Kulturaustausch
Gegenwartskultur sichtbar machen Exklusiv
China.org.cn: Warum war für Sie Beijing beziehungsweise China ein Wunschposten?
Ich und meine Frau wollten grundsätzlich nach Asien zurück, nachdem wir hier schon etliche Jahre unseres Lebens verbracht haben. Wenn man die Chance hat, in eines der wirtschaftlich und politisch interessantesten Länder zu gehen, sollte man diese nützen. In Europa redet ja jeder über China, ich habe nun die Freude und das Vergnügen, selbst in diesem Land zu sein und hautnah mitzuerleben, was in diesem Land passiert und wie es sich verändert. Dafür bin ich dankbar und ich freue mich auf die nächsten vier-fünf Jahre, die ich hier verbringen darf. Ich hoffe, viele schöne Projekte für die österreichisch-chinesischen Beziehungen auf Schiene zu bringen.
China.org.cn: Haben Sie sich vorab mit der chinesischen Kultur beschäftigt?
Gewiss - wenn man in Asien unterwegs ist, kommt man mit chinesischer Kultur unweigerlich in Berührung. Wir waren auch schon davor einige Male privat in China. Ich habe mich jetzt im Vorfeld intensiv in die Materie eingelesen und lange mit chinesischen Freunden über das Land gesprochen. Das hat uns geholfen, uns ein bisschen auf das Land vorzubereiten. Es wäre allerdings vermessen zu sagen, dadurch viel über das Land zu wissen. Das dürfte vermutlich auch nach vier Jahren unmöglich sein. Aber ich interessiere mich für Land und Leute und lerne dadurch automatisch jeden Tag etwas dazu. Ich hatte auch schon das Vergnügen, einige chinesische Künstler zu treffen, etwa bei einer Ausstellungseröffnung. Das ist wunderbar, wenn man die Gelegenheit hat, zeitgenössische Künstler persönlich kennenzulernen. Es wäre in weiterer Folge interessant, wenn österreichische Künstler vor Ort mit chinesischen Kollegen gemeinsame Projekte durchführen könnten.
China.org.cn: Was hat Sie in den ersten Wochen seit Ihrer Ankunft persönlich am meisten beeindruckt - sowohl im Negativen wie auch im Positiven?
Besonders ist mir die Benutzung der Mobiltelefone aufgefallen und wie sie hier verwendet werden, mit Plattformen wie beispielsweise WeChat. Ich habe zwar gewusst, dass es diese Apps gibt, aber wenn man sieht, wie man hier sogar damit einkauft, wie der Freundeskreis organisiert wird und welche Produkte damit beworben werden, ist das schon sehr beeindruckend. Zu diesem Thema habe ich noch viele Fragen und ich bin auch gespannt, wie man mit diesem Trend in weiterer Folge umgeht. Das hat mich sowohl im Positiven wie im Negativen beeindruckt. Ich habe in kurzer Zeit extrem viele nette und hilfsbereite Chinesen kennengelernt, die versucht haben, mir zu helfen. Wenn man auf der Straße verloren geht, dauert es meistens nicht lange, bis man jemanden trifft, der einem irgendwie weiterhelfen will. Das finde ich wirklich toll, vor allem, wenn man sich die Dichte in dieser Stadt vor Augen führt. Jeder Spaziergang wird damit zu einem Abenteuer - dass andererseits der Verkehr dramatisch ist, dürfte wohl jeder Bürger dieser Stadt unterschreiben. Bekanntermaßen ist die Luft an manchen Tagen wenig erfreulich, man muss aber auch dazu sagen, dass die Situation in vielerlei Hinsicht besser geworden ist. Kulinarisch ist das Land hingegen ein Traum, meine Frau und ich lieben vor allem die kleinen Restaurants, in denen es immer etwas zu entdecken gibt. Wir haben da keine Scheu und versuchen, alles zu probieren. Mein Resümee nach einem Monat fällt also ausgesprochen positiv aus und ich bin sehr froh, hier sein zu dürfen.
Zur Person: Arnold Obermayr wurde 1968 in Schlatt bei Schwanenstadt in Oberösterreich geboren, Studium der Handelswissenschaften in Wien, Postgraduate Studium "International Relations and Diplomacy" in Paris; anschließend Assistent der Geschäftsleitung einer Zweigstelle eines französischen Konzerns in Österreich dann Traineeprogramm der Industriellenvereinigung. Eintritt in den diplomatischen Dienst im Jahr 2000, bisherige Auslandsposten: Addis Abeba, Tokio, Bangkok und seit Anfang November 2015 Beijing. Verheiratet mit Andrea Waldbrunner; liebt Kunst und Kultur, lernt gern neue Menschen kennen, reist gerne und versucht, auch sportliche Aktivitäten nicht zu kurz kommen zu lassen.