In China beginnt das Zeitalter der bemannten Raumfahrt

Das Chinesische Raumfahrtsamt hat am Freitag in Beijing offiziell angekündigt, dass zwischen dem 15. und dem 17. Oktober die erste bemannte chinesische Weltraummission starten wird. Derzeit werden im Raumfahrtzentrum Jiuquan in Nordwestchina am Rande der Wüste Gobi die letzten Vorbereitungen getroffen. Der Countdown läuft.

Die Arbeiten an dem chinesischen Raumfahrtprogramm begannen vor mehr als 40 Jahren. 1964 wurde dann die erste in China entwickelte Trägerrakete hergestellt und getestet. 1970 folgte der Start des ersten chinesischen Satelliten. In der Folgezeit wurde in China an der Entwicklung von wiederverwendbaren Raumflugkörpern und von Nachrichtensatelliten gearbeitet. Auf dieser Grundlage begannen 1992 die wissenschaftlichen und technischen Arbeiten am chinesischen Programm der bemannten Raumfahrt.

Dabei kennzeichnet die Raumfahrt nach den Worten des Wissenschaftsrates am chinesischen Forschungsinstitut für Raumfahrttechnik, Pang Zhihao, das Niveau und die Leistungskraft von Wirtschaft, Wissenschaft und Technik eines Landes: „Die Raumfahrttechnik verkörpert Forschungsergebnisse von mehreren Gebieten der modernen Wissenschaft und Technik und bietet gleichzeitig neue Möglichkeiten für die Entwicklung zahlreicher neuer Gebiete der Technik. Beispielsweise stellen die Entwicklung und der Einsatz von bemannten Raumfahrzeugen hohe Ansprüche an Kommunikations- und Computertechnik, Werkstoffe und Lebenserhaltungssysteme.“

Um den Traum einer eigenen bemannten Weltraumfahrt verwirklichen zu können, begannen in China die Arbeiten zur Entwicklung bemannter Flugkörper und der erforderlichen Trägerraketen. Gleichzeitig wurden entsprechende Start- und Landeplätze sowie ein Flugleitzentrum und Bodenkontrollstationen aufgebaut. Parallel dazu begann die Ausbildung eines Teams von Astronauten.

Das für bemannte Flüge entwickelte chinesische Raumfahrzeug heißt Shenzhou, was sich etwa mit „magisches Schiff“ übersetzen lässt. Es besteht aus drei Teilen: Einer Antriebs- und einer Rückkehrstufe sowie der eigentlichen Raumkapsel, die bis zu drei Menschen Platz bietet. Nach der Rückkehr der Rückkehrstufe zur Erde kann die in der Umlaufbahn verbleibende Raumkapsel weiter für die Beobachtung der Erde genutzt werden und erfüllt damit die Funktion eines Satelliten.

Zur Vorbereitung der ersten bemannten chinesischen Weltraummission waren vier unbemannte Flugtests mit der Raumkapsel Shenzhou vorgenommen worden. Im Unterschied zu diesen Testflügen, die in den Nachtstunden gestartet wurden, werden Start und Landung des bemannten Raumschiffs Shenzhou V am Tag erfolgen. Experten zufolge kann dadurch die Sicherheit der Raumfahrer und des Bodenpersonals optimal gewährleistet werden. Nach 14 Erdumkreisungen soll die Landekapsel des Raumschiffs Shenzhou V zur Erde zurückkehren und im vorgesehenen Gebiet landen.

Ebenso wie die dreiteilige Raumkapsel wurde auch die Trägerrakete für die erste bemannte chinesische Weltraummission in China ohne internationale Kooperation entwickelt. Der Chefkonstrukteur der Trägerrakete, Liu Zhusheng, verwies dabei auf das Grundprinzip während der Entwicklungsarbeiten, nämlich die Sicherheit des Lebens der Raumfahrer zu garantieren: „Wir haben zahlreiche Maßnahmen für den Schutz des Lebens der Raumfahrer ergriffen. Beispielsweise wurde in der Rakete ein zusätzlich Notevakuierungssystem eingerichtet. Sollten während des Starts und der ersten Flugphase der Rakete irgendwelche Probleme auftreten, wird damit gewährleistet, dass die Raumfahrer den kritischen Bereich schnell verlassen können.“

Inzwischen haben insgesamt 14 ausgezeichnete Piloten der chinesischen Luftwaffe eine Astronautenausbildung absolviert. Sie sind im Durchschnitt 1,70 Meter groß und 65 kg schwer. Jeder Kandidat hat durchschnittlich mehr als 1.000 aktive Flugstunden im Cockpit hinter sich.

Wer von ihnen an Bord des Raumschiffs Shenzhou V ins All fliegt, wird in Kürze bekanntgemacht, wie auch der konkrete Starttermin.

Das Flugleitzentrum des Raumfahrtzentrums Jiuquan wird unter Berücksichtigung der Wetterbedingungen und der Bewegung der Sonne das Startkommando geben.

(CRI/China.org.cn, 13. Oktober 2003)