Der Lange Marsch: Eine Geschichte, die zu erzählen man nie müde wird

Ein Interview mit Generaloberst Chen Yu – einem Historiker, der sich mit dem Langen Marsch der Roten Armee beschäftigt

Um den 70. Jahrestag des erfolgreichen Endes des Langen Marsches der Roten Armee (1934-1936) zu feiern, starteten in der Stadt Sanming in der Provinz Fujian Nachkommen der verdienstvollen Mitbegründer der Volksrepublik China einen Marsch entlang der Route des Langen Marsches. Sanming war vor 72 Jahren einer der Ausgangspunkte des Langen Marsches. Chen Yu, der bekannte Historiker des Langen Marsches der Roten Armee, organisierte diese Veranstaltung.

Chen Yu, geboren in Taian in Shandong, ist 49 Jahre alt und Generaloberst der Chinesischen Volksbefreiungsarmee (VBA). Mit 19 Jahren trat er in die VBA ein und studierte Geschichte der Kommunistischen Partei (KP) Chinas an der Politischen Hochschule der VBA in Nanjing. Er war einer der ersten Absolventen der VBA im Studienfach Geschichte. Chen hat mehr als 50 Bücher geschrieben und ist ein Fachmann auf dem Gebiet Geschichte der VBA und Betreuer für das Fach Militärtheorie an der Akademie der militärischen Wissenschaften.

Er war in verschiedenen militärischen Einheiten auf verschiedenen Ebenen eingesetzt und arbeitete an der Akademie der militärischen Wissenschaften und im Generalbüro der Militärkommission beim Zentralkomitees der KP Chinas. Außerdem arbeitete er auch als Chefredakteur der Zeitschrift Militärgeschichte. Er war bei verschieden Kriegen im Einsatz. Zu Fuß hat er den Jangtze und den Gelben Fluss überquert.

Chen Yu ist vom Langen Marsch fasziniert und seine Forschung konzentriert sich auf den Langen Marsch. Der Ort, an dem er während seiner Militärzeit stationiert war, befindet sich in West-Sichuan, genau an der Strecke des Langen Marsches. In den letzten 30 Jahren ist er bereits zehn Mal den Spuren des Langen Marsches gefolgt. Er ist auf mehrere schneebedeckte Berge bis auf 5200 Meter über dem Meeresspiegel gestiegen. Außerdem besuchte er noch nie erkundete Sumpfgebiete.

Chen Yu untersuchte viele Ausgangsorte und die Endpunkte, an denen drei verschiedene Routen des Langen Marsches zusammentrafen. Außerdem forschte er über mehr als zehn Stätten, an denen wichtige Konferenzen während des Langen Marsches stattfanden. Chen Yu ist unter den vielen Historikern, die sich mit dem Langen Marsch beschäftigen, der einzige, der meint, dass Feldforschung an den Originalschauplätzen des Langen Marsches betrieben werden soll.

Es ist unbestritten, dass der Lange Marsch eine historisch beispiellose, imposante und prächtige Heldengeschichte ist. Über den Langen Marsch formulierte Mao Zedong eindrucksvoll, der Lange Marsch war eine Manifestation, ein Propagandainstrument und eine Saatmaschine.

US-Autor Harrison E. Salisbury sagte, im 20. Jahrhundert war nichts faszinierender als der Lange Marsch, der die Zukunft der Welt in großem Ausmaß beeinflusste.

Chen Yu meinte, der Lange Marsch ist ein Heldengeschichte, ein imposantes Monument und eine atemberaubende Legende sowie eine Geschichte, die zu erzählen man nie müde wird. Er ist auch wie ein Buch, das man nie auslesen kann.

Im Zuge der 30 Jahre seiner Forschung über den Langen Marsch stellte Chen fest, dass aufgrund der widrigen natürlichen Bedingungen und der kritischen und spezifischen militärischen Situation nur wenige schriftliche Dokumente überliefert sind. Von der Roten Armee Nummer 1 und 4 ist nicht ein einziges Foto erhalten. Deshalb bestehen die historischen Materialien über den Langen Marsch zumeist aus Erinnerungen und Erzählungen von Offizieren und Soldaten der Roten Armee.

Der Lange Marsch ist seit 70 Jahren vergangen. Warum wird er immer wieder wiederholt? Warum spricht man darüber immer mit großer Ehrfurcht? Auf diese Frage antwortete Chen, der Lange Marsch sei eine wertvolle geistige Hinterlassenschaft, die die Geschichte der chinesischen Nation und der ganzen Menschheit geschenkt hat. Der Geist des Langen Marsches wird die nationale Seele sein, mit der China den Traum eines starken Landes verwirklicht.

(China.org.cn, chinanews.com, 25. August 2006)