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24. 11. 2011 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Glauben Sie, dass ihr Institut zum besseren Verständnis und Verhältnis beider Kulturen – China und Deutschland – beitragen kann?
In der Tat! Es gehört zu den herausragenden Eigenschaften und Leistungen des DAI, in allen seinen Forschungsregionen weltweit nachhaltig zum besseren Verständnis zwischen der Kultur des Gastlandes und der Kultur Deutschlands beizutragen. In China ist das nicht anders. Entscheidend sind persönliche Kontakte, also beispielsweise gegenseitige Besuche von Gastwissenschaftlern und Studienaufenthalte von Doktoranden. Wichtige Impulse in die Gesellschaft hinein geben auch populärwissenschaftliche Veröffentlichungen, Ausstellungen, Vortragsabende und Interviews.
Wir erleben praktisch bei jeder Veranstaltung und vor allem bei jedem länger laufenden Projekt, wie sich das gegenseitige Verständnis vertieft und erweitert. Deutsche und Chinesen besiedeln denselben Kontinent Eurasien – die einen im Westen mit atlantischer Perspektive und die anderen im Osten mit pazifischer Perspektive. Beide mit eigenen Wissenschaftstraditionen. Wenn Kolleginnen und Kollegen mal die Archäologie aus der jeweils anderen Perspektive sehen, dann verstehen sie nicht nur die andere Sichtweise besser, sondern sehen auch die eigene klarer, wie das immer durch Vergleich und Außenschau geschieht. Vergleich erzeugt Einsichten und Wissen, die wiederum Missverständnissen und Vorurteilen entgegenwirken. Probleme werden relativiert und in einen kontinentalen Kontext gestellt. Manche Probleme sind gleich oder sehr ähnlich, wie zum Beispiel Fundkonservierung, so dass Lösungen übernommen werden können. Andere Phänomene zeigen umso deutlicher die Verschiedenartigkeit der Kulturen, zum Beispiel der Beginn der Schriftlichkeit und die Bedeutung von Texten für die Kulturgeschichten. Dass es sich dabei um "alte" Phänomene handelt, oft sogar aus vorschriftlicher Zeit, macht sie deshalb nicht irrelevant für ein gegenseitiges Verständnis der Kulturen heute. Sie bilden das "kulturelle Gedächtnis" (Jan Assmann), die Identität dieser Kulturen, aus der sie heute ihr Selbstverständnis und Selbstbewusstsein speisen. Sie wirken hinein bis in Verhaltensmuster und Alltagsrituale. Kulturvergleich ist deshalb auch Identitätsvergleich.
Seit einiger Zeit zeichnet sich auch in China der Trend ab, archäologische Entdeckungen der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, Gelder und Fördermittel wurden dafür von der Regierung zur Verfügung gestellt. Die Fundplatzmuseen erfreuen sich offenbar großer Beliebtheit, wenn man beispielsweise an das 2007 eröffnete Jinsha-Museum in der südwestchinesischen Provinz Sichuan denkt, das an Wochenenden rund 50.000 Besucher pro Tag anlockt. Würden Sie sagen, dass die Chinesen sehr an ihrer eigenen Geschichte interessiert sind?
Jinsha ist ein ausgezeichnetes Beispiel für das rasant gewachsene Geschichts- und Traditionsbewusstsein, das einhergeht mit dem ebenso rasant zunehmenden Wissen zu Geschichte und alter Tradition. Gefunden wurde der Platz beim Bau eines Autobahnkreuzes direkt in der Stadt Chengdu. Dass er aber auch geschützt und nicht überbaut wurde, entspricht dem starken Wunsch, Zeugen einer sehr alten und sehr reichen lokalen Tradition zu erhalten. Dieses Bedürfnis nach tiefer kulturhistorischer Verankerung der modernen Gesellschaft, die auf den wilden Wassern der Globalisierung tanzt, ist vollkommen logisch und auch in anderen Kulturen zu beobachten. Die Gelder für solche öffentlichen Fundplatzmuseen stammen übrigens nicht nur von Zentral- und Lokalregierungen, sondern zunehmend auch von privaten Förderern.
Quelle: german.china.org.cn
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