Kulturaustausch
Gegenwartskultur sichtbar machen Exklusiv
Von Wolfgang Kuhn, Beijing
Arnold Obermayr ist der neue Direktor des österreichischen Kulturforums in Beijing. Im Interview mit China.org.cn spricht er über seine Zielsetzungen und die Herausforderungen in China.
Arnold Obermayr ist der neue Direktor des österreichischen Kulturforums in Beijing
China.org.cn: Sie waren zuletzt als Leiter des Referats für EU-Kommunikation im Außenministerium tätig. Über welchen Weg haben Sie nach Asien beziehungsweise China gefunden?
Meine ersten Kontakte zu Asien haben sich schon während meines Studiums ergeben; ich habe in Hongkong und in Tokio einige Praktika absolviert. Nach meinem Wirtschaftsstudium habe ich längere Zeit in der Privatwirtschaft verbracht. Im Jahr 2000 wechselte ich von der Industriellenvereinigung ins Außenministerium, mein erster kleiner Trainingsposten war für sieben Monate Äthiopien, die erste größere Aufgabe war Tokio, wo ich das Kulturforum geleitet habe. Von dort aus ist es dann weiter nach Bangkok gegangen, wo ich für viereinhalb Jahre stellvertretender Missionschef war. Zuletzt war ich eben vier Jahre in Wien in der Presseabteilung und habe die Europa-Kommunikation geleitet - und vor einem Monat konnte ich meinen Wunschposten als Leiter des Kulturforums in Beijing antreten. Damit ist ein Traum in Erfüllung gegangen und ich freue mich auf die nächsten Jahre, die ich hier verbringen darf. Meine Aufgabe ist es, österreichische Kunst und Kultur in allen ihren Facetten zu präsentieren. Ein weiteres Ziel ist es, Netzwerke aufzubauen, die unseren österreichischen Kunst- und Kulturschaffenden in diesem Land helfen können.
China.org.cn: Sie haben ja in der Wirtschaft gearbeitet - woher kommt denn das Interesse an Kultur?
Nun ja, es gibt ja viele Menschen, die Wirtschaft studiert haben und gleichzeitig begeisterte Kunstsammler sind. Ich habe mich für Kunst und Kultur schon seit meiner Jugend interessiert und sammle im kleinen Rahmen ebenfalls Kunstwerke. Ich betreibe in Wien mit zwei Freunden gemeinsam einen non-Profit Kunstraum, der mittlerweile ein bekanntes und gutes Programm fährt. Kunst ist für mich Teil meines Lebens, ich bin gerne in diesem Bereich tätig, weshalb Beijing ja auch ein Wunschposten für mich war. Selbstverständlich ist China ungleich größer als "nur" Beijing, da muss man Realist sein. Man kann nur versuchen, kleine Schwerpunkte zu setzen und versuchen, sich mit den Mitteln der sozialen Medien, die hier ja viel stärker und wichtiger sind, mehr Gehör zu verschaffen und das Bestmögliche daraus zu machen.
China.org.cn: Sie haben erwähnt, dass Sie Österreichs Kultur in allen Facetten in China präsentieren möchten - welche Schwerpunkte wollen Sie setzen?
Österreich ist bekannt für die klassische Musik; wenn man Mozart sagt, wird das bei den meisten Menschen bestimmte Assoziationen hervorrufen. Wir haben einen gewissen Ruf und es gibt diverse Klischees, was ja auch gut ist, denn die können etwa beim Bewerben von Konzerten oder Veranstaltungen durchaus weiterhelfen. Aber wir haben auch den Auftrag, das zeitgenössische, österreichische Kunstgeschehen in China zu präsentieren und zu zeigen. Ich habe also vor, einige Ausstellungen mit österreichischen Künstlern zu machen, eventuell auch gemeinsam mit chinesischen Kolleginnen und Kollegen. Ich finde den Bereich Design und Architektur spannend, auch verbunden mit österreichischer "Green Architecture" und Nachhaltigkeit. Tanz und zeitgenössische Musik sind mir ebenfalls ein Anliegen. Vor allem glaube ich, dass wir hier unseren "Austria Channel" im Internet noch attraktiver und damit bekannter machen können, nicht nur in Beijing, sondern auch in den übrigen Regionen in China. Wenn wir etwas transportieren wollen, wäre es wünschenswert, mehr Visibilität zu generieren. Gerade in China ist es besonders wichtig, bei einem lokal begrenzten Event über soziale Medien ein größeres Publikum zu erreichen. Aktivitäten in anderen Regionen sind mit einem beschränkten Budget natürlich schwierig, da muss man Kooperationspartner suchen. Es ist allerdings besser, Schwerpunkte zu setzen, anstatt mit dem Gießkannenprinzip überall ein bisschen etwas zu tun.