Filmzensur wird dezentralisiert

Die Stadt Shanghai hat seit neuestem das Recht, in Shanghai entstandene Filmdrehbücher zu zensieren. In der Vergangenheit mussten diese der Zentralbehörde in Beijing zugesandt werden.

Das Staatliche Hauptamt für Rundfunk, Film und Fernsehen gab bereits im Oktober bekannt, dass chinesische Filmdrehbücher ab dem 1. Dezember nicht länger der Zensur der Behörde in Beijing unterliegen.

Shanghai, Nanjing und Changchun seien Pilotstädte für das "autonome Überwachungsrecht", das besagt, dass die lokalen Behörden für Radio, Film und Fernsehen für die Prüfung der Drehbücher die Verantwortung übernehmen.

Das neue Recht gilt jedoch nicht für Drehbücher über Revolutionsgeschichte oder Spezialthemen, von der Regierung finanzierte Drehbücher und Filme an denen Ausländer beteiligt sind.

Brancheninsider bewerten die neue Richtlinie als groß Reform in der chinesischen Filmindustrie, die verschiedene Beschränkungen lockere und die Entwicklung der Branche fördere.

Lange Zeit galten Filme in China lediglich als moralisches Erziehungsmittel und unterlagen daher einer strengen Zensur.

Analysten vertreten die Auffassung, dass im Zuge einer schnellen Wirtschafts- und Kulturentwicklung immer mehr Menschen Filme als Kunst und Industrie wahrnehmen.

Die meisten Filmproduzenten und Regisseure begrüßen die neue Richtlinie und halten die Veränderungen für eine positive Neuerung.

Die neue Richtlinie werde das Monopol der Verwaltungsbehörde brechen, so der Beijinger Regisseur Jia Zhangke, dessen Filme oft an den Beijinger Zensurbehörden scheiterten, der aber andererseits auf internationalen Filmfestivals eine Reihe von Auszeichnungen verliehen bekam. Durch die neugewonnene Freiheit würden die lokalen Kapazitäten in der Filmproduktion verstärkt.

Auch gegenüber der Zukunft der Filmbranche in Shanghai zeigt sich Jia zuversichtlich. Shanghai sei einst im Filmgeschäft stark vertreten gewesen. Die neue Richtlinie stelle für die Stadt daher eine große Chance dar. Der einstige Erfolg der Shanghaier Filme werde sich in naher Zukunft wieder einstellen, so Jia.

Andere Filmproduzenten zeigen sich weniger enthusiastisch. Der Direktor der Produktionsverwaltung der Shanghai Film Group, Li Min, vertritt die Auffassung, dass die neue Richtlinie keine wesentlichen Veränderungen mit sich bringe. Die Überwachungsfunktion sei lediglich auf eine lokale Regierungsbehörde übertragen worden und nicht auf sein eigenes Filmstudio. Die Bedingungen in ganz China seien jedoch nach wie vor die gleichen, so dass letztendlich für die lokalen Filmen keine größere Freiheit entstehe.

(Shanghai Daily/Übersetzt von China.org.cn, 12. Dezember 2003)