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23. 06. 2010 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
"Das Schwierigste ist der ganz andere Markt", führt Masüger weiter aus. "China braucht eine Sonderbehandlung." Das fange bereits beim Verkauf an. Man müsse sich mehrmals jährlich mit den Distributoren treffen und eine Vertrauensbeziehung aufbauen. "Bei solchen Treffen fließt oft eine Menge Wein. Meistens gilt: Je mehr wir trinken, desto besser fällt ein späterer Vertragsabschluss aus." Kein Wunder, dass die Weinliebhaberin in der Freizeit nun kaum noch Alkohol trinkt. Doch sei es nicht nur auf der chinesischen Seite schwierig, sondern oft auch mit den Weinproduzenten. "Die sind oft nicht bereit, für den chinesischen Markt kleine Änderungen vorzunehmen und schon gar nicht, das Produkt in allem anzupassen. Doch dies ist ein wichtiger Schritt, wenn man in China erfolgreich sein will." Gerade in der Zeit zum Chinesischen Neujahr und um das Mondfest Geschenkpackungen besonders gut. Doch diese brauchen auf der Schachtel ein großes Logo, "damit die Firmen das von den Steuern abziehen können", weiß die Frau.
"Während man in Europa zwischen der alten und der neuen Welt unterscheidet, differenzieren Chinesen eher zwischen Frankreich und dem Rest der Welt." Schweizer Weine lassen sich kaum verkaufen. "Wenn wir unsere Schweizer Weine an den Mann bringen wollen, gelingt das nur über die Swissness, also über das ausgesprochen gute Image der Schweiz." Kein Wunder, dass die Schweizer Weine in ihrem Regal auf den Etiketten keine Rebberge oder Schlösser abbilden, sondern ein einfaches Design mit einem Schweizerkreuz haben.
Auch das Sortiment müsse für den chinesischen Markt anders zusammengestellt werden. "Sparkling-Weine laufen in China zum Beispiel noch gar nicht gut", erklärt Masüger. Champagner, welcher der bekannteste und meistverkaufte Sprudelwein ist, kann in China jährlich nur gerade 240.000 Flaschen absetzen. "Die Gründe dafür sind eigentlich klar: Einerseits trinken die Chinesen außerhalb der Großstädte ihren Wein gerne nicht so kalt, auch das Bier mögen die meisten eher warm. Doch Sparkling-Weine müssen kalt sein. Andrerseits sind kohlensäurehaltige Getränke allgemein nicht so beliebt und bei Alkohol noch weniger." Denn in China gebe es eine ausgeprägte "Ganbei-Kultur". Das heißt, die Leute müssen ein Glas in einem Zug leertrinken. "Dies ist umso ausgeprägter, je mehr man aufs Land kommt und je mehr es um Anlässe geht, bei denen jemand Gesicht gewinnen will." Auch bei den Preisklassen setze sich der Markt anders zusammen: "Die ganz billigen und die ganz teuren Weine laufen sehr gut. Alles dazwischen lässt sich kaum verkaufen."
Doch inzwischen reicht Masüger das Weingeschäft nicht mehr und sie möchte gerne Rivella nach China importieren. Rivella ist ein einzigartiges Schweizer Getränk, das aus Milchserum besteht und laut einer kürzlich erfolgten Marktanalyse immerhin die drittstärkste Marke in der Schweiz ist. Noch kann man das alkoholfreie Erfrischungsgetränk erst an wenigen Orten kaufen, aber das, so weiß Masüger inzwischen selbst am besten, kann sich in China schnell ändern.
Quelle: german.china.org.cn
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