"Nicht panisch strampeln, wenn die Finanzhaie kommen" Exklusiv

14.02.2016

Der Start ins neue Jahr ist an den chinesischen Börsen bisher eher unglücklich verlaufen, und auch sonst herrscht an den Märkten Nervosität. Westliche Medien schreiben schon den „Niedergang des chinesischen Wirtschaftswachstums“ herbei. Wir haben Marc-Stephan Arnold, früher selbst Wirtschaftsredakteur bei China.org.cn, nach seiner Meinung zur aktuellen Situation gefragt.

China.org: Seit Anfang 2016 unterliegt der Wechselkurs des RMB starken Schwankungen, was die Aktienmärkte verunsichert hat. Auf der einen Seite ist die Atmosphäre am Markt deutlich pessimistischer geworden, auf der anderen Seite hat die chinesische Regierung aber auch mehrmals ihre Entschlossenheit betont, den Wechselkurs stabilisieren und keinen Währungskrieg führen zu wollen. Wie sehen Sie als Ausländer dieses Thema?

Die Verunsicherung ist in der Tat sehr groß, man kann sie fast mit Händen greifen. Die Schwankungen des RMB an sich sind eigentlich gar nicht so ein großes Problem – das einzige Problem ist, dass eine derartige Volatilität in Verbindung mit der Nervosität am Markt die wirklichen gefährlichen „Raubtiere des Kapitalismus“ anlockt. Spekulanten wie George Soros zum Beispiel. An und für sich hätte ich keine Bedenken, dass sich die Lage in China wieder beruhigen wird. Die Chinesische Zentralbank kann den Kurs des RMB auf jeden Fall stabilisieren. Aber wenn Finanzhaie wie der Soros auftauchen, dann muss man aufpassen.

Was kann man denn überhaupt gegen Spekulanten wie Soros tun?

Nicht viel. Wenn man im Meer schwimmt und irgendwo neben sich die Rückenflosse eines Hais wahrnimmt, sollte man es auf alle Fälle vermeiden, panisch zu strampeln – hektische Bewegungen ziehen Raubtiere an. Wenn man ruhig bleibt, hat man bessere Chancen. Übertragen auf Chinas Position bedeutet dies: man sollte auf keinen Fall versuchen, sich mit aller Gewalt gegen den Trend zu stellen. Leute wie Soros werden reich, weil sich Politiker oder Zentralbanker gegen die Trends stellen und versuchen, eine Währung auf Teufel komm raus „stabil“ zu halten. Wenn die Kurse fallen, lasst sie fallen – dann wird sich die Situation normalerweise schneller beruhigen, als man denkt. Ein niedrigerer RMB-Kurs hätte keine großen Nachteile für China, eher sogar Vorteile. Kursverluste am Aktienmarkt können zwar kurzfristig schmerzhaft sein, aber wenn man unnatürliche Barrieren und Schutzmechanismen errichtet oder gar den Handel aussetzt, dann entsteht an den Märkten Panik – und dann sind auch Finanzhaie wie der Soros sofort da. Eine solche Situation ist wie ein gefundenes Fressen für diese Typen.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Marc-Stephan Arnold,Wirtschaftswachstum