Der Suzhou-Fluss in Shanghai

Viele Großstädte der Welt sind aufs engste mit Flüssen verbunden. Zum Beispiel gibt es in Paris die Seine und in London die Themse. Die Geschichte Shanghais ist mit dem Suzhou-Fluss verbunden.

Der Suzhou-Fluss, auch Wusong-Fluss genannt, entspringt in Guajingkou beim Taihu-See in der Provinz Jiangsu, erstreckt sich 125 km ostwärts und mündet bei der Waibaidu-Brücke bei Shanghai in den Huangpu-Fluss. Daher werden die beiden Ströme als Mutterflüsse Shanghais betrachtet. Insgesamt 23 Brücken spannen sich über den Suzhou-Fluss.

Das Gebiet an den Flussufern des Huangpu diente früher ausländischen Konzessionen und ist heute das Finanzzentrum Shanghais. Dagegen war das Einzugsgebiet des Suzhou ein wichtiges Wohngebiet für die Bürger.

Der Suzhou-Fluss ist ein Nebenstrom des Huangpu-Flusses. Aber vor 1000 Jahren war es umgekehrt. Mit der Entwicklung der Stadt Shanghai entstanden an beiden Seiten zwischen der Waibaidu-Brücke und der Henanlu-Brücke prächtige Bauten der ausländischen Kolonisten und zwischen der Henanlu-Brücke und der Wuninglu-Brücke Fabriken und Kais. Hier konzentrierten sich Ölpressen, Mühlen, Textil- und chemische Fabriken. Als Folge davon wurde der Fluss stark verschmutzt. Entlang des Flusses entstand ein Elendsviertel.

Die Waibaidu-Brücke war die erste Brücke über den Suzhou. Sie wurde im Jahre 1856 mit dem Geld eines Ausländers gebaut. Wer die Brücke überqueren wollte, musste eine Brückengebühr zahlen. Erst im Jahre 1873 wurde in der Nähe eine Holzbrücke gebaut. Da sie kostenlos für die Bürger zugänglich war, nannte man sie Baidu-Brücke („bai“ heißt „kostenlos“).

Am Nordufer der Waibaidu-Brücke liegt das Pujiang-Hotel, das vor hundert Jahren von einem Engländer gebaut wurde. Es war das erste Hotel mit modernen Einrichtungen in China. Im Jahre 1897 wurde in diesem Hotel zur Feier des 60. Geburtstags der Qing-Kaiserin Ci Xi eine Tanzparty veranstaltet, die die erste ihrer Art in China war.

Von dieser Brücke an ostwärts sieht man das Postgebäude, das im Jahre 1924 ebenfalls von Engländern erbaut wurde. Bis zur Befreiung Shanghais im Jahre 1949 war es das größte Postamt Chinas. Vor diesem Gebäude liegt die Sichuanlu-Brücke. Sie war Augenzeuge vieler historischer Ereignisse. Bei der Befreiung Shanhgais fanden hier heftige Kämpfe zwischen der Chinesischen Volksbefreiungsarmee und der Armee der Kuomintang statt.

An beiden Seiten der Henanlu-Brücke befanden sich früher ebenfalls Fabriken und Hütten. Hier lebten viele Arbeiterfamilien und fliegende Händler, Schuhmacher und Friseure.

Heute sieht man auf dem Suzhou-Fluss viele Frachtdampfer, deren Besitzer samt ihren Familien an Bord wohnen. Ein Beispiei ist der 28-jährige Miao Guofeng. Mit seinem Vater, seiner Fau und seinem Sohn fährt er einen Eisenfrachter. Seit 1997 arbeitet er für das Flussregulierungsprojekt der Stadt.

Nach dem Städtebauplan der Stadt Shanghai wird der Suzhou-Fluss seit 1997 reguliert. Die Regulierungsarbeiten werden 2010 beendet werden. Inzwischen wurden einige Kläranlagen errichtet und viele umweltverschmutzende Fabriken geschlossen oder verlegt. An der Stelle der alten Hütten entstanden moderne Wohnhäuser.

Bei der Stadtsanierung schenkte man auch dem Denkkmalschutz große Aufmerksamkeit. Zum Beispiel wurde ein 1921 gebauter Getreidspeicher westlich der Changshoulu-Brücke zu einer Kunstgalerie umgebaut. In der Zukunft wird das Flussufergebiet ein Wohnviertel mit modernen Einrichtungen sein.

(China im Bild/China.org.cn, 8. September 2003)