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16. 03. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Lust auf Neues

Chinesisch kann man durchaus lernen! Exklusiv

Tanja Reith ist Leiterin der Akademischen Prüfstelle Peking (APS).

Was genau macht eigentlich die Prüfstelle?

Die Akademische Prüfstelle hat zunächst zur Aufgabe, die Zeugnisse von Chinesen, die in Deutschland studieren wollen, zu überprüfen – auf Echtheit und auf Hochschulzugangsberechtigung. Wenn alles okay ist, erteilen wir ein Zertifikat, mit dem sich die Studenten an der Hochschule bewerben können. In einem zweiten Schritt, wenn die Zulassung vorliegt, können die Studenten an der APS ihren Visaantrag stellen und wir leiten diese an die Visastellen der deutschen Botschaft und der Konsulate in China weiter. Die Bearbeitung und Entscheidung der Visaanträge liegt dann ausschließlich in der Hand der Visastellen.

Merkt ihr, dass es in der momentanen Situation mehr Bewerber gibt?

Schon, aber nicht signifikant. Im Jahr 2001 wurde die Prüfstelle gegründet. Ab 2003 gab es einen starken Einbruch der Bewerberzahlen, als unter chinesischen Studenten bekannt wurde, dass wir auch die formalen Kriterien streng prüfen. Natürlich gab es in dem Jahr auch noch SARS und die damit verbundenen Einschränkungen, sodass viele nicht reisen konnten oder wollten. Einen stetigen, wenn auch moderaten Anstieg gibt es nun wieder seit 2006. Das wird meiner Meinung nach wohl so bleiben, wenn die Eltern der Bewerber, die meist aus der Mittel- bis Oberschicht kommen, angesichts der Wirtschaftskrise keine Verluste erleiden. Und ein Uni-Abschluss aus westlichen Ländern ist heute auch in China keine Garantie mehr für einen Job.

Reden wir mal über dein Leben in China – außerhalb der Arbeit. Was macht ein Expat in China in seiner Freizeit?

Mein Freundeskreis besteht sowohl aus Chinesen als auch Ausländern, die aber nichts mit meiner Arbeit zu tun haben. Wir gehen Essen, zu Konzerten, Theater, Ausstellungen, auch mal Shoppen. Was man eben so macht.

Was ist für dich im Alltagsleben total anders als in Deutschland?

Das erste, was mir einfällt ist das Essen, und wie man mit Essen umgeht. Das ist hier ein sozialer Event. In Deutschland geht man mit Freunden etwas trinken, aber in China geht man essen. Auch beim Anbahnen von Geschäftsbeziehungen ist das gemeinsame Essen ganz wichtig. Und erst dann folgt vielleicht der nächste Schritt. In Deutschland gibt es natürlich auch Geschäftsessen, aber das hat in China einen ganz anderen Stellenwert. Egal, wieviel Geld man verdient.

Ein anderer Aspekt ist, dass vieles, was für Deutsche selbstverständlich ist, den Chinesen komisch erscheint: Etwa alleine essen, alleine wohnen, alleine verreisen und sich nicht umgehend auf die Suche nach einem Lebenspartner zu machen. Ich kenne natürlich auch Chinesen, die ihren Freiraum und Individualität schätzen, aber das ist eher die Ausnahme.

Was gefällt dir am besten im Vergleich zu Deutschland?

Diese Dynamik der Entwicklung. Die kann manchmal aber auch anstrengend sein, weil sich dauernd alles wieder ändern und man dann schlecht planen kann. Andererseits ist es auch spannend. Ich arbeite in der Prüfstelle in einem internationalen Umfeld.

Würdest du anderen empfehlen, nach China zu gehen?

Pauschal kann ich das nicht sagen. Es kommt immer auf die persönlichen Lebensziele an, darauf, wie offen man für andere Kulturen und Lebensweisen ist. Es nutzt auch nichts, ohne eine konkrete Vorstellung herzukommen. Wenn eine Firma jemanden für eine Zeit nach China schicken will, würde ich sagen, ja, auf jeden Fall. Denn das ist immer eine interessante und bereichernde Erfahrung. Man muss aber bereit sein, sich auf das Leben in China einzulassen. Wer sich nur in einer deutschen oder anderen Expat-Enklave in Beijing eingräbt, wird nicht viel davon haben und kann auch gleich zuhause bleiben. Ein paar Worte Chinesisch zu lernen, ist auch wichtig. Selbst wenn es nur Standardfloskeln wie "ni zenmeyang" sind, öffnet das die Herzen der Chinesen. Das ist ein Anfang.

Würdest Du wieder nach China gehen, wenn Du es nochmal entscheiden müsstest?

Auf jeden Fall. Allerdings, wenn meine Tante damals statt in Beijing in Buenos Aires gearbeitet hätte, wäre ich heute vielleicht in Argentinien (lacht).

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Quelle: german.china.org.cn

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