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01. 07. 2014 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
von Wang Ran, Beijing
Im Interview des Monats spricht Michael Kahn-Ackermann, China Special Representative der Stiftung Mercator, im Rahmen der diesjährigen Sommer-Salon-Serie über die Jugend in China und in Europa sowie über den kulturellen Austausch. Der ehemalige Vorstand des Goethe-Instituts in China lässt dabei auch die Entwicklungen des Landes in den vergangenen Jahrzehnten Revue passieren.
Michael Kahn-Ackermann, China Special Representative der Stiftung Mercator.
China.org.cn: Sie sind im Jahr 1975 erstmals nach Beijing gekommen. Inzwischen haben Sie mehrjährige Erfahrungen mit China gehabt. Was ist Ihrer Meinung nach die größte Veränderung in der chinesischen Gesellschaft?
Ackermann: In den vergangenen 40 Jahren gab es in China zu viele Veränderungen, um sie alle aufzuzählen. Die größte Veränderung ist sicher die Veränderung der materiellen Lebensbedingungen. Die meisten Menschen leben heute unter weit besseren Verhältnissen als 1975. Davon abgesehen haben sich meiner Meinung nach vor allem der Rhythmus und Tempo des Lebens verändert. Als ich 1975 zum ersten Mal nach China kam, war das Lebenstempo wie das Tempo des Radfahrens, ein sehr gleichmäßiges und eher entspanntes Tempo. Heutzutage hat sich die Geschwindigkeit des Lebens total verändert, es ist hektisch. angespannt und nervös geworden. Da das Lebenstempo zahlreiche Aspekte beinhaltet, kann es die gesellschaftliche Situation eines Landes gut widerspiegeln.
China.org.cn: Welche Veränderungen erleben Sie an den jungen Leute Chinas?
Ackermann: Ich glaube, die jungen Leute in China haben sich von einem Extrem zu einem anderen entwickelt. Als ich 1975 an der Peking-Universität studierte, wohnte ich mit einem chinesischen Kommilitonen zusammen. Er wollte als Soldat fürs Land gegen die Sowjetunion kämpfen, sich opfern und dadurch zum Helden werden. 1976 hat sich das große Erdbeben in Tangshan ereignet. Er wurde zu den Hilfs- und Rettungsarbeiten dorthin kommandiert. Als er zurückkam, war er total verändert. Er hatte gesehen, wie Menschen brutal sterben und erkannt, dass sein Wusch nach Heldentod mit der Realität nichts zu tun hatte.
Er war kein Einzelfall, die meisten chinesischen Jugendlichen waren so. Sie waren absolute Idealisten und hatten wenig Ahnung vom realen Leben. Die Gründe lagen hauptsächlich darin, dass ihr Leben beschränkt und von oben her bestimmt war.
Heutzutage sind die jungen Leute viel mehr auf den persönlichen Nutzen bedacht, gleichzeitig aber auch sehr naiv. Sie haben wenig Kontakt mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Ich treffe häufig auf chinesischen Jugendliche, die lediglich schnell Karriere machen und viel Geld verdienen wollen. Sie haben hohe Ansprüche aber wenig praktische Erfahrungen.
China.org.cn: Wie verhält es sich mit den deutschen Jugendlichen?
Ackermann: Im Vergleich zu unserer Generation sind die deutschen jungen Leute heute auch sehr praktisch. Das ist ähnlich wie bei den Chinesen. Aber die Deutschen haben vergleichsweise mehr Gelegenheit, gesellschaftliche Erfahrungen zu sammeln. Sie arbeiten in den Ferien. Sie wohnen nicht in Studentenwohnheimen, sondern suchen selbst Wohnungen. Deswegen denke ich, dass sie auch sehr praktisch orientiert sind, aber nicht so naiv.
Quelle: german.china.org.cn
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