Nachruf
Früherer Gesandter in Deutschland erinnert an „China-Experten“ Helmut Schmidt
Der ehemalige Botschafter in Deutschland, Ma Canrong, bezeichnet den früheren deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt, der am Dienstag im Alter von 96 verstorben ist, als „echten China-Experten“.
Während seines China-Besuchs im Jahre 1975 bestieg Helmut Schmidt auch die Große Mauer.
Ma, der die meiste Zeit seines Berufslebens in Deutschland verbracht hat, sagt über Schmidt, dass er ein aufrichtiger, durchsetzungsstarker, standhafter und anspruchsvoller Mann war. Als Ma im Jahre 1973 erstmals nach der Bundesrepublik entsandt wurde und bis 1981 dort arbeitete, war Helmut Schmidt amtierender Bundeskanzler (1974-1982). Im Jahre 1975 kam Schmidt für einen Staatsbesuch nach China und wurde somit zum ersten deutschen Bundeskanzler, der seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen im Jahr 1972 das Land besuchte.
Ma hat den kompletten Prozess des Beziehungsaufbaus zwischen China und Deutschland miterlebt. Schmidt sei ein Befürworter von Chinas Reform- und Öffnungspolitik gewesen und habe die schnelle Entwicklung Chinas lange vorhergesagt. Ma erinnert sich: „Er hat einmal gesagt, dass es drei wichtige, internationale Währungen in der Welt geben wird: den Dollar, den Euro und den RMB.
Über die Jahre baute er zu Schmidt eine „gute persönliche Beziehung“ auf und sagt, Schmidt habe auch nach seiner Kanzlerzeit noch viel Einfluss in Deutschland und sogar in der Welt gehabt. Auch Kanzlerin Angela Merkel lobt Schmidt als Vordenker der internationalen Kooperation, dessen Entscheidungen auch heute noch Wirkung haben.
„Sein Rat und sein Urteil wurde nicht nur von seinen Nachfolgern geschätzt, sondern auch von der Öffentlichkeit. Denn Schmidt war ein hervorragender Redner und ein eloquenter Debattierer. In seinen ersten Jahren bekam er den Spitznamen `Schmidt-Schnauze`. In meiner Biografie, die ich zu Ende meiner Amtszeit 2009 schrieb, widmete ich Schmidt ein Kapitel“, erzählt Ma.
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet vom Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker, der über Schmidt sagte, dass er einen Freund mit politischem Mut verloren hat. Schmidt habe zusammen mit dem ehemaligen französischen Präsidenten Valery Giscard d'Estaing ein europäisches Währungssystem gegründet, das den Weg für den Euro ebnete. Juncker wird zitiert mit: „Die Geschichte dieses Kontinents hat ihn für fast ein Jahrhundert geprägt und machte ihn zu einem engagierten Europäer.“