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16. 09. 2010 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Sinologe

"Wir wollen kluge Vertreter aus China" Exklusiv

Schlagwörter: Chinabild Berichterstattung Literatur Kultur Konfuzius-Institut Wolfgang Kubin

Durch welche Kanäle neben Berichterstattungen von deutschen Medien können die normalen deutschen Bürger ein "vollständiges und wahres China" erfahren?

Rede ich nicht von großen, ernsthaften deutschen Zeitungen, könnten die normalen deutschen Bürger durch das sinologische Wesen Deutschlands China kennen lernen. Früher haben wir nicht wenige Bücher über Chinas Philosophie und Kultur veröffentlicht. Jetzt können auch viele Sinologen Volksausgaben publizieren, in denen sie mit fließendem Deutsch dem deutschen Volk das Reich der Mitte mit einer langen Geschichte vermitteln. Solche Publikationen sind zurzeit in Deutschland sehr populär. Die Menschen, auch wenn sie nur einen Hauptschulabschluss haben, können überall in Deutschland Materialien über China finden. Außerdem stellen die großen deutschen Zeitungen, die FAZ zum Beispiel, uns Sinologen vor, indem sie Buchkritiken über die von uns geschriebenen Bücher veröffentlichen. Die großen Zeitungen veröffentlichen oftmals die Erkenntnisse, Meinungen und Standpunkte von Gelehrten. Darin liegt der Grund, warum die Artikel der FAZ oftmals schwer zu verstehen sind. Nur Qualifizierte, Akademiker und Lehrer lesen die FAZ. Die normalen Bürger lesen sie nicht unbedingt, weil sie sie verstehen nicht. Sogar ich habe manchmal auch Schwierigkeiten, ihre Artikel zu verstehen.

Haben die deutschen Sinologen, soweit Sie wissen, großen Einfluss in Deutschland?

Ich kann nicht sagen, dass wir generell großen Einfluss in Deutschland haben. Aber manche Sinologen haben Einfluss. Zum Beispiel hat der in den 1970er Jahren bekannte Sinologe Wolfgang Bauer an der Ludwig-Maximilians-Universität München im Jahr 1971 das Buch "China und die Hoffnung auf Glück" veröffentlicht, das auch ins Chinesische übersetzt wurde. In mehr als 30 Jahren haben viele Menschen dieses Buch gelesen. Der Einfluss des Werks ist sehr groß und dauert bis heute an. Außerdem hat die von deutschen Sinologen veröffentlichte, populärwissenschaftliche Literatur über Chinas Geschichte großen Einfluss. Werke über Chinas Literatur hingegen haben nur geringen Einfluss. Die Deutschen, einschließlich der sogenannten normalen Bürger, haben großes Interesse an Chinas Kunst und Kultur. Wenn es in Deutschland Ausstellungen über Chinas Porzellan, Bilder und Kulturgegenstände gäbe, würden viele Besucher kommen. Die Zeitungen würden vor der Eröffnung einer Ausstellung über China über deren Inhalte berichten. So können die deutschen Zeitungen das Interesse der Deutschen für China erregen. Zudem gibt es derzeit viele Bücher, in denen das moderne China vorgestellt wird.

2007 erlebten die chinesisch-deutschen Beziehungen wegen des Treffens der Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Dalai Lama Schwierigkeiten. Wie bewerten Sie dieses Verhalten? Soweit ich weiß, unterstützten damals viele Deutsche das Verhalten von Merkel. Hat sich diese Situation in den kommenden drei Jahren verändert?

Merkels Treffen mit dem Dalai Lama war falsch. Die Situation diesbezüglich hat sich jedoch im Großen und Ganzen verbessert. Jedes Jahr unterrichte ich in China und treffe chinesische Gelehrte und Studenten. Aber ich habe natürlich kaum Chancen, mich mit chinesischen Politikern zu treffen. Nicht nur ich, parteilos, sondern auch die SPD und Menschen aus der Wirtschaft hielten dies für einen großen Fehler. Viele Deutsche haben meiner persönlichen Ansicht nach ein Problem. Wenn Deutsche ihren Glauben, wie beispielsweise das Christentum aufgeben, suchen sie nach einer Ersatzreligion. Viele Deutsche, insbesondere die Jugendlichen, sehen den Dalai Lama als eine Art neuer Gottheit. Ich widerspreche dem. Sie behandeln den Dalai Lama und Tibet nicht mit historischer Korrektheit, sondern von ihrer Fantasie ausgehend. Ganz wenige Politiker haben eine Ahnung über die tibetische Geschichte. Die Jugendlichen beten den Dalai Lama an, weil sie ihr religiöses Bedürfnis befriedigen wollen. Dies führt auch dazu, dass der Taoismus und Laozi zurzeit in Deutschland beliebt sind.

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Quelle: german.china.org.cn

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