig ist zwar, dass die industrialisierte Welt anerkennt, dass die Schwellenländer und natürlich China ein Recht haben, sich wirtschaftlich weiter zu entwickeln. Das wird auch von niemandem infrage gestellt.

Aber gleichzeitig hat ein sich wirtschaftlich dynamisch entwickelndes Land die Verpflichtung, alles in seiner Macht stehende zu tun, um den Schaden, der durch diese Entwicklung entsteht, zu minimieren.

Das sind die beiden Konvergenzprozesse, die in den nächsten Jahren das Problem bestimmen werden. Auf der einen Seite die weitere wirtschaftliche Entwicklung, die zu immer mehr Energieverbrauch führen wird; gleichzeitig der Versuch, diesen Energieverbrauch zu reduzieren durch Energieeinsparung, -effizienz und alternative, regenerative Energien. Das wird dazu führen, dass man irgendwann in absoluten Zahlen den Energieverbrauch und damit den CO2-Ausstoß wird senken können.

Ich glaube, dass der politische Wille, diesen Prozess möglichst zu beschleunigen, da ist. Dass China alles tun wird, was es national tun kann, um solche Ergebnisse zu erzielen. Aber ich würde mir auch wünschen, dass China dies deutlich macht, dass es sich einem völkerrechtlich verbindlichen Vertrag anschließt. Dieser muss meines Erachtens den Rahmen bilden, in dem Länder wie China, Indien, Brasilien oder andere Schwellenländer dann das national Mögliche leisten.

Eine Selbstverpflichtung, glaube ich, die ihren Ausdruck dann auch in einem Vertragsinstrument findet, ist vertrauensbildend und deshalb notwendig. Ich bin zuversichtlich, dass das im Hinblick auf die nächste große UNFCC-Konferenz in Durban im Dezember 2011 gelingen kann, wenn alle Parteien entsprechende Schritte aufeinander zu machen.

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Quelle: german.china.org.cn

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