Solarenergie auf dem "Dach der Welt"

Auf dem "Dach der Welt" werden neuerdings Solarlampen verwendet. Die Tibeter können so auf das Verbrennen von Kuhmist und Butter verzichten.

Er wäre niemals auf die Idee gekommen, dass man mit der Sonne Lampen betreiben könne. Außerdem sei diese Art sauberer als das Verbrennen von Kuhmist und Butter und noch dazu "umweltfreundlich" wie die Stadtmenschen es nennen, so der tibetische Hirte Cewang Rinchen beim Kochen mit seinem solarbetriebenen Kochgerät.

Der im Dorf Wujiang (Kreis Rutog, Bezirk Ngari) im Westtibet geborene Cewang Rinchen und die meisten seiner als Nomaden lebenden Landsleute verwenden seit neuestem durch Solarenergie betriebene Lampen, sodass ältere Menschen nun auch bei Nacht ihrer Handarbeit nachgehen und die Kinder lernen können.

Der Bezirk Ngari liegt hoch oben in Tibet, auf dem "Dach der Welt" und hat eine Durchschnittshöhe von 4.500 Metern. Dort herrscht dünne Luft und starker Sonnenschein. Mit rund 3.370 Stunden Sonnenschein pro Jahr verfügt dieses Gebiet über die reichsten Solarenergieressourcen weltweit.

Seit 1990 unterstützt China die Programme "Sonnenschein" und "Licht der Wissenschaft" in dem wirtschaftlich benachteiligten Bezirk Ngari. Bis heute wurden dort rund 60 Solarkraftwerke gebaut, so dass 80 Prozent der als Nomaden lebenden Tibeter nachts mit Licht und Wärme versorgt sind.

In einem Nomadenzelt im Kreis Coqen erzählt der 65 Jahre alte Tibeter Dagyi gerührt, dass er fast sein ganzes Leben Butterlampen benutzt habe, seine Nase davon schwarz und seine Augen durch den Rauch schlechter geworden seien. Zuerst habe man sich gegen das "neue Zeug" gewehrt, als die Kreisregierung im Jahr 2001 für Solarlampen geworben habe. Doch heute verwende die Solarlampen wirklich jeder. Seine Familie könne so jährlich rund 100 Butterlampen einsparen und diese stattdessen für 1.200 Yuan (ca. 145 USD) verkaufen.

Die Nutzung von Solarenergie zieht aber nicht nur eine Veränderung des Lebensstils der lokalen Bevölkerung nach sich, sondern auch eine teilweise Verbesserung der lokalen Umwelt.

Vor der Wärmeerzeugung durch Solarenergie verwendeten die Tibeter Äste und Wurzeln des Rosenholzes zur Erzeugung von Wärme, was zu einem Rückgang dieser kostbaren Pflanzenart und zu einer Verschlechterung des Ökosystems führte. Durch den Einsatz der Solarenergie könne die Umwelt verbessert und der Artenbestand vermehrt werden, so Lhaba Cering, ein tibetischer Funktionär des Bezirks Ngari.

Quellen des Zentrums für Solarenergieförderung im Bezirk Ngari belegen, dass Solarenergie in den Bereichen Licht- und Wärmeerzeugung, Herdenhaltung und Wasserkonservierung eingesetzt wird. Bis zum Jahresende werden rund 70.000 Tibetern im Bezirk Ngari Solarlampen zur Verfügung stehen.

(China.org.cn, 4. Dezember 2003)