Home Aktuelles
Multimedia
Service
Themenarchiv
Community
Home>International Schriftgröße: klein mittel groß
09. 03. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Der schmerzhafte Abgang Exklusiv

Schlagwörter: zu Guttenberg Plagiat

von Frau Professor Dr. Wu Jiang

Überall auf der Welt gilt der Doktortitel als Symbol für Bildung und Gelehrsamkeit. Ein Doktortitel kann sich aber auch als zweischneidiges Schwert erweisen. Dies hat der deutsche Ex-Verteidigungsminister Herr zu Guttenberg in den vergangenen Tagen schmerzhaft erfahren müssen, schließlich musste er wegen Plagiatsvorwürfen zurücktreten.

Rücktritt als der einzige Ausweg

Wer auf die ganzen Ereignisse zurückblickt, dem ist aufgefallen, wie sich die Position von Herrn zu Guttenberg von Tag zu Tag veränderte . Während er zu Anfang der Plagiatsaffäre noch selbstsicher den Vorwurf als abstrus bezeichnete, bat er ein paar Tage später selbst die Uni Bayreuth um die Rücknahme des Doktortitels. Eine Woche später gab er den Rücktritt von seinen politischen Ämtern bekannt. Der umstrittene Doktortitel hat ihn seine bisherige politische Karriere gekostet.

Hätte es vielleicht einen anderen Ausweg gegeben? Die Antwort ist ein eindeutiges "Nein". Vielleicht hat Herr zu Guttenberg und sogar auch die Medien am Anfang nicht mit einer Affäre von solch einem Ausmaß gerechnet. Warum ist der politische Superstar innerhalb von zwei Wochen abgestürzt? Durch die Plagiate in seiner Doktorarbeit geriet er nämlich in Bedrängnis.

Von Anfang an haben die oppositionellen Parteien ihn scharf kritisiert. Als erfahrener Politiker und beliebter Polit-Star war er nicht nur an die Kritik der oppositionellen Parteien gewöhnt, sondernkannte sich auch gut damit aus. Nachdem aber die kritischen Stimmen in den eigenen Reihen und aus der Wissenschaft lauter wurden, wurde seine Glaubwürdigkeit immer weiter geschwächt. Vor allem sein Auftritt in der Fragestunde des Bundestages überzeugte nicht mehr. Gleichzeitig lief ein einzigartiges Online-Projekt: GuttenPlag. Freiwillige Plagiatsgegner versammelten sich dort und überprüften alle 450 Seiten der Dissertation. Als immer mehr plagiierte Stellen zu Tage traten, wurde die Glaubwürdigkeit Guttenbergs von der sogenannten "Schwarmintelligenz" besiegt. Er konnte den öffentlichen Druck nicht mehr verkraften. Er hatte die Grenzen seiner Kräfte erreicht. Er musste zurücktreten. Eine andere Alternative gab es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.

Vorläufiges Ende einer Erfolgsstory

Das Besondere an der Plagiatsaffäre war, dass am Anfang die Bundesbürger mehrheitlich hinter Herrn zu Guttenberg standen. Sogar die Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte den Wissenschaftler zu Guttenberg und den Minister zu Guttenberg trennen. Gleich nach seinem Rücktritt sprach Frau Merkel von einem möglichen politischen Comeback von Herrn zu Guttenberg. Der renommierte Politikwissenschaftler Herr Prof. Weidenfeld zeigte in einem Tagesschau-Interview seine Zuversicht, dass die Affäre nicht das Ende von zu Guttenbergs Karriere sei. In vielen Städten Deutschlands hat die Facebook-Gruppe "Wir wollen Guttenberg zurück" zu Sympathiekundgebungen aufgerufen.

Warum diese Beliebtheit von Herrn zu Guttenberg?

Als Herr zu Guttenberg Anfang 2009 überraschend das Bundeswirtschaftsministerium übernahm, war sein Name noch nicht sehr bekannt. Aber schnell zeigte Herr zu Guttenberg sein politisches Talent. Als einer der jüngsten Minister hatte er nicht nur eine angesehene Familie, sondern er sprach auch fließend Englisch und wurde im Ausland geschätzt. Er war sogar immer richtig angezogen und trat immer frisch frisiert auf. Der Freiherr aus dem Fränkischen wurde schnell zum Idol. Die durch die Wirtschafts- und Finanzkrise verunsicherten Wähler sahen in ihm eine Lichtgestalt. In einer Wahl-Umfrage im Juli 2009 überholte der damalige Wirtschaftsminister zu Guttenberg zum ersten Mal Bundeskanzlerin Angela Merkel und wurde zum beliebtesten Politiker in Deutschland. Kurz danach gewann er in seinem Wahlkreis mit sensationellen 68 Prozent. Damit wurde Herr zu Guttenberg der CSU-Kandidat mit dem besten Erststimmen-Ergebnis in Bayern. Kein Wunder, dass er als künftiger CSU-Chef und möglicher Kanzlerkandidat gehandelt wurde. Im neuen Kabinett hatte Frau Merkel den Erststimmen-König mit einer besonders schwierigen Aufgabe beauftragt: Verteidigungsminister. Die folgende Amtszeit zeigte, wie groß die Herausforderungen für den Verteidigungsminister waren: Die Kundusaffäre, gestiegene Opferzahlen unter den Bundeswehrsoldaten in Afghanistan, eine umstrittene Reform der Bundeswehr Viele Herausforderungen meisterte der damalige Verteidigungsminister zu Guttenberg gut. Er reiste neunmal zu den Bundeswehrsoldaten nach Afghanistan und war auchbei den Soldaten beliebt. Dann kam aber die Plagiatsaffäre.

Man kann sagen, Irren sei menschlich; niemand ist vollkommen. Aber wenn man sich für die Politik entschieden hat, sollte man wissen, Politik ist das Bohren dicker Bretter (Max Weber). Um dieser schwierigen Aufgabe gerecht zu werden, wird von Politikern besondere Qualitäten/Stärke erwartet. Eine besondere Qualität/Stärke ist das Verantwortungsgefühl. Ein Verteidigungsminister, der seinen Titel nicht mehr verteidigen kann, ist schwerlich in der Lage, im Namen der Deutschen das Land zu verteidigen. Ohne Glaubwürdigkeit kann ein Politiker kaum noch andere überzeugen und etwas durchsetzen. Wie aber könnte ein Politiker ohne Überzeugungskraft und Duchsetzungskraft dann Verantwortung übernehmen? In diesem Sinne hat Herr zu Guttenberg durch den Rücktritt von allen politischen Ämtern die richtigen Konsequenzen gezogen, wenn auch nicht gleich von Anfang an.

Für die politische Karriere von Herrn zu Guttenberg bedeutet diese Affäre einen schmerzhaften Einschnitt. Seine politische Karriere wird lange Zeit durch diesen Makel belastet bleiben. Vor allem die politischen Feinde werden ihn und seine Fans immer an die Plagiatsaffäre erinnern. Ob Herr zu Guttenberg wieder zurückkommt, hängt von vielen Faktoren ab: ob seine Partei CSU ihn weiter pflegt und schont; wie stark und wie lange diese Affäre in dem kollektiven Gedächtnis der Deutschen bleibt; wie die strafrechtliche Aufklärung der Plagiatsvorwürfe weiter verläuft; ob er ehrlich alle Fehler eingesteht; und ob er später wieder den Mut aufbringtsich trotz der Affäre wieder den Wählern zu stellen.

Auf jeden Fall sind die Türen zur Politik für ihn nicht ganz verschlossen. Das größte Kapital für ihn ist sein Alter. Genauso liegt seine größte Schwäche vielleicht auch gleichzeitig darin, dass er als Politiker eben noch sehr jung ist. Er ist zu schnell aufgestiegen, so dass er keine Zeit mehr hat, sich genau über alle Schritte und Entscheidungen gut zu überlegen. Die Affäre bedeutet das vorläufige Ende einer Erfolgsstory. Aus Fehlern lernt man, durch Schaden wird man klug. Er hätte eine gute Chance, wieder zurückzukommen.

1   2   vorwärts  


Quelle: german.china.org.cn

Druckversion | Artikel versenden | Kommentar | Leserbrief | zu Favoriten hinzufügen | Korrektur

Kommentar schreiben
Kommentar
Ihr Name
Kommentare
Keine Kommentare.
mehr