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24. 11. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Buchlesung

"Chinesen interessieren sich für die Landflucht in Deutschland" Exklusiv

von Oliver Zwahlen, Beijing

Der Deutsche George Lindt (38) dreht Dokus, betreibt ein Plattenlabel mit chinesischer Untergrundmusik. Nun ist sein erster Roman auch in chinesischen Übersetzung erschienen. China.org.cn spricht mit ihm über sein Buch "Provinzglück", seinen Film "Beijing Bubbles" und die chinesische Rockkultur.

China.org.cn: Herr Lindt, Sie haben gerade eine zweiwöchige Lesetour zu Ihrem Roman durch China veranstaltet. Wie kam es dazu?

Lindt: Ich habe den Roman "Provinzglück" schon vor vier Jahren beim Fischer Verlag veröffentlicht. 2007 war ich mit einer Reihe von anderen Autoren auf der Beijing International Book Fair. Das ist das Äquivalent zur Frankfurter Buchmesse in Deutschland. In jenem Jahr war Deutschland Gastland in China, das wissen ja nur wenige. Dabei war ein Verlag auf den Roman aufmerksam geworden. Sie fanden es interessant, dass ich über die Landflucht in Deutschland schreibe – ein Problem, das man in China ja in einer anderen Dimension auch kennt. Der Verlag glaubte, dass das Problem auch viele Leute in China interessieren würde.

Und? Tut es das?

Der Verlag scheint recht gehabt zu haben. Meine Lesungen waren gut besucht. Wir hatten teilweise bis zu 200 Gäste, die oft sehr detailierte Fragen zur Problematik stellten. Sie wollten etwa wissen, wie der soziale Status von Selbständigen ist oder was eine Fernbeziehung für Deutsche bedeutet. In China gibt es ja viele Wanderarbeiter, die für eine lange Zeit getrennt von der Familie leben müssen. Es gab aber auch Fragen zur unterschiedlichen Kultur. In meinem Roman wird viel diskutiert. Dies hat die chinesischen Leser etwas erstaunt. Dass ein Streit nicht bedeutet, dass man jemanden nicht liebt oder mag, dass verstehen in China viele Leute nicht.

Haben Sie beim Schreiben des Romans die Situation der Wanderarbeiter in China inspiriert?

Nein. Ich habe erst begonnen, mich mit China intensiv zu beschäftigen, als ich ich für den Dokumentarfilm "Beijing Bubbles" die Untergrundmusikszene von China portraitierte. Mein Roman ist aber etwa zur gleichen Zeit entstanden.

"Beijing Bubbles" war international recht erfolgreich. Der Film wurde auf rund 40 Filmfestivals gezeigt. Wie kommt er in China an?

Das ist sehr unterschiedlich. Er scheint in China auf ein reges Interesse zu stoßen. Ich habe bereits fünf verschiedene Arten von Raubkopien des Filmes gesehen – und die Raubkopierer verkaufen bekanntlich nur, was gut läuft. In einem Laden fand ich von meinem Film sogar zehn Kopien. Ich kaufte sie alle. Der Ladenbesitzer fragte mich, wieso ich so oft den gleichen Film kaufe. Ich antwortete: "Because I am the director." Da lachte er und gab mir noch eine DVD gratis dazu. Es gibt aber auch ganz andere Reaktionen. Vor einem halben Jahr habe ich bei einer Veranstaltung in Shenyang einen Ausschnitt aus dem Film gezeigt. Da stand eine junge Frau im Publikum auf und rief: "Solche Dinge aus China dürfen nicht ins Ausland gelangen. Sie schaden dem Bild Chinas. Fuck you!" Hier gibt es manchmal einen etwas seltsamen Patriotismus.

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Quelle: german.china.org.cn

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