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11. 08. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Tätowierte Frauen in China müssen gegen Ablehnung kämpfen

Schlagwörter: Tätowierung , Offenheit, Tattoo

Junge Frauen mit einer Tätowierung sind in China längst keine Seltenheit mehr. Doch noch immer werden sie in der Gesellschaft diskriminiert und bisweilen sogar von einer Arbeitsstelle ausgeschlossen. Grund dafür sind oft alte Vorstellung über eine "zu große Offenheit".

Sie ist sittsam gekleidet, hat perfekte Manieren und macht bei einem bekannten Immobilienunternehmen ein Praktikum. Doch Monica Lin trägt auf ihrem Knöchel ein kleines Geheimnis: Eine Tätowierung. Im Winter muss sich die 22-Jährige nicht groß Gedanken darüber machen, doch wenn der Sommer kommt und sie wieder Röcke tragen will, kann sie ihre Tätowierung nicht länger verstecken.

Lin ist sich sicher, dass sie der unscheinbare Schmetterling am Bein eine tolle Stelle gekostet hat. Im vergangenen Sommer machte sie bei einem chinesischen Energieunternehmen ein Praktikum. Klein wie das Tattoo auch ist, scheint es doch mehr gewesen zu sein, als die konservativen Augen der Zuständigen in der Personalabteilung haben ertragen können. "Nach meinem dreimonatigen Praktikum hieß es, dass es keine offenen Stellen gebe. Aber die Firma hat weiterhin Leute rekrutiert", sagt Lin. "Ich bin sicher, dass mein Vorgesetzter bei einem Abendessen, zu dem ich einen Rock trug, das Tattoo gesehen hat." Niemand würde je sagen, dass eine Tätowierung ein Unding sei. Aber Lin ist überzeugt: "Es scheint eine ungeschriebene Regel zu geben, dass eine Tätowierung zu vielen Jobs schlicht nicht passt."

Ein Tattoo in Form eines Fisches.

Gerade weil sie solche Situationen befürchtet hatte, entschloss sie sich vor vier Jahren, den Schmetterling an einer weniger gut sichtbaren Stelle zu verewigen. Das Tattoo ist ein Zeichen für die Freundschaft zu ihren Mitschülern am College. Sie ließen es sich einbrennen, als sich am Ende der Schulzeit ihre Wege trennten.

Lin ist nicht die einzige junge Frau, die mit ihrer permanenten Körperbemalung in einer konservativen Gesellschaft einen negativen Eindruck macht. Die 24-jährige Xu Shenjia hatte sich für die schriftliche Prüfung zum nationalen öffentlichen Dienst eingeschrieben. Doch als sie hörte, dass sie wegen ihrer auf den Rücken tätowierten Flügel sowieso bei der ärztlichen Untersuchung ausgefiltert würde, entschloss sie sich, es gar nicht erst zu versuchen. "Es gibt zwar in dieser Hinsicht keine schriftlichen Anordnungen, aber alle haben mir das so erzählt. Also gab ich auf", erzählt Xu. "Alle" sind in diesem Fall ihre Eltern, ihre Universitätsprofessoren und Freunde. Die Eltern kritisieren sie noch heute, dass sie sich das Tattoo hat machen lassen und es lange vor ihnen verborgen hielt.

Junge Frauen, die wie Lin und Xu Tätowierung als Mode oder Kunst betrachten, müssen teilweise sehr negative Reaktionen anderer erdulden. Auch junge Männer mit Tätowierungen stoßen oft auf Ablehnung, doch fällt diese meist nicht so stark aus wie bei Frauen. Hartnäckig hält sich die Vorstellung, dass sich nur "böse" oder harte Mädchen tätowieren lassen. Die Ablehnung hat möglicherweise historische Hintergründe. In China war die Tätowierung seit mehr als 3500 Jahren eine Form der Bestrafung. Die sogenannte "Tintenstrafe" galt als eine der fünf wichtigsten Strafen für Kriminelle. In manchen Dynastien wurden Sklaven oder Kriegsgefangene im Gesicht tätowiert, um ihren Status deutlich zu machen. In vielen chinesischen Filmen sind Tattoos Gangstern vorenthalten. Diese Konnotationen sind besonders bei Leuten über 30 stark verbreitet.

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Quelle: german.china.org.cn

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