von Kerstin Britta Henning, Beijing

Jede Woche treffen sich an der Deutschen Botschaft in Beijing begeisterte Sänger und Sängerinnen. Gesungen wird im "Deutschen Chor Peking" deutschsprachige klassische Musik aus den letzten vier Jahrhunderten. Svetlana Lundgren, Musikwissenschaftlerin und Fremdsprachendozentin, leitet den Chor.

Chorleiterin und Musikwissenschaftlerin Svetlana Lundgren, Foto von Carmelo Naranjo

China.org.cn: Frau Lundgren, wie sind Sie darauf gekommen, in Beijing einen Chor zu gründen?

Svetlana Lundgren: Als "mitausreisende Ehepartnerin" eines Diplomaten habe ich keine Arbeitserlaubnis. Deshalb kamen in China für mich nur ehrenamtliche Tätigkeiten in Frage. Als Musikwissenschaftlerin wollte ich für mich eine anspruchsvolle Aufgabe im Bereich Musik finden und auch den anderen Expats kulturell das anbieten, was sie in Beijing nirgendwo anders finden: Musik wie Bachs Kantaten oder "Die Dreigroschenoper" von Brecht/Weill. Dazu gab es an der Deutschen Botschaft eine Sängergruppe, die "Beijing Hamonists", die mich auf die Idee brachte, mehr Leute zum Singen mit professioneller instrumentaler Unterstützung einzuladen.

Wieviele Mitglieder hat ihr Chor denn derzeit?

Bis vor kurzem waren für mich 40 Teilnehmer die optimale Chorgröße. Für das letzte Chorprojekt mit Orffs "Carmina Burana" habe ich zusätzlich nicht-deutsprachige Chorinteressenten eingeladen, so dass wir mit circa 70 Sängern und 20 Kindern aufgetreten sind.

Aus welchen Gründen treten die Leute Ihrem Chor bei?

Die Chorteilnehmer sagten mir, sie lieben Musik und Gesang. Sie haben bereits vorhandene Chorerfahrung. Außerdem loben viele Chormitglieder die besondere Atmosphäre bei den Proben. Sie freuen sich, dabei interessante Leute kennen zu lernen und neue Kontakte zu knüpfen. Außerdem verbindet sie eines: Die "Sehnsucht" nach dem Deutschen.

Sie sprechen gerade die "Sehnsucht" nach Deutschem an. Weshalb leben denn die Mitglieder Ihres Chors in China? Sind die meisten in Beijing, weil ihr Partner oder ihre Partnerin hier arbeitet?

Ich würde sagen, dass circa zwei Drittel der Chorsänger selber in China berufstätig sind. Im Chor haben wir die unterschiedlichsten Sänger und Sängerinnen. Darunter sind Botschaftsangehörige, Hausfrauen, Siemens-Manager, Uni-Professoren, Studenten, eine deutsche Ärztin, eine deutsche Mode-Designerin, ein Musikinstrumentenbauer, professionelle Sänger – und noch viele mehr.