Zwei Tschechen erzählen von ihrer jahrzehntelangen Liebe zu China
Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping wird der Tschechischen Republik am Montag einen offiziellen Staatsbesuch abstatten. Er ist der erste Spitzenpolitiker, der das Land seit der Einführung der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern vor 67 Jahren, als die Tschechische Republik noch Teil der Tschechoslowakei war, besucht.
Viele gehen davon aus, dass der Besuch zu einer Annäherung der beiden Staaten führen wird und die Zeit der ideologischen Unstimmigkeiten und Probleme in Zusammenhang mit Taiwan und dem Dalai Lama damit ad acta gelegt wird.
Nicht nur auf nationaler Ebene spiegelt sich die Entwicklung der bilateralen Beziehungen im Leben der Menschen wider. Die Geschichten von tschechischen Familien und deren emotionaler Bindung zu China zeigen zwei Länder, die sich besser kennenlernen.
Familie He
Zdenek Hrdlicka, auch He Zhida genannt, hat seit vier Generationen eine familiäre Bindung zu China. Sein Großvater, dessen chinesischer Name He Deli lautet, und seine Großmutter, He Dejia, waren beide bekannte Sinologen. Ihre chinesischen Namen erhielten sie damals von dem berühmten chinesischen Schriftsteller und Historiker Guo Moruo.
Im April des Jahres 1949 besuchte Guo die Tschechische Republik als Mitglied einer chinesischen Kulturdelegation und freundete sich mit He Deli und He Dejia an. 1950 wurde He Deli zum ersten Botschafterberater der tschechoslowakischen Botschaft in China. Das Ehepaar erwarb während seines Aufenthaltes in China Hunderte von Büchern, die später den Grundstock der Lu Xun Bilbiothek der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik bildeten.
Auch ihr Sohn He Huasheng kam in dieser Zeit zur Welt und sie gaben ihm einen chinesischen Namen. Der berühmte chinesische Maler Qi Baishi übersandte dem Neugeborenen damals sogar ein Gemälde.
He Deli and He Dejia sehen Qi Baishi beim Malen zu. (Foto von He Zhida)
Aufgewachsen unter dem Einfluss seiner Großeltern, entschied sich He Zhida dazu, Sinologie zu studieren und ging auf eigene Kosten nach Nanjing, um dort sein Chinesisch zu vertiefen. Dort lernte er Zheng Minjia kennen, ein chinesisches Mädchen, das später seine Frau wurde.
Das Ehepaar hat heute drei Kinder, mit denen es jedes Jahr in den Sommerferien nach China fährt, damit sie Chinesisch lernen und mit der dortigen Kultur vertraut werden.
He Zhida spielte an der Uni in einer Band und sang chinesische Rocksongs. Die Band hat bereits mehrere Konzerte in China gegeben und tritt immer noch jedes Jahr auf. In seiner Masterarbeit mit dem Titel „Die Verbindung zwischen Volksliedern der Ming- und Qing-Dynastie und der chinesischen Kultur des 19. Jahrhunderts“ verbindet er Literatur und Musik.
Nach seinem Abschluss übte He Zhida viele Übersetzungstätigkeiten aus. Im Jahr 2014 begleitete er den tschechischen Staatspräsidenten Miloš Zeman bei dessen Chinabesuch als Dolmetscher. Vor dem Hintergrund der zunehmend enger werdenden Beziehungen zwischen China und der Tschechischen Republik steckt er seine ganze Energie in die chinesisch-tschechische Übersetzungsarbeit. Er sagt, er sei stolz darauf, mit China verbunden zu sein.