Tibet: Tierbestand bedrohter Arten wächst

Die Zahl wilder Tiere nehme ständig zu, so dass er nun jeden Tag mehr Tiere als Menschen zu Gesicht bekomme, erzählt Danbaciren, ein Hirte aus dem Kreis Ker (Bezirk Ali, autonome Region Tibet). Die Zahl der bedrohten Tiere unter Staatsschutz mit der höchsten Prioritätsstufe erreicht derzeit über 150.000. Damit liegt der Bestand doppelt so hoch wie die Anzahl der Bevölkerung der Region.

Ali ist das entlegenste Gebiet Tibets. In dem 340.000 Quadratkilometer großen Gebiet wird vorwiegend Viehwirtschaft betrieben. Der über 70.000 Bewohner zählende Bezirk Ali ist in sieben Kreise unterteilt. Ali liegt mit einer Durchschnittshöhe von 4.500 Metern an der Schneegrenze. Dank seiner riesigen Weideflächen und reichen Wasservorräte leben dort über 40 verschiedene Wildtierarten, die unter den Staatsschutz der ersten und zweiten Prioritätsstufe fallen.

Seit jeher ist die Jagd Bestandteil des Nomadenlebens der lokalen Hirten. Aber von Anfang der 1980er Jahre an ging die Zahl der Wildtierarten soweit zurück, dass die Tibetantilope und der wildlebende Kiang sogar vom Aussterben bedroht waren.

Zum Schutz der bedrohten Tierarten auf der Hochebene errichtete China das staatliche Naturschutzgebiet Qiangtang, das sich beinahe über ganz Ali erstreckt. Die zuständigen Behörden unterstützten die Hirten im Umgang mit den Schwierigkeiten im alltäglichen Leben und nahmen ihnen ihre Jagdgewehre ab. Die Mitarbeiter des Naturschutzgebietes klären die lokale Bevölkerung über die bestehenden Artenschutzbestimmungen auf und konnten dafür großflächige Unterstützung erlangen.

In rund fünf Jahren habe die Zahl der Tibetantilopen, wildlebenden Kiangs und Yaks sowie Streifengänse unter oberstem Staatsschutz die Bevölkerungszahl Alis überholt, so Danda, ein für den Artenschutz zuständiger Mitarbeiter des Forstwirtschaftsamtes von Ali. Gleichzeitig habe auch die Bevölkerung ihr bisher schnellstes Wachstum erlebt, so Danda weiter.

Da die Zahl der im Bezirk Ali lebenden Tibetantilopen von über 30.000 Tieren auf unter 10.000 Tiere gesunken war, gaben die Hirten in den Kreisen Gaize und Xianqian seit 2002 zum Schutz der Tibetantilope große Flächen Weideland frei. Dadurch soll für die Wildtiere ein größerer Lebensraum geschaffen werden. Während der jährlich stattfindenden fünfmonatigen Paarungszeit patrouilliert die Polizei bei jeder Wetterlage im Naturschutzgebiet.

Der 45 Jahre alte Danda erinnert sich noch daran, das er in seiner Kindheit selten wildlebende tibetische Kiangs auf dem Weideland nahe seiner Heimatstadt sah. Heutzutage leben allein in Gaize mehr als 10.000 wilde Kiangs. Im ganzen Bezirk Ali leben derzeit mehr als 60.000 Kiangs, rund 30.000 wilde Yaks und ungefähr 100 äußerst seltene Goldyaks.

Laut Aussage von Danda, komme das Jagen und Töten von Tieren nach wie vor vor, aber nur durch Wölfe und Bären. Der Bestand an Braunbären im Bezirk Ali liege bei über 700 Tieren und der Bestand an Wölfen bei 3.000 Tieren. Die Nahrungskette im gesamten Weideland habe sich deutlich verbessert.

(China.org.cn, 27. November 2003)