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08. 11. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Austria Connect

"China gilt jetzt als Absatzmarkt der Welt" Exklusiv

Schlagwörter: Austria Connect Schuldenkrise Export Werkbank

Umgekehrt gedacht – wie entwickeln sich die chinesischen Investitionen in Österreich? Haben die Chinesen Interesse am österreichischen Markt?

Ja, diese Tendenz ist deutlich festzustellen, auch die letzten Statistiken zeigen diesen Trend sehr stark auf. Österreich hinkt zwar bei solchen Bewegungen immer ein wenig hinterher, doch im ersten Halbjahr 2012 sind die chinesischen Auslandsinvestitionen um 48 Prozent auf 35,4 Milliarden US-Dollar angestiegen. Damit ist China bereits der sechstgrößte Investor, auch in Europa steigt das Interesse. Österreich bietet durch seine zentrale Lage ideale Voraussetzungen als Standort, auch in Hinsicht auf den Zugang zu Osteuropa. Ein gewisses Zögern momentan hängt vermutlich mit der Situation in Europa zusammen, in der man gewisse Investitionen derzeit aufschiebt, um zu sehen, wie sich die Situation in weiterentwickelt. Das hat aber weniger mit China zu tun, sondern eher mit der eigenen Situation. Grundsätzlich gibt es in China reges Interesse, nach Europa und nach Österreich zu gehen, in unserem Fall nicht so stark wie nach Deutschland oder Frankreich und England, wo man in erster Linie große Firmen kaufen möchte, die Technologie anbieten. Aber man sucht natürlich auch gezielt in Österreich Firmen, die eine spezielle Technologie anbieten.

Vor dem Hintergrund der Währungs- und Schuldenkrise in Europa hat auch die chinesische Wirtschaft zuletzt an Fahrt verloren. Stottert der chinesische Wirtschaftsmotor? Welche Folgen hätte ein weiterer Rückgang beim chinesischen Wachstum für österreichische Handelsunternehmen?

Wenn das Wachstum in Europa zurückgeht, dann geht das Wachstum klarerweise auch in China zurück. China hängt praktisch zu 36 Prozent von der EU und den USA als Exportmarkt ab. Wenn diese zwei Hauptmärkte nicht mehr entsprechend wachsen, verlangsamt sich das Wachstum auch hier, wie Zahlen jetzt im ersten Halbjahr 2012 zeigen. Das Exportwachstum ist nur mehr einstellig, beim Import schaut es gleich aus. Wir erwarten allerdings, dass sich diese Situation im letzten Quartal 2012 wieder verbessern wird. In Europa hat es zuletzt wieder sehr positive Anzeichen gegeben, wie der Gerichtsbeschluss des deutschen Verfassungsgerichtes zum ESM oder die Wahlen in den Niederlanden. Es gibt also verschiedene positive Zeichen, die sich auch in den Börsen schon ausdrücken, etwa in der Erholung des Euros beispielsweise auf dem Niveau von 1,30. Das wird sich in China vielleicht schon im nächsten Quartal, mit Sicherheit aber Anfang des nächsten Jahres auswirken.

Im November wird der Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas und damit der Machtwechsel über die Bühne gehen. Welche Auswirkungen erwarten Sie sich durch den anstehenden Regierungswechsel auf die Wirtschaft – welche Erwartungen sind an die neue Führung gerichtet?

Grundsätzlich sind zunächst keine signifikanten oder gar negativen Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit österreichischer Unternehmen zu erwarten. Die neue Führung muss sich erst einmal etablieren, in den ersten ein bis zwei Jahren nach Amtsantritt ist nicht mit großen Reformen zu rechnen. Aber der Druck auf die neue Führung ist da und er ist enorm – man wird sehen, wie schnell sie diesen Druck abbauen beziehungsweise kanalisieren kann. Unser Hauptanliegen als Vertreter Österreichs und als Vertreter eines Mitgliedslandes der Europäischen Union ist in erster Linie Marktzugang. Momentan gibt es hier in gewissen Bereichen empfindliche Beschränkungen, das ist allerdings etwas, das ich schon vor 30 Jahren in Japan erlebt habe. Wenn sich ein Land in einer derartigen Übergangsperiode befindet, dann versucht man eben, die ausländische Konkurrenz rauszuhalten und ihnen den Marktzugang zu erschweren. Aber das wird sich früher oder später geben, wodurch europäische Produkte hier genauso am Markt vertreten sind wie lokal erzeugte Waren. China wird in Zukunft schließlich der größte Importmarkt der Welt werden und nicht mehr die Werkbank der Welt. Deswegen haben wir in Zukunft hier sicher verstärkt Chancen, auch im Konsumgüterbereich. Eine der Hauptaufgaben der neuen Regierung sollte es meiner Meinung nach sein, noch mehr zu privatisieren. Es gibt immer noch einen sehr starken staatlichen Wirtschaftssektor, der glaube ich in Zukunft noch stärker privatisiert werden muss.

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Quelle: german.china.org.cn

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