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12. 10. 2010 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Leben in Hangzhou

"Ich habe einen Traum..." Exklusiv

Schlagwörter: Hangzhou Architekt Downhill-Biker Yoga

von Till Wöhler, Hangzhou

Eigentlich wollte Björn Rechtenbach (31) nicht lange in China bleiben. Doch aus einem Praktikum entwickelte sich eine Leidenschaft, die nun bereits vier Jahre andauert. Daneben arbeitet der junge Architekt an seinem eigentlichen Traum.

Eigentlich wollte Björn Mertenbach (31) nicht lange in China bleiben. Doch aus einem Praktikum entwickelte sich eine Leidenschaft, die nun bereits vier Jahre andauert.
Der 31-jährige Björn Rechtenbach ist Architekt. Er lebt seit bereits vier Jahren in Hangzhou. "Alles begann mit einem Praktikum im Jahr 2006", erinnert er sich lächelnd. Heute ist Rechtenbach Mitarbeiter des chinesischen Architekturbüros Baile Group.

"In China läuft alles über guanxi", Beziehungen, erzählt mir Björn Rechtenbach, als ich ihn frage, was bei seiner Arbeit in China anders ist als daheim. Wir sitzen an seinem Schreibtisch in einer sogenannten Model Town, etwas außerhalb der berühmten Stadt am Westsee. Es ist ein schwülwarmer Augustnachmittag. Draußen vor dem von seiner Firma umgebauten und aufgestockten Bauernhaus weht eine deutsche Flagge. Offenbar ist es eine Botschaft an alle Besucher, dass hier auch ein westlicher Ausländer arbeitet. Der 31-jährige Gubener ist Architekt, trägt einen smarten, gepflegten Bart, leicht aufgegeltes Haar, ein sportliches T-Shirt und Jeans. Er lebt seit bereits vier Jahren in Hangzhou. "Alles begann mit einem Praktikum im Jahr 2006", erinnert er sich lächelnd. Heute ist Rechtenbach Mitarbeiter des chinesischen Architekturbüros Baile Group.

Ich frage ihn nach seinen Beweggründen dauerhaft nach China zu gehen. Im Jahr 2007, erzählt er mir, hätte er an der FH Lausitz in Cottbus kurz vor dem Architekturdiplom gestanden. "Das Thema meiner Diplomarbeit hieß "Hochhaus in Hangzhou" – es wurde leider nie verwirklicht", sagt er beinahe mit etwas Wehmut. Er wäre einfach neugierig auf das Boomland China gewesen, fährt er fort, und wollte im Sommer nach dem Studium gleich Geld verdienen, statt als Dauerpraktikant in Deutschland sein Berufsleben zu fristen. "Ich hatte nach dem Diplom halt gleich einen Job in der Tasche, während viele Kommilitonen arbeitslos waren oder weiterstudierten. Mein erster Job in Hangzhou lief soweit ganz gut. Nach einem Jahr harter Arbeit wollte mein damaliger Boss aber mein Gehalt nicht erhöhen, und außerdem schuldete er uns allen noch Geld. Ich dachte, so kann es nicht bleiben." Was für ihn blieb, war die Stadt Hangzhou. Er wechselte abermals den Job, bevor er schließlich bei der Baile Group landete, wo er als einziger ausländischer Architekt arbeitet.

Eigentlich wollte Björn Mertenbach (31) nicht lange in China bleiben. Doch aus einem Praktikum entwickelte sich eine Leidenschaft, die nun bereits vier Jahre andauert.

Draußen vor dem von seiner Firma umgebauten und aufgestockten Bauernhaus weht eine deutsche Flagge. Offenbar ist es eine Botschaft an alle Besucher, dass hier auch ein westlicher Ausländer arbeitet.

Business auf chinesische Art. Die Projekte des jungen Büros sind noch nicht allzu groß, aber man baut für die "richtigen" Leute. "In China kann theoretisch jeder bauen, der genug Geld dafür hat. Fachleute mit den nötigen Lizenzen können Bauherren gegebenenfalls einkaufen. Deshalb ist es für uns als Architekten vor allem wichtig, die richtigen Leute zu kennen und Kontakte zu pflegen. "Meistens", verrät er mir augenzwinkernd, "haben die Bauherren keinen Plan vom Bauen. Aber sie lassen sich von vielen Büros parallel Entwürfe und Angebote ausarbeiten". Zunächst ohne Vertrag, weil die Architekten auf Aufträge hoffen. So kämen chinesische Bauherren aus ihrer Sicht zu einem optimalen Ergebnis, sprich Entwürfe zum Nulltarif, erklärt er. Die Ideen der anderen Bewerber würde dann der Favorit, den der Auftraggeber meist im Vorfeld kennt und schon heimlich bestimmt hat, auch oft verwenden.

Ob man der Favorit ist, hängt in China entscheidend von den guanxi, dem Beziehungsnetzwerk, des Bewerbers ab. Und das muss man ständig persönlich pflegen. Dazu gehört es, sich den lokalen Geschäftsgebaren anzupassen und regelmäßig mit den "richtigen" Leuten Essen zu gehen und Baijiu zu trinken. "Das habe ich von meinem Boss gelernt. Er hat mir eingetrichtert, sich nicht um den Assistenten zu scheren, sondern sich immer um den zu kümmern, der entscheidet, ob und wofür Geld ausgegeben wird", bestätigt Rechtenbach.

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Quelle: german.china.org.cn

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