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11. 08. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Tätowierte Frauen in China müssen gegen Ablehnung kämpfen

Schlagwörter: Tätowierung , Offenheit, Tattoo

Steche mich!

Zhuo Danting ist eine 28-jährige Künstlerin aus der Provinz Heilongjiang im Nordosten Chinas – und am ganzen Körper mit Tattoos überdeckt. Ihre Lippen sind gepierct und sie trägt einen blaugrünen Irokesen-Haarschnitt. Zhou war einst mit einem Iren verheiratet und tätowiert bereits seit neun Jahren andere Menschen. Ihre Kundschaft ist beträchtlich. Rund 60 Prozent von ihnen seien allerdings Expats, erklärt sie. Zhou, die bei Shanghai Tattoo arbeitet, erzählt, dass ihre vorwiegend weibliche Kundschaft aus China sich vor allem mit dem Preis und der Größe des Tattoos auseinandersetzt. "Die Bedeutung eines Bildes und die hygienischen Verhältnisse sind vielen weniger wichtig." Ausländer hingegen hätten oft bereits eine klare Vorstellung davon, was sie wollen, sagt Zhuo.

Zhuo Danting bei der Arbeit.

Die junge Tätowiererin empfiehlt allen, sehr streng auf die Hygiene zu achten, da diese an vielen Orten ungenügend sei. Viele junge Menschen würden dazu neigen, billigere Plätze zu wählen, ohne sich über die Gefahren einer Infektion mit einer Krankheit Gedanken zu machen. "Dabei geht es nicht nur um saubere Nadeln und Wegwerfhandschuhe", sagt Zhou. "Es ist grundsätzlich sicherer, sich an einem sauberen Ort stechen zu lassen."

Generell hat das Tätowieren in China nicht die Kunstfertigkeit erlangt, die man aus vielen westlichen Ländern kennt. "Viele Kunden sorgen sich, was andere, insbesondere Eltern, Partner oder Arbeitskollegen, denken, wenn sie das Tattoo sehen." Dies würde sich negativ auf die künstlerischen Möglichkeiten auswirken. Zhou selbst hat keine Hemmungen. Wenn die junge Frau, deren Tattoos vom Hals bis zu den Fingern reichen, durch die Straßen geht, dreht sich mancher Kopf nach ihr um. Vielleicht hat sie sich aber auch einfach an die Blicke gewöhnt. Als Kunstliebhaberin und Malstudentin bekam sie ihre erste Körperbemalung mit 19 in Harbin, der Hauptstadt ihrer Heimatprovinz Heilongjiang, von einem umherreisenden Tätowierer. In die damals kaum bekannte Kunstform verliebte sich die junge Frau sogleich.

Eine Frau zeigt ihre Tätowierung.

Für eine derart nonkonformistische Person ist es nicht überraschend, dass sie will, dass auch ihre Kunst einzigartig ist. Sie kopiert keine Designs und redet oft lange mit den Kunden, bevor sie ein Design entwirft. "Eine Tätowierung soll an einen Teil des Lebens erinnern und bei jedem Individuum einzigartig ausfallen”, findet Zhou. "Ich kann die Vorstellung nicht ertragen, dass Millionen von Menschen das gleiche Bild auf sich tragen wie ich."

Oft muss sie sich mit jungen chinesischen Frauen abgeben, die fürchten, dass ihre Freunde möglicherweise ihre Tätowierung nicht mögen. In solchen Fällen gibt es am Ende meist nur ein sehr kleines Tattoo, das mit Schmuck verwechselt werden könnte. Allerdings sind die Probleme am Ende meist doch nicht so tragisch. Der 29-jährige Yang Lin etwa bekam einen heftigen Streit mit seiner Freundin, als er ihre Tätowierung vor zwei Wochen entdeckte. "Ich weiß, eine Tätowierung ist heute nichts Schlimmes mehr. Aber es lässt mich nicht mehr los", erklärt Yang. "Ich betrachte sie plötzlich aus einem anderen Blickwinkel. Ich muss immer daran denken, dass sie vielleicht doch offener ist, als ich erwartet habe."

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Quelle: german.china.org.cn

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