Beziehungen zwischen China und Deutschland vor 1945 |
von Professor Yin Tongsheng, Beijinger Fremdspachenuniversität
Vom 17. Jahrhundert an beschäftigten sich viele Deutsche mit der chinesischen Geisteswelt. Die Anziehungskraft, die China auf Deutschland ausübt, läst sich mit großen Namen aus Deutschlands belegen. Einer der hervorragenden deutschen Wissenschaftler war Leibniz. Neben Leibniz kann man Goethe nennen, der von einer Weltliteratur schwärmte, als er die Übersetzung eines chinesischen Romans las. Darüber hinaus Max Weber, der bedeutendste deutsche Analytiker des traditionellen China. Er hat sich in seiner Arbeit über den Konfuzianismus und Taoismus tief in den Gegenstand hineingearbeitet. Richard Wilhelm, der bekannteste Missionar hat viele klassische Schriften Chinas über Konfuzius, Taoismus und Mohismus ins Deutsche übersetzt. Hermann Hesse, der sich insbesondere der Beschäftigung mit chinesischer Literatur, Philosophie und Mystik gewidmet hatte. Wirtschaftsbeziehungen haben sich auch allmählich entwickelt. Auf den deutschen Märkten fanden sich chinesische Seiden, Porzellane, Teppiche, Handarbeiten sowie Kunstgegenstände aus Jade und Holz, während Medikamente von Bayer, Elektrogeräte von Siemens, Messer aus Solingen begehrte Objekte in China waren. Am 2. September 1861 schloss eine Delegation aus Preußen mit dem chinesischen Reich ein Freundschafts- und Handelsabkommen ab und 1871 wurden die ersten diplomatischen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und China aufgenommen. Von den Erfolgen dieser Beziehungen war nicht viel übriggeblieben, weil das Deutsche Reich die Qing-Dynastie (1644-1911) zwang, ihm die Halbinsel Shangdong abzutreten. Erst am Anfang dieses Jahrhunderts begann sich China für Geist und Kultur Deutschlands zu öffnen. Einige junge Wissenschaftler Chinas kamen zur akademischen Ausbildung nach Deutschland. Der bekannteste unter ihnen war Cai Yuanpei. Er war Hanlin, das heißt im höchsten Rang des traditionellen Prüfungssystems stehend. Er studierte in Leipzig. Bei seinem 2. Aufenthalt in Deutschland studierte er "Geschichte der modernen Zivilisation" und wurde mit der Philosophie Kants vertraut. 1919 war er Rektor der Peking-Universität und richtete 1922 zum ersten Mal neben Englisch, Französisch und Russisch auch Deutsch als eigene Disziplin ein. Zu gleicher Zeit stellte Lu Xun in seinem Aufsatz "Macht der satanischen Dichtung" drei deutsche Dichter und Schriftsteller vor: nämlich Nietzsche, Arndt und Körner. 1907 wurde die erste Doktorarbeit von einem Chinesen, namens Li Fochi geschrieben, der damals an der Universität Bonn studierte. In demselben Jahr wurde eine deutsche Medizinschule von dem deutschen Arzt Dr. Erich Paolun in Shanghai gegründet, aus der die Tongji-Universität hervorgegangen ist. Eine besonders intensive Phase der beiderseitigen Beziehungen entwickelte sich in den 20er Jahren. Allein in Berlin studierten rund 1000 chinesische Studenten und Wissenschaftler, meist für Natur- und Ingenieurwissenschaften oder Medizin. Darunter befanden sich auch der ehemalige chinesische Ministerpräsident Zhou Enlai und Marschall Zhu De. 1933 kam Hitler an die Macht. Die Herrschaft des Faschismus, sein Bündnis mit Japan und der 2. Weltkrieg setzten den damals geschaffenen vielfältigen Verbindungen ein Ende, jedoch nicht der gegenseitigen Wertschätzung der beiden Völker. (China.org.cn) |