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19. 10. 2009 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
von Oliver Zwahlen, Beijing
Der deutsche Sinologe Oliver Lutz Radtke hat eine große Leidenschaft: Chinglish. Nun schreibt er über das, worin manche nur schlechtes Englisch sehen, sogar eine Dissertation.
Oliver Lutz Radtke
Jeder, der einmal durch China gereist ist, kennt die Schilder mit bizarren Empfehlungen oder Speisekarten, auf denen Gerichte wie "Onion explodes the distant senate" oder "Fried special wikipedia" empfohlen werden. Für die meisten Touristen ist dies ein vergnüglicher Aspekt der chinesischen Gegenwartskultur. Für viele Chinesen, die im Englischen einigermaßen sattelfest sind, stellen die teilweise unfreiwillig komischen Phrasen ein peinliches Ärgernis dar. Aber nur für einen Mann ist Chinglish mehr als das: "Chinglish ist für mich ein Einblick in das Geistesleben von Chinesen", erklärt der 32-jährige Sinologe und Buchautor Oliver Lutz Radtke. Dem seltsamen Englisch chinesischer Prägung widmet der Heidelberger seine ganze Leidenschaft: Bereits zwei Bildbände zu Chinglish hat er zusammen mit einem US-amerikanischen Verlag veröffentlich. Derzeit schreibt er auf Chinesisch ein weiteres Buch, mit dem er einer chinesischen Leserschaft versucht, die Problematik näher zu bringen. Und nun soll ihn seine Leidenschaft für Chinglish bald wieder nach Deutschland an die Uni Heidelberg zurückführen. Ihm ist nämlich gerade erst ein Stipendium für eine Dissertation zum Thema zugesagt worden.
Wir treffen Radtke in einem Café im Nordosten von Beijing. Nicht weit vom Goethe-Institut, wo er für den Webauftritt der dreijährigen Veranstaltungsreihe "Deutschland und China – Gemeinsam in Bewegung" verantwortlich ist. "Es geht mir überhaupt nicht darum, mich über eine mangelnde Sprachkompetenz von Chinesen lustig zu machen", stellt Radtke gleich zu Beginn unseres Treffens klar und nippt an seinem Kaffee. Er wolle vielmehr seinen Lesern über die Sprachfehler helfen, einen Einblick in die kulturell geprägte Denkweise von Chinesen zu gewinnen. Schilder wie "This WC is free of washing. Please leave off after pissing or shitting" etwa würden auf einen viel unverkrampfteren Umgang mit Fäkalien hinweisen. Oder das ausgerechnet ein Brötchen mit Schokoladefüllung Bimbo heißt, also einen Namen trägt, der im US-amerikanischen Kontext stark mit der Versklavung von Afrikanern in Verbindung gebracht wird, weist auf eine geringe Senbilität bei diesem Thema hin. Anders hingegen ist die Lage bei Schildern, auf denen es heißt, man solle nicht auf eine Wiese gehen, weil auch die Gräser Schmerzen verspüren. Diese seien, so findet Radtke, viel indirekter oder freundlicher als wenn es einfach "Betreten verboten" hieße, wie man das in Deutschland oft sieht. "China ist nicht ausschließlich ein Land der Verbote und der Unterdrückung, wie es in Deutschland oft wahrgenommen wird, sondern ein Land mit lustigen, humorvollen Menschen", meint Radtke. Dies sei es, was er in seinen Büchlein auch zeigen wollte. Leider habe er bei den beiden Chinglish-Bildbänden einen Kompromis mit dem Verlag eingehen müssen. Er selbst hätte gerne viel mehr Erklärungen geliefert.
Quelle: german.china.org.cn
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