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08. 11. 2012 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Was macht China für österreichische Unternehmen Ihrer Meinung nach interessant? Sind es nur die billigen Produktionskosten?
Nein, überhaupt nicht mehr. Die Zeiten der billigen Produktionskosten sind vorbei, und die werden in den nächsten Jahren mit Sicherheit auch nicht wiederkommen. Man geht heute nach China, um hier am Markt präsent zu sein. Man produziert für den Markt und hat die Unternehmen, mit denen man zusammenarbeiten will, im näheren Umfeld. Wenn man beispielsweise Supplier für die Automotive-Industrie ist, muss man hier praktisch eine Produktionsstätte aufziehen, ganz egal, wie hoch die Kosten sind. Die aktuelle Austria Business Confidence Study hat ergeben, dass die Hauptgründe zur Marktbearbeitung die Marktgröße und die Chancen im Projektgeschäft sind. China ist zwar auch als Produktionsstandort interessant, aber nur in Verbindung mit Bearbeitung des lokalen Marktes – China gilt jetzt als Absatzmarkt der Welt.
In den westlichen Medien wird China häufig als Land der Fälscher und Raubkopierer dargestellt. Inwiefern entspricht diese Darstellung Ihrer Meinung nach der Realität und wie entwickelt sich das Ganze?
Natürlich ist der Schutz geistigen Eigentums und der Technologietransfer weiterhin ein wichtiges Thema. Erzwungener Technologietransfer spielt vor allem in bestimmten restriktiven Branchen eine Rolle, bei denen es nötig ist, Jointventures mit chinesischen Partnern einzugehen. Jedoch gilt es auch hier seine Hausaufgaben zu machen. Bei Geschäften mit lokalen Partnern ist wie überall auf der Welt eine fundierte Due Diligence das A und O. Viele österreichische Unternehmen schaffen es sehr gut, deren Technologien zu schützen, beispielsweise durch die Produktion von sensiblen Kerntechnologien in Europa. Dass das Chinageschäft insgesamt funktioniert, zeigen die Erfolge unserer Unternehmen in China. So gibt es viele erfolgreiche Partnerschaften mit chinesischen Partnern, der Outdoor-Hersteller Northland ist hier ein gutes Beispiel.
Ein anderer Punkt, der von ausländischen Unternehmen in China häufig bemängelt wird, ist die mangelnde Rechtssicherheit und die ungleiche Behandlung chinesischer und ausländischer Unternehmen bei staatlichen Ausschreibungen und der Vergabe von Krediten. Sind dies auch Probleme, mit denen die österreichischen Unternehmen in China zu kämpfen haben?
Sicherlich, die mangelnde Rechtssicherheit ist eines der größten Probleme für österreichische Unternehmen. Aber auch hier gilt, sich gut vorzubereiten und mit Rechtsexperten zusammen zu arbeiten. Insgesamt haben sich die Firmen ohnehin auf die Situation eingestellt. Wenn man beispielsweise einen Rechtsfall in der Provinz hat, ist man gut beraten, den zumindest auf eine höhere Ebene zu bekommen. Wir haben da auch schon mehreren österreichischen Firmen politisch geholfen. Die erste Instanz eines Rechtsfalles sollte auf keinen Fall in einem kleinen Provinzgericht stattfinden, sondern zumindest in der Provinzhauptstadt. Da gibt es immer noch die Möglichkeit – man hat ja nur eine weitere Instanz – die nächste Instanz in Beijing, beim Obersten Gerichtshof auszutragen. In diesem Fall steigen die Chancen, den Fall zu gewinnen. Wir helfen da aktiv, gerade auch durch unsere Zusammenarbeit mit der Botschaft und dem Handelsministerium. Und auf einer regelmäßigen Routinebasis, ungefähr alle zwei Monate gehe ich zum Handelsministerium und wir besprechen Fälle, die wir auf einer Arbeitsebene zu klären versuchen. Wenn es dann nicht weitergeht, müssen wir das in die gemischte Kommission einbringen, das ist eine Expertenkommission aus Vertretern des österreichischen und chinesischen Handelsministeriums, die sich einmal im Jahr trifft. Dort bringt man formell diese Streitfälle ein, das chinesische Handelsministerium hilft uns dann, diese Fälle zu bereinigen, indem sie Anordnungen geben an diese und jene Ministerien oder staatliche Stakehold-Enterprises. Ich muss sagen, 60 bis 70 Prozent dieser Fälle konnten wir dadurch lösen. Der Rest ist meistens schwierig, speziell, wenn es bereits ein Rechtsverfahren gibt.
Quelle: german.china.org.cn
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