Nun hast du bereits ein paar Stationen hinter dir. Nanjing, Chongqing, Guangzhou und nun Shenyang. Du hast ja jeweils ein reichhaltiges Spektrum deutscher Bands zusammengestellt. Für die Station Shenyang waren das Fotos, Kira, Torpedo Boyz, Doro, 17 Hippies, Haindling, Deine Lakaien, Klee, Basta, Vorzeigekinder, Panik, Sudaikra, In Extremo, Tobias Escher. Da sollte doch für mehrere Geschmäcker und Generationen etwas dabei sein.

Das war meine Absicht. Deutsche Gegenwartsmusik ist ja noch nicht so weitläufig bekannt in China. Obwohl ich immer wieder erstaunt bin, wie viele Chinesen, die zu den Konzerten kamen, die Texte kennen und mitsingen. Ich will aber ein noch größeres chinesiche Publikum mit Musik aus Deutschland bekannt machen. Nach meiner Beobachtung tun wir das auch.

Dein Resümee zur Station Shenyang?

Es war echt toll! In Shenyang hatten wir insgesamt 200.000 Zuschauer, alle 250 Musiker waren höchst zufrieden und schwärmten von den chinesischen Fans. Allein zum Konzert von Klee kamen an einem Abend 30.000.

Wow! Wie steht’s mit der Klassik? Die ist doch auch typisch deutsch…

Für Klassik aus Deutschland muss man, glaube ich, keine Werbung mehr machen. Das ist schon ein internationales Aushängeschild. Aber die deutsche Popkultur braucht solche Events im Ausland. Sie hat ja auch eine Menge zu bieten. Und wir finanzieren das. Naja, die Gagen sind nicht so hoch. Aber darum geht es vielen Musikern nicht. Was zählt ist, ans andere Ende der Welt zu reisen und dann ein Publikum vorzufinden, dass begeistert deutsche Musik hört. Das ist unsere Dienstleistung.

Und die deutsche Presse?

Von der bin ich etwas enttäuscht. Da veranstalten wir eines der größten deutschen Musikfestivals im Ausland und keiner berichtet darüber. Deutsche Journalisten benehmen sich gegenüber dem, was in China geschieht, oft sehr selektiv. Auch die Musikszene in China verdiente heute mehr Beachtung in ausländischen Medien. Eine echte, privatwirtschaftliche Musikindustrie beginnt ja gerade erst sich zu entwickeln. Das ist alles noch so frisch und so jung. Echt spannend.

War deine Pionierarbeit vor 20 Jahren eine Art Geburtshilfe?

Mag sein. Es gab in China vor der Öffnungspolitik jedenfalls offiziell weder Popmusik noch private Musikproduzenten und Veranstalter, an denen man sich hätte orientieren können. Und viele jungen Chinesen sind ganz hungrig nach anderer, ausländischer Musik. Schau nur, wieviele Trauerfeiern es in Beijing für Michael Jackson gab – und das, obwohl er in China nie aufgetreten ist.

Ja, erstaunlich. Zum Schluss: Was wünscht Du Dir für die nächste Station der Promenade in Wuhan?

UH: Eigentlich wünsche ich mir nach Wuhan noch zwei bis drei weitere Städte. Denn die Promenade ist eine Riesenchance für die deutsche Musikindustrie in Asien. Deshalb erwarte ich von den deutschen Medien in Zukunft schon etwas mehr Engagement. Jede Stadt ist ein neues Abenteuer für uns. In Wuhan werden wir direkt an der Uferpromenade eines Flusses spielen. Ideal für ein Open-Air-Festival. Ich war gerade dort. Ich wünsche mir natürlich mindestens so viele Fans wie in Shenyang.

Gibt es schon Zusagen für Wuhan?

UH: Ja, bestätigt sind bis jetzt Subway to Sally, Letzte Instanz, Klee, Tele, Helmut Hattler, das Capital Dance Orchestra und Miss Platinum. Angefragt sind auch Juli und Clueso.

Ich bin gespannt. Danke für das Gespräch – und viel Erfolg.