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18. 06. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Abenteurer

"Man muss seinen eigenen Rhythmus finden!" Exklusiv

Über ein Jahr lang hatte Christoph seine Reise geplant. "Ich bin natürlich nicht einfach so losgelaufen", erklärt der leidenschaftliche Fotograf. Er habe seinen Lauf akribisch geplant, über ein Jahr lang Karten studiert, Bücher gelesen, Botschaften angeschrieben und sich überdies eine höchst professionelle Reise- und Kamera-Ausrüstung zugelegt.

Während Christoph mir von seiner aufwendigen Vorbereitung erzählt, frage ich mich unweigerlich, wie viel das alles gekostet haben muss. Christoph scheint meine Gedanken zu lesen: "Das alles war natürlich sehr teuer", erklärt er mir. Aber wenn er eines in China gelernt habe, dann sei es, an das Schicksal zu glauben und Zeichen zu sehen. Und genau so ein "Zeichen" war ihm während seiner Aufbruchpläne begegnet: Christoph machte eine kleine Erbschaft und hatte nun die finanzielle Möglichkeit für die Verwirklichung seiner Träume. "Es passte einfach alles zusammen. Ich wollte unbedingt diese Reise antreten, und hatte plötzlich die Möglichkeit dazu. Dann musste ich es einfach machen." Er habe von seiner Paris-Erfahrung her gewusst, dass er es könne, und eben auch, was so ein Marsch einem "körperlich und geistig abverlangt".

Und so tritt Christoph am 9. November 2007 aus seiner Beijinger Wohnung hinaus auf die Straße. Bepackt mit dem Nötigsten und natürlich seiner heißgeliebten Kamera, mit der er von nun an alles dokumentiert. Von Beijing geht es Richtung Xi'an, von dort aus weiter nach Ürümqi.

Auf seinem Weg fängt er an, die Schritte zu zählen, jeweils bis 1000 und dann wieder von vorne. "Man muss irgendetwas machen, um durchzuhalten und sich dann einfach auf das Gehen zu konzentrieren. Aber vor allem muss man seinen eigenen Rhythmus finden", so Christoph. Stunden, Tage, Monate marschiert Christoph so durch das Land. Die meiste Zeit ist er alleine, ab und zu trifft er auf jemanden.

Ein Weggefährte wird ihm dabei zu einem besonderen Freund: Der damals 49-jährige Chinese Xie Jianguang, der von Christoph "Lehrer Xie" genannt wird.

"Lehrer Xie läuft seit 1983 durch China. Das hat mich schon sehr beeindruckt", so Christoph. Der "Lehrer", aus chinesischer Höflichkeit heraus so genannt, ist eigentlich Handwerker. Für Christoph wird er aber in wahrsten Sinne zum Lehrer. Die beiden gehen zwei Wochen gemeinsam Seite an Seite, reden und bringen sich gegenseitig ihre Kulturen näher.

Xie stellt sich als weiser, hochgebildeter Mann heraus, der von Kant und Nietzsche schwärmt. "Von ihm habe ich unheimlich viel gelernt über das Leben", so Christoph. Aber "gelernt" habe er natürlich ohnehin vieles in diesem Jahr, vor allem über sich selber. "Natürlich denkt man viel nach, wenn man solch eine Zeit lang alleine mit sich ist". Das passiere zwangsläufig. Er habe den Lauf aber dennoch nie aus bestimmten, "hochtrabenden Selbstfindungs-Gründen" machen wollen, er habe vielmehr einfach den Wunsch in sich gehabt, diese Reise zu machen und sich damit einen Traum zu erfüllen.

Am 25. Oktober 2008, mitten in der Wüste Gobi, beschließt Christoph dann, nach Hause zurückzukehren. 4646 Kilometer ist er zu diesem Zeitpunkt gewandert. "Der Moment war einfach gekommen, aufzuhören. Das habe ich gespürt", erzählt Christoph, als ich ihn nach seinen Beweggründen für den Abbruch des Laufes frage. Er sei dankbar, dass er so weit gekommen sei und diese Erfahrung machen konnte, so Christoph. Neben Sandstürmen und diversen Blasen dürften ihm die unzähligen Erlebnisse seines China-Abenteuers sowieso für immer in Erinnerung bleiben.

Mehr Informationen über Christophs Reise gibt es unter: www.thelongestway.com

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Quelle: german.china.org.cn

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